Experimentelles Kochen
Meist sieht die Planung für ein gemeinsames Essen so aus, dass 10 Minuten vor Beginn der Bestand an verwertbaren Lebensmitteln durchgesehen wird und dann halt gekocht wird, was da ist. Wunderbarerweise schmeckt es meinen Leuten fast immer – kann aber auch daran liegen, dass sich vor Hunger keiner zu meckern traut.
Mit der Planung ist das aber auch eine Sache, wenn von vier Leuten drei zu unterschiedlichen Zeiten heimkommen und jeder so seine Vorlieben (lies: Abneigungen) bei der Nahrung hat. Die Summe aller essbaren Teile ist dann manchmal nur eine Tiefkühlpizza oder ein Nudelgericht mit Soße. Wobei die Soße niemals dieselbe sein kann, da hier wieder das Prinzip „Schauen, was da ist“ angewandt wird.
Aber manchmal breche ich aus. Da will ich mal etwas Besonderes, nicht nur Standard (Bratcurry, Pommes, Pizza, Nudeln in Variationen). Dann muss die Familie für meine Experimente herhalten. Manches gefällt und wird in die Routine aufgenommen. Manches ist ungenießbar, was aber weniger an meiner Küche liegt, denn an den Rezepten selbst. Es scheint, dass manches entweder fehlerhaft in den Heften gedruckt wird oder die haben die Rezepte nie selber ausprobiert.
Im letzten Kurzurlaub also fiel mir dieses Buch über Tapas in die Hände. Kaum wieder zuhause angekommen, kaufte ich ein, was hier im Dorf an Zutaten zu bekommen ist. Für die Spezialitäten muss ich demnächst mal in die Stadt fahren. Und so beglückte ich meine Familie (alles an einem Tag) mit gefüllten Champignons, Gemüsepfanne und Drumsticks mit Aioli, halbgetrockneten, eingelegten Tomaten und Speckpflaumen.
Diese Pflaumen sahen zwar aus wie die Augen von irgendetwas Außerirdischem, schmeckten aber gar nicht übel. Obwohl der eine Bengel moserte, der Speck wäre nicht knusprig genug und der andere Sohn pflückte die Mandeln heraus, weil er dachte, das seien Pflaumensteine!
Muss man sich mal vorstellen: Da habe ich die Mandeln mit kochendem Wasser überbrüht, abgepellt, in Butter angeröstet und jede Pflaume damit gefüllt, bevor der Frühstücksspeck drum gewickelt wurde. Und er pult die raus und legt sie beiseite?
Mit der Gemüsepfanne war auch nur die eine Hälfte der Bewohner dieses Hauses zufrieden. Die Reste habe ich daher zusammen mit Rinderhack zu einer Gravy umgearbeitet (sah aus wie Kotze) und zum Reis gereicht. Mit meinen selbst eingelegten sonnigen Tomaten wurde doch noch eine farbenfrohe Mahlzeit daraus.
Und morgen? Leberkäs mit Kartoffelpüree und Möhren. Tja.