Befindlichkeiten
„Vorsicht mit einer Schleimbeutelentzündung“ riet noch eine Freundin am Tag zuvor.
Aua, aua, aua, die Warnung kam leider zu spät. Ich Stoffel wollte gestern Abend noch schnell den Rasen mähen. Dabei bin ich doch eigentlich diejenige, die genervt aufheult, wenn die Nachbarn noch so spät oder überhaupt mähen. Im übrigen glaube ich sogar, dass die manchmal gar nicht den Rasen mähen, sondern der Reihe nach nur das Geräusch des Rasenmähers vom Band in unsere Richtung abspielen..
Weil die Daumen seit Jahren schon durch Ausfallerscheinungen schmerzhafte auf sich aufmerksam machen, versuchte ich die nötige Schiebekraft auf die Handballen, Unterarme und – blöde Idee – auf die Schultern zu legen. Der ohnehin gereizte Schleimbeutel der rechten Schulter nahm das mehr als übel und reagierte noch gereizter.
Und dann hat sich dramatisch der Mäher verabschiedet: Das Messer – besser die Schraube des Messers – ist abgerissen, das Messer flog dank kinetischer Energie voller Wucht unter dem Ding hervor und zerschmetterte das linke vordere Rad. Erst dachte ich, oh verflixt, der Rasenmäher hat einen Platten, wie witzig. Dann wurde mir allmählich klar, wie viel Glück ich gehabt habe. Alleine die Vorstellung, das wirbelnde Messer wäre an anderer Stelle hervorgekommen – zum Beispiel in Richtung meiner Beine – ließ mich schwächeln.
Der Mäher hat es also hinter sich. Dabei hatten wir den erst 27 Jahre.
Um der Schulter vollends den Rest zu geben, brauchte es nur noch eines widerspenstigen Wegebegleitgrüns. Ich zog, die Pflanze gab nach und in der Schulter auch etwas. Zur Nacht half ein Schmerzmittel ein wenig. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nur Medikamente nehme, wenn mindestens der Kopf unter dem Arm klemmt. Da ich aber gestern gar nichts mehr klemmen konnte und ich damit halbwegs schmerzfrei die Nacht überstanden habe, ist das wohl so OK.
Das Anziehen am Morgen danach war ein Akt für sich. Nach einigen durchaus schmerzhaften Versuchen, hatte ich die Technik drauf: Erst in den linken Arm, dann die nutzlose rechte Extremität ganz vorsichtig in den rechten Ärmel hängen lassen. Duschen mit Haare waschen war ebenso spannend wie katastrophal.
Das mit dem PC war dann auch so eine Sache für sich. Die Maushand dicht am Körper,
einen Eisbeutel auf der Schulter, die Zähne fest zusammengebissen und die Tastatur dicht am Bauch und trotzdem derbe Schmerzen. Deshalb wurde das mit dem Antworten von Mails auch eine recht kurze Angelegenheit. Ich musste schließlich noch einkaufen fahren. Das mit dem Fahrrad hatte ich früh schon beim Zeitung holen probiert, das war nicht so doll. Also mit dem Auto zum Shoppen. Ich hätte an den Schaltknüppel denken sollen. Der sitzt bekanntlich rechts. Wie mein nicht zu gebrauchende Arm. Ich fuhr im zweiten Gang. Die ganze Strecke.
Das ist Murphys Gesetz, meine ganz persönliche Regenwolke über meinem Haupt. Muss das immer mir passieren und das gerade immer am Wochenende? Zumal wir am Sonntag hier echt einiges losmachen im Dorf. Repräsentanten der Region und der Gemeinde, das halbe Dorf… und ich nur halb einsatzfähig. Toll. Lacht nur, ihr Nornen. Freut mich, dass ihr Spaß habt beim Weben meines Schicksals.
Mit der linken Hand – der rechte Arm hing ja in Meidehaltung möglichst unbeteiligt an mir herunter – durchwühlte ich gegen Mittag verzweifelt die hinterste Ecke unseres Kühlschranks. In anderen Haushalten wird so etwas vermutlich Hausapotheke genannt, bei uns ist das nur eine Kiste mit Vitaminpräparaten, Zugsalbe und Mittel gegen Brechreiz (abgelaufen). Neben einer halbleeren Schachtel mit Kopfwehpillen fand ich eine angebrochene Packung Anti-Rheumatikum. Keine Anleitung dabei. Keine Ahnung, wer von uns die mal verschrieben bekommen hat und wogegen. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich wagte es und nahm eine Tablette. Und wartete auf Besserung oder Nebenwirkungen.
Was soll ich sagen, es wirkt! (Ist alles so schön bunt hier…hehehe.) Und bewegen kann ich den Arm auch wieder, wenngleich nur zu 80%.
Zur Nacht werde ich mir prophylaktisch noch eine Pille einwerfen. Mache ich mit links.