Wer war Georg Greiser?
In der 150-jährigen Geschichte der deutschen Erdölindustrie muß der Industrielle Georg Greiser unbestritten als ein Pionier auf dem Gebiet der Erdölförderung- und Verarbeitung angesehen werden.
- Rubrik: ZeitZeugen |
- siehe auch: HausNr. 87 |
- HausNr. 154 |
- Dt. Gasolin
Inhalte der Seite GeorgGreiser
- Daten zur Person
- Der Unternehmer Georg Greiser
- Plantagen, Gärten, Sonnenenergie
- Die Villa in Uetze
- Der Mensch Georg Greiser
- Quellen-Angaben zu diesem Artikel
Daten zur Person Georg Greiser
Georg Greiser wurde am 09. Oktober 1875 in Hannover als ältestes von sechs Kindern geboren. Er erlernte den Beruf eines Kaufmanns. Schon Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang des 20. Jahrhunderts machte sich Georg Greiser im Bereich der Erdölindustrie selbstständig. Auch im Bereich des Bergbaus war er sehr aktiv. Greiser war vielseitig interessiert und aufgeschlossen für Neuerungen verschiedenster Art.
Im Alter von 89 Jahren verstarb er am 21. April 1965 in Celle und er wurde auf dem Stöckener Friedhof in Hannover beigesetzt.
Georg Greiser hatte zwei Söhne (inzwischen verstorben) aus erster Ehe und eine Tochter aus zweiter Ehe, Sigrid Greiser-Katsouros, die in Hannover lebt.
Das Foto zeigt Georg Greiser, © S. Greiser
In Dollbergen, wo die Familie (in Nummer 87) nach dem Krieg bis 1948 wohnte und Georg Greiser mehrere Unternehmen betrieb, wurde bei Einführung von Wegbezeichnungen eine Straße nach dem Industriellen benannt, der Greiser Weg, in unmittelbarer Nähe der von ihm gegründeten ehemaligen Raffinerie Nordöl AG. 1948 zog die Familie nach Uetze, zunächst in die Peiner Straße - Ecke Marienstraße und 1954 in die neu erbaute Villa Peiner Straße 16-16a, die später von der Gemeinde als Rathaus genutzt wurde (bis zum Rathausneubau 1995). Dort konnte er seiner Leidenschaft, dem Sammeln von Kunstgegenständen nachgehen und sich seinem großen parkähnlichen Garten mit Tennisplatz und seinem speziellen Interesse für den biologischen Anbau von Obst und Gemüse widmen.
Der Unternehmer Georg Greiser
Zitat: Georg Greiser in einem Bericht für die Dorfchronik Dollbergen
"Ich habe in der Erdölindustrie und im Bergbau folgende Werke geschaffen:
106 Tiefbohrungen nach Erdöl mit Erfolg
3 deutsche Mineralöl-Raffinerien gegründet
3 deutsche Erdölfelder aufgeschlossen (Oberg, Schmedenstedt und Rietze im Kreis Peine),
seit 1920 Erzbergbau im Harz bei Hahnenklee, Strassberg, Lindenberg, und 1923 habe ich den Gesamterzbergbau des früheren anhaltinischen Staates erworben, Größe 70 Millionen qm in der Gegend von Ballenstedt-Harzgerode-Straßberg-Lindenberg-Tilkerode bis in die Gegend von Mansfeld.
Auszug aus dem Buch Deutsche Ölpolitik 1928-1938 von Titus Kockel:
Fünftgrößter Produzent des Jahres 1928 war die zwei Jahre zuvor aus der Georg Greiser Bergbau, Hannover (Greiserwerke) hervorgegangene Norddeutsche Mineralöl AG (Nordöl AG) des aus Hannover stammenden Kaufmanns Georg Greiser. Die Nordöl AG beteiligte sich eifrig an der Erschließung von Oberg und betrieb zwei Raffinerien in Dollbergen bei Peine und eine in Salzbergen im Emsland.
