Vier Wochen später
War heute mit Gina im Wald am Diekesberg. Schafe auf der Wiese gesehen. also gleich mal hin und Verträglichkeit testen. Die Wolligen kamen freundlich interessiert blökend an den Zaun, Gina fand sie eher langweilig. Schön. Weidevieh ist also sicher.
Leider lief uns 200 Meter weiter ein Reh über den Weg. Gut, dass ich in weiser Voraussicht meine Artemis in Hundegestalt immer doppelt gesichert habe. Heiliges Blechle, was können sich 19 Kilo Hund plötzlich in einen wild gewordenen Traktor verwandeln.
Eine ganz andere Nummer war die Zusammenführung mit meinen Tageshunden, auf die ich gelegentlich aufpasse. Eine Freundin war zuvor kurz mit ihrer Labradorin da und mein bis dato freundlicher Hund pudelte sich auf und knurrte die Fremde an. Was war das denn? Territorialverhalten? Fehlende Sympathie speziell bei dieser Hündin? Bei Hündinnen allgemein? Um Zwischenfälle zu vermeiden, haben wir die Blonden ganz behutsam und in mehreren Schritten bekannt gemacht. Mit der „Großen“ gab es erwartungsgemäß null Probleme. Ihr Frauchen meint, den Hund gebe es nicht, mit der sie sich nicht verstehen würde. Ganz anders die „Lütte“, die sich ausgerechnet gerade in ihren Flegeljahren befindet. Sie ist lieb, manchmal etwas unsicher und rotzfrech. Das gefiel Gina gar nicht und sie knurrte und zeigte Bürste.
Bei einem ersten gemeinsamen Spaziergang war Ruhe, jedoch im dortigen Garten war Gina von der Kleinen gestresst. Ein zweiter Besuch, bei uns im Garten war schon entspannter, Gina machte sogar Spielaufforderungen, aber die blonde Maus bellte und bekam als Antwort wieder ein Knurren. Am nächsten Tag sollten die beiden Mädels den Tag bei uns verbringen. Mir schwante Schlimmes, aber ich hab ja nicht erst seit gestern mit Hunden zu tun.
Also hab ich die drei Hundis erstmal – säuberlich getrennt – im Kleinwagen gestapelt und dann gings auf eine große Runde ins Burgdorfer Holz. Die Drei hatten nun Besseres zu tun als sich gegenseitig anzumachen. Gassi mit drei Hunden und drei Leinen ist ein gordischer Akt. Anschließend war ich schweißnass aber die Hundigen waren ebenfalls geplättet und wir konnten friedlich Siesta halten.
Den Rest des Tages hielt ich den Jungspund ruhig, wann immer sie auch nur frech schaute, ging ich gleich verbal dazwischen. Man muss nicht viel sagen, alle drei Hunde sind sehr sensibel und gehorchen sofort. Gina entspannte sich merklich, weil ich eingriff und wurde nicht ein einziges Mal böse. Ich würde die Beiden jetzt nicht ohne Aufsicht alleine lassen, aber das Bisherige lässt auf zukünftige Harmonie hoffen.
Und überhaupt, ich bin tagtäglich begeistert, wie toll dieser Ginahund ist. Familienfeiern mit kleinen Kindern? Meistert sie entspannt in ihrem Körbchen (sprich: neu angeschafftes großes Hundebett). Leute mit Hunden gehen am Zaun entlang? Kein Problem für Gina. Entspannt und ausgeglichen in fast allen Lebenslagen. Beim Paketboten bleibt sie ruhig oben an der Treppe. Sie pöbelt nicht an der Leine, wenn wir anderen Hunden begegnen. Gut, Katzen gehören nicht zu ihren Freunden. Und sie wird aufgrund des mächtigen Jagdtriebs wohl nie ohne (Schlepp-)Leine laufen dürfen. Äh, und Gewitter… die machen ihr Angst. Huch! Hatte nach den letzten tauben Hunden ganz vergessen, wie das mit einem Gewitterschisser ist.
Dafür wiegen alle anderen Charaktereigenschaften die Entscheidung auf, diesen tollen Hund adoptiert zu haben.