Heimwerker
Die Axt im Haus erspart ja sprichwörtlich den Handwerker, also ist unser Haushalt in der glücklichen Lage, sowohl Werkzeug als auch den zugehörigen kundigen Heimwerker zu kleineren und größeren Reparaturen zur Hand zu haben. Inzwischen ist dem Heimwerker sogar ein Gehilfe nachgewachsen, ein williges Instrument väterlicher Anweisungen. Wenn er nur manches nicht immer so wörtlich nehmen würde. Vielleicht wäre dann neulich das Wohnzimmer nicht angeflutet worden…
Pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit und der frostigen Nächte beschlossen wir, die Ölheizung wieder anzuwerfen. Im Sommer brauchen wir die nicht, das Warmwasser wird über elektrische Boiler hergestellt und zur Übergangszeit heizen wir mit dem wassergekühlten Kamin das ganze Haus. Die Heizung sprang auch wunderbar an – nur die Umwälzpumpe verweigerte den Dienst.
Der angetraute Heimwerker werkelte an der Elektronik, verzweifelte ob der eingebauten Obsoleszens und bestellte via Internet ein neues rein mechanisch arbeitendes Teil. Die kalten Tage bis zur Lieferung überbrückten wir mit besagtem Kamin.
Die Post ließ sich Zeit. Wie immer. Man sollte meinen, ein Dorf in Niedersachsen sei nicht so abgeschieden für die unergründlichen Wege der Paketzustellung – als wäre es nach Absurdistan zu liefern. Aber egal, die Pumpe kam, der eheliche Handwerker, ließ Tags darauf das Wasser aus den Heizrohren, baute die Pumpe ein und weil’s grad so schön passte, auch einige neue Thermostatventile der digitalen Art, mit Fenster-offen-Erkennung und so.
Der kleine Gehilfe wurde an die Flachkörper im Wohnzimmer gestellt, mit der Auflage, Bescheid zu sagen, falls irgendwo eine Undichtigkeit auftreten sollte. Der Chefheimwerker eilte in die dunkle Gefilde der im Keller installierte Heizung und öffnete die Wasserhähne zum Befüllen des Kreislaufs. Mir schwante schon dräuendes Unheil, und ich legte ganz subtil einen Lappen auf den Esstisch.
Es rauschte in den Rohren, es rann aus dem Ventil und artig meldete das Kind in die Unterwelt hinunter: „Es tropft.“ Der entsetzte Heimwerker stürmte an den Ort des Rinnsals und rief natürlich nach Lappen, Tupfern, Behältern. Die hatte ich schon parat – ich kenne ja meine Ferkelchen am Gang und genoss die weitere Unterhaltung. Der Hobbyklempner schloss das widerspenstige Ventil, wischte auf und rügte den Nachwuchs ob der Untätigkeit, während es ergiebig auf den Teppich gepisst hatte. Der Gehilfe war leicht beleidigt, er sollte halt doch nur Bescheid sagen, ob Wasser läuft und das hatte er umgehend erledigt.
Die Heizung lief genau drei Tage. Dann war das Öl alle.
Leider ist unsere Finanzlage angespannter als derzeit der amerikanische Haushalt. Die Erstattungen des Finanzamtes und der Rechnungen für den kürzlichen Hagelschaden stehen noch aus, aber die jährlichen Forderungen der Versicherungen wurden inzwischen abgebucht und so ist am Ende unseres Geldes noch viel zuviel Monat Oktober übrig.
Ich fürchte, das wird ein sehr kalter Herbst werden.