Crossing Bridges – Domliebe von Jade S. Kye
Nach einem eher düsteren, actionreichen Buch nun eine bittersüße Romanze zu lesen, ist ganz angenehm für mich. Zudem fragte ich mich, ob es mal Bücher gäbe, die nicht diese vorgegebene Struktur der Spannungsbögen haben und mehr slice-of-live sind. Habe ich hiermit gefunden.
Vorweggedanke: Als weiße Person kann ich nicht annähernd ermessen, wie es sich als Schwarzer Mensch oder BiPoC Person in einer rein weißen Gesellschaft lebt. Ich bekomme es immer mal wieder mit, in Erfahrungsberichten, die im Internet von Betroffenen geteilt werden, und ich fühle den Schmerz als Fremdgefühl als Echo mit. Umso wichtiger finde ich es, dass es Bücher gibt, die von Betroffenen geschrieben werden, Own-voice sind. Diese Bücher sollten gelesen werden, auch und insbesondere von uns weißen Menschen, um diese Stimmen zu unterstützen.
Aber nun inhaltlich zum Buch: Mona, Schwarze Studierende in Regensburg, trennt sich von ihrem weißen, toxischen Freund. Endlich, möchte ich rufen, angesichts der Arschigkeit dieses Charakters und seines überheblich-rassistischen Freundeskreises. Gewalt ist nicht immer physisch, und doch hinterlässt sie Narben, auch bei Mona, die zum Glück Lucia zum Auffangen hat, ein nonbinary Charakter.
Zweiter Hauptcharakter ist der Nordamerikaner Elijah, ebenfalls Schwarz, der die Chance wahrnimmt, in Deutschland zu studieren und dazu zu seinem besten Freund nach Regensburg zieht, der dort schon Monate zuvor zu studieren begonnen hat. Wenig unvorhersehbar treffen die vier aufeinander und zwischen Mona und Elijah entwickelt sich bald mehr als nur eine freundschaftliche Beziehung.
Ich wollte Mona mehr als einmal kräftig schütteln, um ihr die absurden Verlustgefühle ihrem Ex gegenüber aus dem Kopf zu fegen. Auch bei Elijah verstand ich teils nicht, was die Eifersucht plötzlich da sollte – jedoch verstehe ich das Prinzip dieses Neidgefühls (?) ohnehin nicht, aber das ist mein persönliches Manko, denke ich und hat mich nicht über Gebühr genervt. Es wird jedenfalls doch recht emotional zwischen den beiden, zum Ende des Buches hin, einem angedeuteten Heldenbogen zumindest nachempfunden.
Durchgängig hat Jade im Präsenz geschrieben. Ich stelle mir das unglaublich schwierig vor, beim Schreiben nicht aus Versehen doch mal in andere, gängige Zeitformen abzugleiten.
Was ich unbedingt mochte: Die respektvolle Vorgehensweise, wenn etwas zwischen den Personen unstimmig wurde. Die haben tatsächlich über ihre Gefühle geredet und Dinge geklärt, wow; Das durchgehende Entgendern, die Neopronomen – und besonders das Cover.
Es ist spürbar, dass hier eigene Erlebnisse mit verarbeitet wurden.
Das Buch habe ich in zwei Tagen durchgelesen, es empfiehlt sich als leichte Wochenend- oder Urlaubslektüre. Warnung: Der Genuss des Lesestoffs verleitet womöglich zur Herstellung von Pancakes.