Episch
Die fünfteilige phantastische Buchreihe Valkyrie von Tina Skupin findet mit „Ragnarök“ ein würdiges Ende. Manche Serien werden nach der Anfangsstory seichter und – nunja – langweiliger. Bei diesen Büchern ist das nicht der Fall: Die Dramatik steigert sich von Band zu Band, wobei der unnachahmlich schlagfertige Humor nicht auf der Strecke bleibt.
Die Handlung
Die Walküre Frida wird vor langer Zeit von Odin ausgesandt, jedoch, ihre Mission gerät in dem Moment außer Kontrolle, als durch einen ausgesprochenen Fluch ein Fehler passiert. Frida und Teile der Welt Asgards fallen in magischen Schlaf. Erst in unserer modernen Welt erwachen die Wesen aus Asgard und Frida findet sich in der Stadt Stockholm wieder, zu ihrer Zeit nur ein Fischerdorf am Wasser, nun Metropole der Menschen – und Nornen, Zwerge, Feen, Trollen, Werwölfen etc., die unerkannt unter uns leben.
Frida muss lernen, dass schwedische Möbelhäuser nicht die Langhallen der hiesigen Landesfürsten sind; wie Computer funktionieren; und wie die Existenz der vielen nordischen Wesen vor den Menschen verborgen bleiben kann. Gar nicht so einfach, wenn mächtige Gegner ganz andere, finstere Pläne haben. Teils ist der Bezug zur aktuellen Politik eine groteske und viel zu reale Übereinstimmung, ungeachtet des Fantasy-Settings.
Aber was wäre eine Walküre, die den Kampf scheut? Frida findet neue Freunde, eine „found family“, die sie bei ihrer Suche nach dem verschwundenen Asgard unterstützt und nach vielen unglaublichen Abenteuern in die letzte Schlacht, Ragnarök, das Weltenende, begleitet.
Ja, es gibt Schwerter in dieser Buchreihe, Musik, Kämpfe, Leid, Verlust. Den letzten Band fand ich besonders emotional herausfordernd und war so tief in der Gefühlswelt der Geschichte verstrickt, dass ich mit Tränen in den Augen las. Doch Tina Skupin hat das Talent, genau in solchen Momenten eine dieser absurden Wendungen in den Text einzubauen, die dem Ganzen die Schwere nimmt. Ein Humor, der nicht platt daherkommt, sondern gezielt die unerträgliche Spannung/Schwermut aufzulösen vermag.
Beispiel:
Auf Asgard hatten wir Frostriesen, Loki, die Midgardschlange und den Fenriswolf zu fürchten. Stockholm hatte das Arbeitsamt. Die Monster waren mir lieber!
Die unterschiedlichen Charaktere sind liebevoll herausgearbeitet, der Weltenbau ist immersiv und nicht nur Frida ist ein Original. Mit vielen der Buchwesen möchte man befreundet sein, anderen mindestens in den Hintern treten. Das Timing aus vorhersehbarer Handlung, die zum Aufbau der Spannung beiträgt und den vielen: „Ups, das habe ich jetzt nicht kommen sehen“ ist wundervoll ausbalanciert. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der erfundenen Handlung bleibt mir das Gelesene bestimmt noch lange im Kopf, denn es ist auf den zweiten Blick eine gewisse Tiefe zwischen den Zeilen. Sei es der Bezug zur realen, politischen und ethischen Welt, oder der philosophischen Frage, was im Leben selbstbestimmtes oder unabwendbares Schicksal ist. Das, und die unübersehbare Liebe Tina Skupins zu Stockholm.
Der Verlag OhneOhren aus Wien hat mit der Valkyrie-Reihe eine extrem hervorragende Phantastik-Serie im Programm – und die haben inzwischen so einiges an guter, lesbarer, genialer Literatur veröffentlicht.