Auszug aus dem Handbuch der internationalen Petroleum-Industrie aus dem Jahr 1929:
Erdölfelder in Oberg, Schmedenstedt und Rietze im Kreis Peine. Das gewonnene Rohöl wird in der Mineralölraffinerie in Salzbergen zusammen mit Rohöl, das die Gesellschaft (Nordöl AG) hinzukaufte, weiter verarbeitet. Anfang 1928 werden jährlich ca. 5000 Tonnen Fertigprodukte (Benzin, Leuchtöl, Gasöl, Maschinen- und Zylinderöle) hergestellt und zum Verkauf gebracht. Fabrik und Lagerplätze in Dollbergen bei Lehrte und Salzbergen bei Rheine. Eigenes Elektrizitätswerk, Gleisanschluss... .
Jung-Unternehmer mit 26 Jahren
Im Handelsregister beim Amtsgericht Hannover erfolgte 26.11.1901 ein erster Eintrag der Firma Georg Greiser.
Ein Grundstein des Greiser Konzerns war die im Jahr 1920 von Georg Greiser gegründete Gewerkschaft "Barbara" GmbH für Bergbau, Industrie und Grundbesitz mit Sitz in Hannover. In dieser Gesellschaft vereinigte Greiser unter anderem seine Erdölmutungsrechte und Erdölverträge. Zum 01.01.1938 wurde diese Gewerkschaft in die Georg Greiser Bergbau GmbH übernommen.
1. Raffinerie auf dem "Gasolingelände" in Dollbergen, östlich der Straße nach Uetze
Am 27.05.1918 übernahm Greiser die dort ansässige Erythropel Benzol- und Ammoniakfabrik und gründete die Ölraffinerie und Chemische Fabrik Dollbergen GmbH.
Die Kapazität der Rohölraffinerie lag zunächst bei 200 000 kg Schmieröl, später nach einer Erweiterung, bei 500 000 kg pro Monat. Ab dem 01.08.1918 ist von den Greiserwerken die Rede, im Oktober 1920 erscheint der Name Erdölwerke Dollbergen GmbH.
Greiser verkaufte die Erdölwerke 1925 an die Hugo Stinnes-Riebeck-Montanwerke AG in Halle, welche die Raffinerie 1926 an die Deutsche Gasolin AG, Berlin-Schöneberg abtrat.
Die Fabrik wurde immer weiter vergrößert und in der besten Zeit waren über 500 Arbeitnehmer beschäftigt.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Werk weitgehend zerstört. Nach einem teilweisen Wiederaufbau nach dem Krieg, wurde der Raffineriebetrieb allerdings 1955 eingestellt.
1969 wurde das Werk, inzwischen zum BV Aral Konzern gehörend, geschlossen.
2. Raffinerie in Salzbergen, Emsland
Am 05.10.1926 übernahm Greiser mit seiner Nordöl AG die W. H. Lepenau & Co. GmbH in Salzbergen. Er baute die Raffinerie, die jahrelang fast brach lag, zügig aus. Dadurch wurde die Leistungsfähigkeit des Werkes um 1/3 erhöht. Zwei Brände, behördliche Auflagen, sowie die Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929 (Schwarzer Freitag) brachten das Werk trotz weiterer Investitionen immer wieder in Schwierigkeiten. Georg Greiser und seine Nordöl AG versuchten alles. Aber auch die letzten Investitionen brachten keine Verbesserung der Lage. Es ging weiter auf und ab. Greiser entschloss sich, die Raffinerie am 06.05.1930 an die Anton-Raky-Tiefbohrungen AG zu verpachten.
Am 17.10.1931 stieg die Wintershall AG in den Pachtvertrag ein. Durch den Konkurs der Nordöl AG wurde die Raffinerie unter Zwangsverwaltung gestellt. Am 04.08.1933 kam es zur Versteigerung. Die Wintershall AG bekam den Zuschlag.
Die Raffinerie Salzbergen ist heute die älteste noch produzierende Fabrik ihrer Art weltweit.
3. Raffinerie auf dem heutigen "MRD"-Gelände in Dollbergen, westlich der Straße nach Uetze
Mit dem von Stinnes erhaltenem Kapital gründet Greiser am 31.12.1920 unter anderem die Cupa AG Fassfabrik Dollbergen. Für diese Fabrik errichtete er 1923 das Turmgebäude auf dem Gelände. Hier wurden Ölfässer aus Holz hergestellt. Als Eisenfässer den Markt eroberten, musste das Werk schließen.
