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Rattarium  

Tanzstunde

CN: keine. (positive tags: no sex)

(Ich habe zwei Figuren aus meinem kommenden AprilKink-Kurzgeschichten eine kleine Einführungs-Story gewidmet. Inzwischen lerne ich sie genauer kennen. Ivor und Ruben sind trans masc, Ivor mit heller Haut, braunhaarig und mit Sommersprossen, Ruben hat dunkle Haut und sehr kurze Haare und beide benutzen derzeit das Pronomen er.)

Die heutige Frage unseres Gruppen-Events lautete:
»Wie und wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«

Ich öffnete das Schreibprogramm. Kurz überlegte ich, wie und in welcher Reihenfolge das damals alles passiert war, mit uns und begann zu schreiben.

Ivor hatte mir getextet, er würde es nicht rechtzeitig schaffen, aber ich möge schon einmal vorgehen, er käme später nach. So ein Mist. Unsere Verabredung im neuen angesagten Club konnte ich damit vergessen.

Oben in der Galerie des Clubs hatte ich die volle Tanzfläche gut im Blick. Ich nippte an meiner Apfelschorle, die herbe Säure im Gaumen auskostend. Getränke konnten sie hier, dachte ich anerkennend. Wie auch immer die Technik hinter dem Schallkonzept war, hier oben wäre es möglich, sich zu unterhalten, die Musik war in voller Lautstärke allein auf den Tanzbereich beschränkt, hier oben war es vergleichsweise leise. Das war so faszinierend wie unbefriedigend, ganz ohne Ivor.

Ich war zum Tanzen hergekommen, also ging ich nach einem letzten Schluck aus meinem Glas hinunter auf das Parkett. Die nächsten Stücke waren sehr rhythmisch, dazu ließ es sich gut allein bewegen. Ohne Ablenkung durch Ivor oder andere Tanzpartnerpersonen hatte ich Muße, mir die Leute im Club näher anzusehen, die sich bewegten, die still zusahen oder in Gruppen, sich abseits unterhaltend. Eine Person, die sich in einer solchen Gruppe befand, fiel mir auf, oder war ich ihr aufgefallen? Jedenfalls passierte Blickkontakt. Mit jener Person oder mit keiner, hatte ich beschlossen.
Ich gestete mit meinem Zeigefinger fragend: »Tanzen?«
Ein interessiertes Nicken und ein Lächeln später stand Dres vor mir. Dres hatte künstliches Blond oben im krausen Haar, trug sowohl ein gewinnendes Lächeln im braunen Gesicht, dessen Farbton heller als meiner war, als auch ein Outfit zum Herniederknien: eine Kniebundlatzhose aus rotem Samt und ein weites Hemd mit Rüschen überall. Dagegen sah ich bieder und langweilig aus mit meinen Jeansrock, dem violetten Satin-Oberhemd und der Milimeterfrisur.
Der Name stand auf einem dezent am Hemd angebrachten Klebestreifen, zusammen mit Dres Pronomen »er«.
Grinsend klimperte ich mit den künstlichen Wimpern, schlug das Revers meines Hemds zurück und drückte auf die LED an meinem Namensschild. Dres Lippen formten die Buchstaben nach. »Ruben?«

Ich nickte. Dres lächelte immer noch.

»Tanzen?« fragte Dres kreisender Zeigefinger, meine Geste von vorhin imitierend.

Und dann tanzten wir. Zu zweit vereint. Unsere Körper harmonierten in ihren Bewegungen, als hätten wir dies seit Jahren miteinander geübt.
Irgendwann später tauchte Ivor auf. Ich sah, wie er uns eine Weile lächelnd beobachtete, Bewunderung im Blick, der mal auf mich, mal auf Dres fiel. Auch Dres lächelte zu ihm hinüber. Dann kam Ivor dazu, wie der fehlende dritte Teil einer Trilogie.

»Gut ausgesucht«, sagte Ivor anerkennend. Ob er Dres oder mich damit meinte, war nicht wichtig.

Wir tanzten in dieser Nacht, und in vielen darauf folgenden, zu dritt, oder ich mit Ivor, oder Ivor mit Dres, als hätte uns irgendeine Fügung des Schicksals zusammengeführt. Von all den Leuten in einem überfüllten Club, hatten wir drei uns gefunden.
Es hält bis heute.

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