Einrichtungsseifenopern
Erst gestern wieder gesehen und dabei durch schier endlose Werbeblöcke genervt: TV-Sender richtet armer Familie das Haus ein. Dazu wird kräftig umgebaut. Das Ergebnis sind Kinderzimmer, die nicht einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestgrößen von Hundezwingern entsprechen.
Dafür aber sind sie frisch bemalt nett anzuschauen. Wie Katalogabbildungen eines bekannten schwedischen Einrichtungshauses, für die Gefängniszellen von Untersuchungshäftlingen neu dekoriert wurden. Nur, dass die Fenster nicht vergittert sind. Aber die freie Wahl der Mitbestimmung bei der Neueinrichtung hatten die Bewohner dieser Häuser ebenso wenig, wie ein Delinquent Einfluss auf die Farbe seiner schwedischen Zellengardinen hat.
Bei den Vorher/Nachher-Bildern fragt man sich unwillkürlich, wo denn all die Sachen geblieben sind, die sich zuvor in den Schränken der Familienmitglieder stapelten. Jetzt schmücken da nur zarte SmÅdal, Hensvik oder Järpen die Wände, rudimentär mit neu gekauftem Firlefanz bestückt.
Das immer gleiche Konzept der TV-Sendungen funktioniert anscheinend, sonst wären derartige Deko-Soaps längst mangels Zuschauerzahlen – und vor allem bezahlter Werbeeinblendungen – wieder vom Bildschirm genommen worden. Aber so sitzt der ahnungslose Hartz-IV-Empfänger vor der Glotze und wünscht sich nichts sehnlicher, als auch einmal neu möbliert zu werden. Auch um den Preis, dass TV-Kameras jeden Schritt aufzeichnen, jede Zähre in Großaufnahme unter das gerührte Millionenpublikum verbreiten.
Da könnte man doch einfacher die Deko-Opfer nehmen und in den Schaufenstern und Einrichtungs-Dioramen dieser Möbelhäuser ausstellen. Die Sender müssen nur noch herausfinden, wie man da am besten Werbung einblenden kann.