Am 26.04.1926 gründete Greiser in Hannover die Norddeutsche Mineralöl AG, kurz Nordöl AG. In der Aktiengesellschaft faßte der Industrielle seine Firmen zusammen (unter anderem Cupa-Fassfabrik, Greiser Packungswerke und Greiser Bergbau) und gründete auf dem Gelände eine Rohölraffinerie. Das Kapital der Nordöl AG betrug 2.200.000 RM. Die Majorität des Kapitals befand sich in Besitz der Greiserwerke GmbH. Die Dividende im Jahr 1926 betrug: 8 %.
Diese Raffinerie mit dem Namen Erdölwerke "Deutscher Adler" GmbH, hatte eine Kapazität von bis zu 10.000 Tonnen jährlich und wurde im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt. Die Grundsteinlegung war 1922 die Inbetriebnahme 1926.
In Ihrer endgültigen Form war sie 1938 wie folgt ausgestattet:
- Zwei Vakuum - Destillationsanlagen
- Eine kontinuierlich arbeitende De Lavel Turbinen - Raffinationsanlage
- Eine große, kontinuierlich arbeitende Höchst - Vakuum - Destillieranlage System Heckmann - Breslau.
Diese Anlage war bis zum Abriss durch Haberland Ende 1957 noch weithin sichtbar.
1942 wurde das Werk wegen Kriegsrationalisierung geschlossen, es war also bei den Bombenangriffen auf Dollbergen bereits außer Betrieb.
Eine der Vakuum-Destilieranlagen (1.) setzte Dipl. Ing. A. W. Lamer 1949 instand. Dort wurde nun wieder Erdöl für Greiser in Lohn verarbeitet. Auch Scheuerle hatte diese Anlage noch in Betrieb und verarbeitete dort Erdöl aus eigener Förderung, vorher wurde dieses Öl bei Sengewald in Dedenhausen verarbeitet.
Das heißt, erst mit der Übernahme und Demontage durch Haberland endete wohl endgültig die Rohölverarbeitung in Dollbergen.
Nach dem Krieg plante Greiser 1947 die Wiederinbetriebnahme. Letztlich wurde dieses Vorhaben von ihm aber aufgegeben. Die noch erhaltenen Erdöldestillierkolonnen wurden 1957 vom späteren Besitzer Haberland abgerissen. Die letzten, noch heute existierenden Zeugen dieser Raffinerie sind einige größere Ölmischtanks in der großen Halle auf dem heutigen MRD Gelände.
Greiser firmierte nach dem Krieg auf dem Gelände unter dem Namen:
Gewerkschaft Greiser Bergbau - Mineralölwerke - Dollbergen.
Einen Teil der Raffinerie baute Georg Greiser 1946 unter dem Namen Namo zu einer Rübensaftfabrik um. 1948 schloss dieses Werk wieder.
Ein anderer Teil wurde 1946/47 an Hermann Pfeifer, Wiesbaden, verpachtet. Hier wurden zunächst Teerölprodukte hergestellt.
Pfeifer betrieb in Wildemann / Oberharz eine Raffinerie, die sich auch mit der Regeneration von Altöl beschäftigte. 1949 verpachtete Greiser die komplette Gewerkschaft Greiser - Bergbau Mineralölwerke an Pfeifer. 1950 plante und baute Dipl. Ing. A. W. Lamer für Pfeifer die erste Altölraffinerie in Dollbergen. Anfang 1951 nahm die Raffinerie die Produktion auf.
Diese Anlage gilt als der Grundstein der heutigen Mineralöl Raffinerie Dollbergen, MRD!
Die Produktion in Wildemann wurde in diesen Jahren heruntergefahren. 1952 wurde das Werk dort geschlossen.
Pfeifer firmierte in Dollbergen unter anderem unter:
- Avenarius KG Chemische Fabriken - Mineralölwerke Hermann Pfeifer GmbH;
- Cefamin Chemische Fabriken - Mineralölwerke Hermann Pfeifer GmbH;
- Chemische Fabriken Mineralölwerke Hermann Pfeifer.
