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Rattarium  

Der Taschenwolf

Casper gräbt einen Tresor.

Casper gräbt einen Tresor.

So klein der Hundige auch ist, in ihm schlummert das Erbe der wilden Wölfe in der Linie seiner Vorfahren. Nach seiner Eingewöhnungszeit hier beschloss er, dass nun ich seine Hauptbezugsperson bin. Ich habe also wieder einen Fusselschatten, einen pelzigen Bodygard, einen NSA-Agenten auf vier Pfoten. Doch so langsam gewöhnt er sich daran, dass ich tatsächlich wiederkomme, wenn ich kurz in der Nasszelle verschwunden war.
Das mit dem längeren Wegbleiben, wenn ich zum Einkaufen fahre – was auch nicht mal eine Dreiviertel Stunde dauert – da ist er doch sehr beunruhigt und heult. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er singt ganze Arien, was ihm nun den Spitznahmen „Caruso“ eingebracht hat. Wie gut, dass wir ein eigenes Haus haben und keine Mietwohnung mit empfindlichen Nachbarn.
Neulich war das Wetter eisheilig und unsonnig und ich nahm ihn mit im Auto, der Supermarkt lag eh auf dem Weg. Das im Auto warten klappt demnach ganz gut, da ist er ruhig. Das geht aber leider nicht immer, denn wenn die Sonne scheint, kann er im Auto nicht bleiben. Alleine bleiben, eine Baustelle mehr zum Üben.

Ein weiteres Problem tat sich mit dem Ego des Kleinen auf, als er nach zwei Wochen nicht nur mich annektierte, sondern auch begann, die Jungs anzuknurren. Die Enttäuschung bei den Männern war so groß, wie der Casper klein und niedlich ist. Der lütte „Cujo“ lässt sich eben nicht als Kuscheltier händeln. Auf den Arm mag er ja ebenfalls nicht gerne. Wobei, ich kann alles mit ihm machen, vermutlich habe ich den richtigen Draht zum Tier. Die Jungs sind alt genug und haben ihre Position mit Casper selbst geklärt. Er knurrt nicht mehr und sie tätscheln ihn nicht bei jeder Gelegenheit. Mit diesem Status Quo können alle Beteiligten leben.

Des Pudels Kern ist bei Casper der Wolf. Ich meinte es gut und er bekam heute morgens ein Stück Trockenpansen zum Knabbern. Extra mit der Küchenschere auf sein Miniformat zugeschnitten. War ihm aber wohl doch zu groß, denn plötzlich machte mich die Abwesenheit des nagenden Geräuschs stutzig. Ich saß am PC, der Hund irgendwo im Zimmer hinter mir. Richtig, da war er – auf dem Bett, mit dem Pansen in der Schnauze und suchte ganz offensichtlich eine Stelle zum Vergraben. Igitt, nicht in meinem Bett, dachte ich. Vorsichtig wurde der Miniwolf vom Bett komplementiert. Er überlegte, wohin denn nun damit und stellte sich vor die geschlossene Tür.
Manchmal frage ich mich, wer hier wen erzieht.
Gehorsam öffnete ich und ging ihm nach, um zu sehen, was er mit seiner Beute vorhatte. Er trippelte die Stufen hinunter, bis zur Haustür hinaus (ich bin gelernter Türöffner) und schlich am Rande des Gartens entlang, von dem die Frau vom Tierheim, die neulich zur Kontrolle da war, meinte, er wäre rustikal. Im Haufen des Erdaushubs, von der Einfahrtverbreiterung übrig geblieben, fand Casper sein Geheimversteck. Er buddelte ein Loch, legte den Pansen hinein und schob mit der Schnauze Erde darüber. Ganz wie seine wilden Verwandten.
Egal, ob Caruso, Cujo oder Kampfschmuser, der kleine trägt den Namen Casper doch zu Recht. Vielleicht wusste das bei der Namensgebung noch niemand, aber er schafft es immer wieder, mich zum Lachen zu bringen, bei allem was er tut. Mein drolliger Herzenshund.

Casper buddelt.

Casper buddelt.

Pansen gesichert.

Pansen gesichert.

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