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Rattarium  

Rezension: Angesicht zu Angesicht

Angesicht zu Angesicht, eine Kurzgeschichte von Tristan Lánstad (@ DesasterTristan),
erschienen im Achje-Verlag, in der 4. Ausgabe der @ Queer*Welten.

Handlung

Hauptperson der Story ist Kada. Die Geschichte spielt in einer Fantasy-Welt, in der Spiegel magische Macht haben und magisch Begabte ausgebildet werden, um diese Magie zu beherrschen. Nun muss sich Kada nach einer jahrelangen Ausbildung der letzten Prüfung vor einer Kommission stellen. Meister Ronar hatte Kada die Ausbildung in Spiegelmagie gelehrt. Nun liegt es an Kada allein, durch die Prüfung im mentalen Kampf mit dem gefährlichsten Spiegel zu kommen. Oh ja, die Spiegel sind gefährlich, denn es wird erwähnt, dass zahlreiche Novizen das Erlernen der Magie mit dem Leben bezahlten. In sehr kreativen Todesarten, übrigens, die von Ertrinken, Erfrieren und zu Staub zerfallen reichen oder die sich schlicht in Spiegeln verloren haben.

Bemerkenswert: im Text wird Kada lange Zeit nicht einmal gegendert. Eine weitere Person, Venaj, die in einem Rückblick mit Neopronomen (sey) erwähnt wird, hatte Kadas magische Fähigkeiten entdeckt. Hierbei wird ebenfalls erwähnt, dass Kada mit Angst, bzw. Ängsten zu kämpfen hat. Der personifizierte Prüfungs-Spiegel nutzt die Angst mit einem perfiden Verwirrspiel gegen Kada.
Es folgt ein blutiger Kampf, in dem der Spiegel Kada als Mädchen verhöhnt.
Die am Anfang der Shortstory gesetzten Content Notes, die vor möglichen triggernden Auslösern warnen, haben volle Berechtigung.

Diese Kurzgeschichte hat mich unerwarteter berührt, als ich es bei einer derartigen Story je erlebt habe. Wie oft habe ich selbst in einen Spiegel geschaut und mein Spiegelbild gefragt: Wer bin ich? All die magischen Geschichten, die ich je im Zusammenhang mit Spiegeln las, flossen dabei zusätzlich ein.
Aber, Moment, das ist ja gar keine Geschichte über magische Zauberspiegel. Dies hier geht tiefer, sehr viel tiefer. Es geht unter die Haut und splittert direkt in der Seele. Meiner Seele.

Der Spiegel ist eine Metapher. Sie steht für eine Reise zu sich selbst, mit sehr schmerzhaften Kämpfen. Bis sich qualvoll eine Erkenntnis durchsetzt: Wer der eigentliche Feind in diesem Kampf ist, und wie dieser Feind zu einem Freund wird (an dieser Stelle habe ich das erste Mal weinen müssen).

Tristan vermochte mit dieser Story eine Geschichte zu erdenken, die auf mehreren Ebenen metaphorisch arbeitet. Sie zeugt von Freundschaft und Vertrauen. Sich der Welt/dem Spiegel zu zeigen, sich endlich zeigen zu können. Unverstellt, brutal ehrlich – auch wenn der Weg lang und schmerzhaft ist. Es zeigt den ungeheuren Mut, eine Vergangenheit abzustreifen, in der die Spiegel lügen.

Von Tristan konnte ich bereits einige Werke lesen, bemerkenswert gut geschriebene Romane und Kurzgeschichten. Diese Shortstory ragt noch ein ganzes Stück positiv daraus hervor. Ich glaube, wir dürfen in Zukunft auf weitere großartige Literatur hoffen.

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