- 1954 übernahm Kurt Scheuerle, Ludwig Müller Öl- und Fettfabrik Heilbronn den Betrieb. Scheuerle plante den Neubau einer Erdölraffinerie unter Einbeziehung der alten Greiser-Anlage. Wegen der zu erwartenden sehr hohen Kosten wurde das Vorhaben aber wieder aufgegeben. Schließlich war geplant eine Schmierfettproduktion, unter Einbeziehung der Pfeifer Altölraffinerie, die das Mineralöl für die Fettproduktion liefen sollte, zu errichten. Dazu sollte die Altölanlage erheblich erweitert und modernisiert und auch weiter Motorenöle hergestellt werden. Auch dieses Projekt wurde letztlich nicht umgesetzt. Mit der Planung beider Vorhaben beauftragte Scheuerle Dipl. Ing. A. W. Lamer.
- 1956 verkaufte Greiser das Gelände mit der Gewerkschaft Greiser Bergbau Mineralraffinerie an Scheuerle. Der nannte die Gewerkschaft in Gewerkschaft Greiff Bergbau Sitz Hannover um und verpachtete den westlichen Teil (ab Turmgebäude) an die Deutsche Purfina Frankfurt. Schon 1952 hatte Greiser seine Gewerkschaft Hannover-Erdöl an Scheuerle verkauft.
- 1957 verpachtete Scheuerle den Betrieb an Bernhard Haberland, Hamburg. Scheuerle zieht sich aus Dollbergen zurück.
- Die Purfina gibt den Standort um 1958 auf.
- 1961 verkauft Scheuerle das gesamte Gelände an HaCo Haberland & Co. Hamburg.
Nach Pfeifer, Scheuerle, Haberland, Dr. Dr. Anton Maier und RWE - Edelhoff gehört das immer wieder erweiterte und modernisierte Werk heute zur Avista Gruppe, Mineralöl-Raffinerie-Dollbergen, MRD. Die Raffinerie hat heute eine Kapazität von 230.000 Tonnen pro Jahr und beschäftigt circa 200 Mitarbeiter.
Das heutige Betriebsgelände hat eine Größe von circa 150.000 m².
In den 1950er Jahren sah es auf dem Greiser Gelände, von Osten nach Westen gesehen, wie folgt aus:
Direkt an der Straße zum Bahnübergang stand das sogenannte "Blaue Haus", die Ruine einer im Krieg zerstörten Greiser-Villa, die Anfang der 60er Jahre abgerissen wurde.
Daran schließt sich ein parkähnlicher Garten mit Teich (Schwimmbad), Steinfiguren und Wasserspielen an. Der Teich ist heute noch erhalten, ebenso sind die beiden Sockel am Einstieg zum Pool, auf denen seinerzeit zwei mächtige Steinkrokodile standen, noch vorhanden.
Daran anschließend die Altölraffinerie (Pfeifer) sowie zwischen Turmgebäude und Bahnstrecke die Reste der Greiser Erdölraffinerie, danach westlich vom Turmgebäude zeitweise die Purfina und schließlich die zwei, von Greiser 1943 angelegten, großen Obst- und Gemüsegärten.
Heute noch erhaltene "Greiser-Gebäude" auf dem MRD Gelände sind unter anderem das Turmgebäude, die große Halle, sowie einige Fabrikations- und Lagerhallen der Nordöl, die auch von der Namo, Pfeifer und dessen Nachfolgern genutzt wurden, bzw. bis heute genutzt werden.
Ebenfalls erhalten ist ein Luftschutzbunker (jetzt ein Magazin), auf dem Greiser 1947 zunächst ein Wohnhaus für seine Familie errichten wollte, schließlich baute er jedoch darauf ein Bürogebäude. Heute beherbergt diese Gebäude das Labor der MRD.
Bemerkung zur Entstehung der Steinkrokodile
In den 1930/40 Jahren gab es Ausschreibungen der Stadt Hannover zur Gestaltung des Maschsee-Geländes. Für die heutige "Löwenbastion" gab es zwei Entwürfe, zum einen zwei Bronze-Löwen und zum anderen zwei Steinkrokodile. Man entschied sich, am See die zwei Löwen aufzustellen (daher heute die Bezeichnung "Löwenbastion").
