Weihnachten vorverlegt
2008 ist in unserer Familie das Jahr in dem Weihnachten auf den Nikolaus vorverlegt wurde. Selten sind wir so entspannt durch den Dezember gekommen.
Knapp bei Kasse sind wir ohnehin das ganze Jahr über, aber die letzte Heizölrechnung hat das Familienkonto auf Monate in die roten Zahlen getrieben. Wer hätte ahnen können, dass sich die horrenden Ölpreise nun halbiert haben und nach dem historischen Höchststand nun auf dem niedrigsten Niveau seit langer Zeit sind.
Wieauchimmer, im November stand also die Frage auf der Tagesordnung des Familienrates: Weihnachten feiern oder nicht? Die Kinder sind beinahe erwachsen und legen absolut keinen Wert auf eine nadelnde Christenfiche im Wohnzimmer. Außerdem ist ihnen unsere prekäre finanzielle Situation bewusst und die wohlgeratenen Sprösslinge stellen keine Ansprüche an uns. Sie wissen, dass wir ihnen die benötigten Dinge wie Kleidung und Schulutensilien auf jeden Fall ermöglichen, zusätzlich zu diversen Anschaffungen und persönlichen Zuwendungen. Und zwar das ganze Jahr über und nicht nur zum Fest, und weil das ja dann alle machen. Übrigens möchte ich vehement gegen die Aussage der Politik protestieren, dass unser Schulsystem Chancengleichheit garantiert. Klar kann jeder in Deutschland sein Abitur machen, aber nur, wenn das bezahlt werden kann. Das fängt bei der Fahrkarte an, die ab der 11. Klasse nicht mehr gestellt wird (praktischerweise favorisiert man hier die Zentralisierung von Schulen, also MUSS gefahren werden) und das hört bei den Schulbüchern noch lange nicht auf. Fachbücher für das Gymnasium kosten für ein Jahr ungefähr soviel wie für vier Jahre Grundschule zusammen. Und dann die diversen „Kleinigkeiten“ wie spezielle (sauteure) Taschenrechner, Festplatten etc., die das Abitur-willige Kind für den Unterricht benötigt und neue Garderobe und so ganz nebenbei noch Fahrstunden (das sponsern zum Glück die Großeltern).
Jedenfalls fanden wir alle, dass dann auch noch Weihnachten groß mit Geschenken zu feiern, einfach zuviel des Guten wäre. Ursprünglich war es ja auch der Nikolaus (Bischof von Myra), der Gaben brachte – vom ollen Mönch Luther wurde dieser Tag aber auf Ende Weihnachten verschoben. Was lag da für uns näher, ein Miniweihnachten bereits am Nikolaustag zu veranstalten? Es gab dann doch die eine oder andere Kleinigkeit (so leicht sind Traditionen nicht zu töten), ein paar selbst gebackene Kekse und ein Krug mit alkoholfreiem Punsch. Und der Hund wurde mit „Oooh, duuu fröhliche…“ zum Heulen gebracht. Nur auf den alten bärtigen Mann in den Farben eines großen Getränkekonzerns haben wir einstimmig verzichtet.
So! WIR haben den ganzen Stress damit also hinter uns. Keine Hetzerei in überfüllten Läden, kein Gedränge, um noch schnell ein letztes fehlendes Geschenk zu ergattern. Entspannt können wir über die Weihnachtsmärkte schlendern, kopfschüttelnd den panisch Kaufenden zusehen. Und kräftezehrenden Einkäufe in der überlaufenen Stadt – nicht mit uns. Weder die Werbeindustrie, die zu Weihnachten alle Register zieht, noch die kirchlichen Bräuche, die für uns Atheisten ohnehin ziemlich nichtssagend bleiben, können uns in sogenannte Weihnachtliche Stimmung versetzen.
Wir haben selten so entspannt eine Adventszeit erlebt. Das machen wir 2009 bestimmt wieder so! Nun müssen wir nur noch über Silvester kommen. Wenn da wenigstens das TV-Programm ein wenig prickelnder wäre, statt dieser unsäglichen Silvestershows, die auf allen Kanälen laufen. Schlafen kann ja bei der Knallerei ohnehin keiner.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch (oh, bitte kein Schnee auf den Straßen) und ein Frohes Neues Jahr!