Melodie des Meeres
Rezension. Ich habe diesen Beitrag mal unter Fremdlesen gepackt, obwohl es eigentlich ein Fremdsehen behandelt.
Gestern hab ich mir also diesen hochgelobten Film angesehen.
Ja, ich bin schon sehr begeistert. Die wunderbare Musik. das Magische, die Muster, die Story, ich mochte alles daran. Das heißt, fast alles.
Was genau in der Handlung passiert, lässt sich im Wikipdia-Artikel nachlesen. Es gibt zudem im Internet wunderschöne Trailer dazu.
Insgesamt hat mir der Film sehr gefallen, es ist zwar ein Kinderfilm ohne Alterseinschränkungen, lässt sich jedoch auch als Erwachsene Person sehr gut ansehen. Und auf jeden Fall ist für mich hierbei ein re-watch eingeplant.
Milde Kritik
Was mich bei Filmen, in denen Kinder vorkommen, immer wieder ankratzt, das sind die Erwachsenen, die weder zuhören, noch ernst nehmen. Das ist hier mal wieder der Fall.
Da ist also dieses kleine Mädchen, das nicht sprechen kann. Der Vater, der sie sehr liebt, verteidigt diese Unfähigkeit (den Unwillen?) vor der Oma, die dieses Nicht sprechen-Können oder -wollen als Makel ansieht. Die Oma ist es auch, die das Kind unbedingt in schöne „Mädchenkleidung“ steckt, weil sich das zumindest am 6. Geburtstag „so gehört“.
Als sich herausstellt, dass Saoirse ein Halb-Selkie, ein Meereswesen in Robbenform ist, muss das Kind sich am Ende entscheiden, ob sie mit den anderen Feenwesen geht oder als Mensch weiterlebt und dafür ihr Robbenfell ablegt.
Meine Frage ist dabei: warum darf sich eine Kind nicht beiden Welten zugehörig fühlen. Ich sehe da Analogien zu bestimmten Dingen im Real Life. Warum darf das Kind nicht einfach nur „sein“? Warum muss ein Kind, ein Mädchen, immer der Norm entsprechen? Einer Norm, die ohnehin nur ein künstliches, gesellschaftliches Konstrukt ist, irgendwie von irgendwelchen Leuten festgelegt und unverrückbar. Weil, das ist eben so, oder: das macht man eben so, schon immer?
Ableismus: Warum muss ein Kind sprechen können, um „ganz“ zu sein? Der Druck, den die Oma aufbaut, hat mir nicht wirklich gefallen. Selbst der Bruder sagt ihr immer wieder, dass sie ja nicht sprechen kann. Dabei sagt das kleine Mädchen so überaus viel. Es hört ihr nur niemand zu.
Der Bruder, Ben, ist genauso schlimm dran. Seine Befindlichkeiten werden ignoriert. Weder redet der Vater mit ihm noch hört der ihm zu. Die Oma schon gar nicht. Dem Jungen werden Aufgaben übertragen, die er in seiner Verfassung nicht leisten kann. Als Kind hat er kein Mitspracherecht.
Zwangsweise werden beide Kinder von der Oma mit in die Stadt genommen, um dort zu wohnen. Da wird sich einfach über das Kindswohl hinweggesetzt, weil … die Erwachsenen das ja sooo viel besser beurteilen können/sarcasm. Wobei die beiden Erwachsenen in diesem Film in ihren eigenen mentalen Schmerzwelten gefangen sind, was das mistige Verhalten zwar nicht entschuldigt, jedoch ein Stück weit erklärt. Erwachsene setzen sich nach meinen Erfahrungen zu oft über den Willen von Kindern hinweg.
Es tat weh, dieses mit anzusehen.
Aber vielleicht sind dies alles auch nur Spitzen aus meiner eigenen Vergangenheit, die ich hier als persönliche Einschätzung projiziert habe. Der Film *soll* vermutlich vermitteln, dass alles ganz schrecklich ist, immer schlimmer wird, gefährlich gar, um sich dann am Filmende in etwas Wunderbares zu entschlüsseln. Ja, so sind diese Filme eigentlich plotmäßig fast immer aufgebaut: Einführung der Personen, dynamisch ansteigende dramatische Handlung, Happy End.
Noch ein Kritikpunkt: Da sich dieser Film an Kinder wendet, finde ich es sehr bedenklich, dass dargestellt wird, Kinder könnten ruhig unter Wasser gehen, wenn sie nicht einmal schwimmen können. Weil da ja immer freundliche Wesen sind, die sie retten und beschützen. Klar, kein Problem – springt nur in tiefe Brunnen, lauft ins Meer. Was soll schon passieren? / Sarkasmus aus.
Fazit
Trotz meiner Kritik: Es ist ein überaus wunderbarer Film.