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Rattarium  

Rotkapperl

Es war einmal…
….vor gar nicht langer Zeit eine Großmutter, die lebte seit Jahren mit ihrem Lebenabschnittgefährten als Aussteiger in einem Wald. Das Leben war hart, die Nahrung knapp.

Ihre Tochter, die in der Großstadt wohnte, wusste das.
Daher brachte sie ihrer Mutter ab und zu ein Fresspaket aus einem Drive-In-Imbiss mit, der auf dem Weg lag. Die Alte nuschelte dann immer irgendwas von „KonsumTerror“ und „Wohlstandgesellschaft“, während sie aber voller Innbrunst in die noch warmen Brötchensemmeln biß.

Die Alte hatte auch eine Enkelin. Die wurde seit ihrer letzten Chemo-Therapie nur noch Rotkäppchen genannt, weil sie, um ihre fehlenden Haare zu verbergen, immer ein Basecap in ketchupRot trug. Ihr bester Freund war ein harmlos wirkender Pitbullterrier, namens „Wolf“.

Einmal im Monat musste Rotkäppchen ihre Mutter vertreten, und als gelangweiltes StadtGirly hatte sie nichts besseres zu tun, als auf dem Weg zur Oma die Bäume mit Graffities zu beschmieren.

Von dem vielen Lackdunst zugedröhnt, kam sie dann an das Haus der Großmutter, verwechselte prompt die ausgezehrte Alte mit ihrem Köter, der dann die Lebensmittel fressen durfte.
Omas Lebensgefährte hatte das Leben im einsamen Forst schon lange satt, ebenso seine knochige Alte. Er wurde immer ganz fickerig, wenn Rotkäppchen zu Besuch kam, kriegte große Augen und der Mund stand ihm offen und sein rechtes Ohr schwoll an.

An einem dieser Tage hatte er aber trotz des Blutmangels in seinem Gehirn (das Blut war ja im rechtes Ohr angehäuft), eine geniale Idee:
Er überredete unser Rotkäppchen eine Professionelle zu werden, und ihre Baum-Graffitties gewerblich herzustellen. Von dieser Idee waren alle begeistert, und von der Zeit an ging es aufwärts mit der Lebensqualität
der Einsiedler.

Rotkäppchen zog zu ihnen in den Wald, verkaufte ihre Werke, von ihrem Pitbull Wolf bewacht. Die Mutter eröffnete in der Nähe eine Imbissbude, und lebte auch nicht schlecht von dem Gewinn. Omas Freund konnte sich endlich einen Fernseher mit Sat-Schüssel leisten.

Und wenn die Gewerbeaufsicht sie bis jetzt nicht entdeckt hat, leben sie wohl immer noch glücklich und zufrieden am Rande der Gesellschaft.

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