Spatzensommer
Frühmorgens, beim Ahnen der Morgenröte geht es schon los. Ein aller-erster zaghafter Piepser, eine Antwort vom Nachbarzweig, dritte Stimmen mischen sich ein, bis die gesamte Spatzenschar erwacht ist und lauthals den Sonnenaufgang begrüßt. Anscheinend muss jeder jedem erzählen, dass er noch da ist. Dann herrscht Aufbruchstimmung, zum Zwitschern und Tschilpen kommt jetzt noch Geflattere dazu. Nach einer lauten Stunde sind dann endlich alle weg. Es ist wieder ruhig und ich schlafe noch einmal ein
An der Nordseite unseres Hauses ist aus einem lieblos verscharrten Efeuzweiglein im Laufe der Jahre eine ganze Efeuwand emporgewachsen. Nur noch wenige Stellen oben dem Giebel zu sind frei. Ab und an muss ich um die Fenster herum die kleinen, hartnäckig verbissenen Füsslein mit rohester Gewalt und einer Heckenschere lösen, damit es wieder hell wird in den Räumen. Einer davon ist mein Schlafzimmer. Die kleinen braunen Flatttermänner haben draußen im üppigen Klettergrün ihre Wohnungen. Jetzt im Juli wird die zweite Brut dieses Jahres gepäppelt.
Und abends spielt sich der ganze Zirkus dann rückwärts ab. Die gefiederte Gesellschaft kommt von ihren Tagesausflügen heim. Hüpft lauthals Anwesenheit verkündend durch die
Obstbäume. In den Pfützen am Pool (das gegrabene Loch mit der Plane drin), wird ausgiebig gebadet, dasselbe in Sand noch einmal im Maulwurfshügel daneben. Flattern zurück in die Bäume, von da aus in den Efeu… und wieder raus. War noch nicht der richtige Platz.
„Halt, wo ist mein Sitznachbar?“ Großes Gezeter:“Das ist MEIN Platz!“, alle wieder raus, diesmal zum Trinken.
KATZENALARM! Das Konzert wird noch eine Spur lauter und hektischer, bis sich der Feind entnervt in die Büsche schlägt. Flattern, Piepsen, bis dann endlich alle ihren Platz gefunden haben. Hier und da noch ein verschlafenes „Tschilp“, dann herrscht wieder Stille da draußen vor meinem Fenster und die Nacht legt sich wie ein schützendes Bettlaken über das Land. Nun beginnen die Stunden der lautlosen Jäger, der Fledermäuse und anderen Kreaturen der Nacht.
Aber das ist eine ganz andere Geschichte…