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Glossar-Liste Wörterübersicht mit Erklärungen
Bestimmte Wörter im Zusammenhang mit Dollbergens Geschichte werden hier kurz näher beschrieben. Wer weiß heutzutage noch, was 'Brinksitzer' oder 'Verkoppelung' bedeutet.
A
- Abbauer, Anbauer
- Abbauer sind nachgeborene Söhne ohne Erbrecht, bekamen als Abfindung ein Häuschen und etwas Land für einen Garten. Als Anbauer wurden vom Amt Meinersen alle Bauwilligen mit Baugenehmigung bezeichnet.
- Abdecker
- Tierkörperverwerter. Verwerten nutzbare Teile eines toten Tieres, beseitigen den Rest durch Verbrennen oder Vergraben. Lebten wegen der Geruchsbelästigung meist außerhalb eines Dorfes.
- Allmende
- Gemeinsam bewirtschaftete Fläche der Dorfgemeinschaft. Rechte an Weideland, Lehm, Holz etc. der Reihestellen.
- Amt Meinersen
- Landeshoheit ab dem 14. Jahrhundert (siehe auch Gau Flutwidde), wurde von den Herzögen von Lüneburg erworben. Zum Amt Meinersen gehörte die Vogtei Uetze, und damit auch das Dorf Dollbergen. Dollbergen gehörte kirchlicherseits zum Kirchspiel Sievershausen. Die Vogtei Uetze kommt 1852 zum Amt Burgdorf, das sich 1884 mit Großburgwedel zum Landkreis Burgdorf zusammenschließt. Inzwischen gehört Dollbergen zur Region Hannover, ein 1991 gegründeter Kommunalverband.
B
- Brandkataster, Brandkasse
- Einführung einer Feuerversicherungskartei nach 1760. (Im Jahr 1750 bereits wurde im Kurfürstentum Hannover eine "Brand-Assecurations-Sozietät" gegründet, 1850 erfolgt ein Zusammenschluss lokaler Versicherungen zur Landschaftlichen Brandkasse Hannover.) Die fortlaufenden Katasternummern waren gleichzeitig Hausnummern, die Höfe wurden nach Meldung im Register eingetragen, weitere Hausnummern für neu errichtete Hofstellen und Häuser wurden also einfach hinten angehängt. Nachträgliche Bebauungen führten daher im Laufe der Zeit zu einem Durcheinander. Beispiel Fuhsestraße: die Hausnummern 86, 105, 94 und 8 lagen nebeneinander, gegenüber 79, 107 und 23. Erst 1964 zur Einführung von Straßennamen änderderte sich das System und Hausnummern wurden staßenweise vergeben.
- Brink, Brinksitzer
- Kleinstbauern (oft Handwerker oder zweitgeborene Bauernsöhne) mit wenig Vieh und wenig oder ohne Grundbesitz, dem Brink (minderwertigeres, nicht pflügbares Land am Dorfrand oder zwischen den Höfen).
C
- Clafter
- Längenmaß, das Maß zwischen den ausgestreckten Armen eines Mannes, etwa 1,80 m.
- Cupa
- Georg Greisers Cupa Faßfabrik, die Ölfässer aus Holz herstellte. Betrieb (heutiges Raffineriegelände) musste schließen, als Fässer aus Eisen den Markt eroberten.
D
- Donner, Doria
- Erdölwerke, 1924-1945.
- Düker
- Untertunnelung. Die Fuhse unterdükert den Mittelkanal bei Peine.
E
- Erbnummern
- Gehört zur Reihe (Liste der zinspflichtigen Höfe des Amtes Meinersen aus dem Jahr 1675), nach deren Reihenfolge Dienst zu leisten war. In Dollbergen gab es 34 Reihestellen, die ihre Reihenummern mit dem Hof vererbten.
F
- Flutwidde, Fuhse, Vusana
- Vor Aufkommen einer Verwaltung (Amt Meinersen) Altsächsicher Gau Flotwedel, Flodewell (Flutwidde) = "Gebiet des Wasserwaldes" (Flutwellen), hier: Fuhsetal zwischen Oelerser- und Wolfsförder-Mühle, Überschwemmungsgebiet der östlich liegenden Oker vor deren Laufverlegung.
Vusana ist der alte Name der Fuhse. - Fuhse
- Die Fuhse ist ein linker Nebenfluss der Aller, entspringt im Vorharz bei Flöthe, Landkreis Wolfenbüttel, fließt durch Salzgitter und Peine, nimmt nach Dollbergen bei Uetze die von Osten kommende Erse in sich auf - und mündet nach etwa 95 km hinter Celle in die Aller. Zuflüsse der Fuhse im Bereich Dollbergen sind Grüne Riede (Wollborn) und das Schwarzwasser.
- Friedenseiche
- Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 (Russen, Preußen, Österreicher und Schweden kämpften gegen Napoleons Armee). Einhundert Jahre später wurde dieses 'Ereignisses' nicht nur in Leipzig gedacht. Dollbergen stellte 1913 am Kapellenberg, Ecke An der Wasserstraße einen Gedenkstein auf und pflanzte eine Eiche.
G
- Gasolin
- Deutsche Gasolin AG (Berlin-Schöneberg). Wurde 1926 Nachfolge der Hugo Stinnes-Riebeck-Montanwerke (Halle) - vorher Greiserwerke. Wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und danach teils wieder aufgebaut.
19561955 wird die Raffination eingestellt, Zusammenschluss mit der Nitag zur Gasolin-Nitag GmbH unter dem BV Aral Konzern, belieferte In- und Ausland mit Industriespezialölen bis zur Schließung 1969. - Generalteilung
- siehe Verkoppelung
- Gemeinde-Brunnen
- ...bei den Hirtenhäusern am Kapellenberg - wurde nach Einführung der Wasserversorgung (1958) zugeschüttet.
- Gesinde
- Knechte und Mägde, Gehilfen
H
- Haberland
- Kaufmann Bernhard Haberland, Hamburg, übernahm die Altölraffinerie H. Pfeiffer.
- Häuslinge
- Dorfbewohner ohne Hof. Landarbeiter mit Wohnrecht auf einem Hof.
- Halbhof, Halbhöfner, Halbmeier
- Gehöft (Halbe Hufe) mit Ackerland und Weidefläche. Es gab in Dollbergen keine Vollhöfe (Doppel-Lehen), nur Halbhöfe, Kötner und Brinksitzer.
- Halwe Dör
- Tür an der Seite des Bauernhauses. Halwe = Plattdeutsch für Seite.
- Heister
- Junger Buchen-Stamm, Laubbaum-Zögling von über zwei Meter Höhe.
- Hofname
- In Dollbergen üblich, der mündliche Brauch entstand etwa 1650, die Namen ergaben sich aus dem (Ruf-)Namen des Besitzers oder einer Besonderheit des Hofes.
- Hufe, Hufner
- Hof. Gehöft, Komplex von Ackerland inklusive Hofstelle sowie Rechten aus der Allmende. Zirka 25 - 30 Morgen mit Wirtschaftshof. Mitglied der Reihe.
I
- Immenzaun, Immentun
- Bienenzäune. Überdachte Regalreihen aus Holz zum Aufstellen von Bienenstöcken.
J
- Jugendheim, Holzschule
- 1950 als Behelfsschule an der Alten Dorfstraße gebaut, im Volksmund 'Holzschule' oder 'Bretterschule' genannt. Nachnutzung als jugendheim, später als Turnhalle.
K
- Kamp
- Eingefriedetes Landstück (aus Rodungen), Nutzung als Weide oder Ackerland.
- Katzhorn
- Scheune bei Uetze, Zwischenlager für den Celler Zehnten.
- Kiepe
- Weidenkorb, der auf dem Rücken getragen werden konnte.
- Kirchspiel
- Einzugsbereich einer Kirchengemeinde.
- Klus
- Klause, einzelnes Haus.
- Kötner, Kötter, Kotsassen (lateinisch casatus), Kätner, Kate.
- Siedler. Kothe = Lehmhütte mit wenig Ackerland aus Rodungen, dem Kamp. Auch Meier-Hof (lateinisch villa maior = großer Hof)
L
- Langdielenhaus, Niedersachsenhaus, niedersächsisches Hallenhaus
- Walmdach-Giebel. Einfahrtstor an der Schmalseite, Diele, Pferdestall rechts, Kuhstall linker Hand, Vorschauer, Wohnraum mit Küche, Schlafkammern für Bauern und Altenteiler. Im Obergeschoss weitere Zimmer und Futter für Tiere (Heu...).
- Lehen
- Hof- und Grundstücks-Leihgabe (von 4 bis 7 Claftern). Der Lehnsherr, als Eigentümer von Grund und Boden, konnte diese an einen Lehnempfänger auf Lebenszeit verleihen. Dafür schuldete der seinem Schirmherrn Arbeitsdienste und Abgaben. Auch konnten die Rechte am Lehen an andere (Adlige) vergeben werden. (siehe auch Chronik ab Seite 31)
M
- Masch, Marschland
- Am Fluss liegendes, niederes Gebiet. Maschenne (Maschende) wurde der östliche Teil von Dollbergen genannt, Kerkenne (Kirchenende) war der westliche ab Kapellenberg.
- Mittelpunktschule
- Zentralisierte Schulform. Die 1955 gebaute Schule in Dollbergen unterrichtete auch Oberstufen-Schüler aus Oelerse, Katensen und Schwüblingsen. Die Schulform endete 1978 durch die Einführung der inzwischen (2001) wieder abgeschafften Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6, die am Schulzentrum Uetze unterrichtet wurden. Seitdem ist die Dollbergener eine reine Grundschule.
N
- Namo
- Rübensaftfabrik (Raffineriegelände), Nachkriegsbetrieb.
- Nitag
- Siehe Gasolin.
O
- Obdachlosenheim
- In Dollbergen gab es bis 2005 im Pappelweg eine gemeindliche Einrichtung zur Unterbringung von vorübergehend wohnungslosen Personen. Nachnutzung EG Heimatverein Dollbergen, OG Jugendtreff.
- Ostfälisch
- Lokaler Dialekt, Plattdeutsch.
P
- Plagge, Plaggenhieb
- Nährstoffreiche Pflanzendecke.
- Pflichtfeuerwehr
- Bestand zwischen 1902 und der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr, 1909.
Q
- Querdielenhaus
- Im Gegensatz zum Niedersachsenhaustyp war hier die das Dielentor versetzt an der langen Hausseite angelegt und nicht an der Giebelseite.
R
- Reihe
- Angehöriger der Bauernklasse mit Stimmrecht. Die 'Reihe' beschließt die Verwendung der Allmende. Die laufenden Nummern (Erbnummern) sind gehen aus dem Amtslagerbuch aus dem Jahr 1564 des Amtes Meinersen hervor und zeigt die Reihenfolge an, nach der Dienste zu leisten waren.
- Ritter
- Reuter, Rüter. Berittener Soldat, später Lehnsherr mit geringer Gerichtsbarkeit.
- Rottekuhlen
- Die Stängel der Flachspflanze sind innen holzig. Um sie mürbe zu machen, wurden sie zum Rotten für ein oder zwei Wochen in mit Wasser gefüllte Rö-ekuhlen (in der Flachsworth) gelegt.
- Rtlr
- Reichstaler, Thaler, um 1600. 1 Rtlr = 24 Groschen = 288 Pfennig = 36 Mariengroschen.
S
- Schulen
- Die erste Schule des Dorfes wurde etwa um 1613 am Dorfplatz errichtet.
Die zweite Schule entstand am Kapellenberg 1802.
Ein dritter Volksschul-Neubau findet sich in der Fuhsestraße, 1890.
Die Behelfsschule (1950) war bis (?) ein Jugendheim.
Die Mittelpunktschule wurde 1955 im Ackersberg angelegt und ist heute reine Grundschule. - Snie, Schnede, Schnedehügel
- Schnede lässt sich mit Schneide übersetzen. Gemeint sind Grenzhügel, Besitzgrenzen.
- Storchennest
- War zunächst auf Haus Nr. 35, Fritz Hennigs, wurde etwa 1895 auf Fröchlings Haus (Christinen Depenau) umgesetzt und kam später (?) auf die Kapelle.
T
- Tuspo
- Der Turn und Sportverein, 1909 gegründet, nahm 1936 die Sparte Fußball auf und nannte sich damit Tuspo. Der Verein gründete sich 1946 neu zum TSV 09.
U
- Uetze
- Ab 1971 gehört Dollbergen mit Katensen zur Samtgemeinde Uetze und schließt sich 1974 zur Einheitsgemeinde Uetze zusammen.
V
- Verkoppelung, Spezialteilung, Flurbereinigung, Separation
- Abschaffung der Leibeigenschaft und der Allmende. Anteilige Neuverteilung der gemeinschaftlichen genutzten Wirtschaftsflächen und Grundbesitztümer (Wiesen, Äcker, Wald, Vieh...) Mitte des 18. Jahrhunderts. Die vorangegangene Generalteilung legte die Nutzungsrechte (Holz, Weiden, Lehm, Torf...) einzelner Dörfer fest.
W
- Wisch
- Wiesenland, Wiese.
- Wüstung
- Aufgegebene Siedlung. Die Wüstung Det(t)meringsen lag westlich der Straße Im Dubenthal. Die Wüstung Avensen oder auch Auensen, Siedlung erwähnt ab dem 9. Jahrhundert bis Jahr etwa 1470, lag in der Nähe der Wollborn-Quelle, in den Abbenser Wiesen, zwischen Grüner Riede und Schwarzwasser (rechte Nebengewässer der Fuhse).
X
- .
Y
- .
Z
- Zehnt, Zehnter
- Abgaben und Leistungen der Reihestellen der Dorfgemeinschaft. Zehnter Teil der Ernte, des Viehbestandes oder Handwerklicher Erträge, meist Naturalien. Dollbergen gehörte bis 1705 zum Amt Meinersen, muss danach an das Gut Abbensen liefern. Beinhaltet auch Dienste wie Fuhren oder Landarbeit.
- Zinstag
- Michaelis am 29. September, auch Löhnungstag für das Gesinde. Hagelfeiertag (Mittwoch nach Pfingsten) und Martini am 11. November.
- Zwerchgiebelhaus
- Zwerch von altdeutsch für "quer" (wie in Zwerchfell), Haus mit Giebel quer zur Traufseite.