Georg Greiser kaufte kurzerhand die Krokodilentwürfe und ließ zwei große Sandsteinblöcke auf sein Gelände nach Dollbergen transportieren, wo der Bildhauer Professor Schumacher vor Ort die Figuren aus dem Stein schlagen ließ.
Die Krokodile sind heute in der Lindemannallee in Hannover zu finden.
Foto Krokodil © L. Lamér.
4. Erdölförderindustrie
Siehe auch oben, unter Zitat Georg Greiser für die Dorfchronik Dollbergen.
Ein weiteres Betätigungsfeld Greisers war die Erdölförderindustrie.
So betrieb er in der Gemarkung Nienhagen bei Celle mit seiner Deutschen Bohrgesellschaft Nienhagen GmbH mehrere Bohrungen.
Die Bohrung Nr. 1 wurde am 25.06.1919 niedergebracht.
Die Bohrung Nr. 3, am 22.07.1920 begonnen, wurde am 21.01.1921 bei einer Teufe von 481 Metern eingestellt.
Bohrung Nr. 2, am 01.10.1920 niedergebracht, am 27.10.1920 eingestellt.
Bohrung Nr. 4, am 12.06.1924 niedergebracht.
Von der Deutschen Bohrgesellschaft mbH Berlin übernahm Georg Greiser im Juni 1920 die Mutungsrechte im Obershagener Ölrevier bei Uetze und in der Gemarkung Hänigsen (Parzelle 110 mit 2 Bohrlöchern).
Am 27.09.1921 wurde die Bohrung Nr. 1 in Betreib genommen.
Am 09.07.1924 wurde in Katensen Kreis Burgdorf (Erdölwerke Katensen) die Bohrung Nr. 1 direkt am Ortsrand von Katensen am Uetzer Feldweg [Ecke Springweg] niedergebracht.
Am 15.06.1925 gingen die Betriebe Nienhagen 4 und Katensen 1 an die Gewerkschaft Deutscher Michel Hannover. Diese Gewerkschaft wurde wiederum am 08.07.1930 von Greiser Bergbau GmbH übernommen.
Greiser besaß außerdem im Gebiet von Oberg bei Peine aufgeschlossene und produzierende Ölterrains mit einer Anzahl von Bohrungen, von denen Nr. 42 im August 1926 fündig wurde. (Dieser Fund wird ursächlich für die Entscheidung Greisers gewesen sein, wenige Wochen später die Salzbergener Raffinerie zu erwerben, um das Rohöl zu verarbeiten). Im Oktober 1927 wurde Bohrung Nr. 57 mit einer Tagesausbeute von circa 6000 kg erschlossen. Die Bohrung Nr. 59 ergab in der verhältnismäßig geringen Tiefe von 280 m eine Tagesproduktion von circa 6000 kg, auch die Bohrung Nr. 58 wurde in annähernd gleicher Tiefe fündig, die Bohrung Nr. 60 ergab eine Tagesförderung von 5000 kg hochwertigen, stark benzinhaltigen Rohöls.
Insgesamt führte Greiser im Oberger Gebiet die Tiefbohrungen Nr. 37 - 60 durch.
Förderung (Rohöl in Tonnen)
im Jahr 1933: 158 t, 1934: 785 t, 1935: 686 t, 1936: 512 t.
Greiser firmierte ab Ende 1935 in Oberg unter Greiser-Bergbau GmbH. Die Firma besaß im Ostteil des Wealdengebietes ebenfalls Mutungsrechte und wurde hier auch mit Erfolg tätig.
Insgesamt besaß Georg Greiser mit folgenden Firmen Erdölmutungsrechte: Erdölbohrgesellschaft "Arnold" mbH mit Sitz in Salzbergen. Hier war Greiser zunächst nur Gesellschafter und später Geschäftsführender alleiniger Gesellschafter, am 31.12.1937 ging diese Gesellschaft an die Greiser Bergbau GmbH.
Wietze - Steinförder Erdölwerke "Gute Hoffnung" GmbH in Hannover,
Erdölwerke August-Hermannsglück,
Gewerkschaft Hoffnungsstern,
Deutsche Bohrgesellschaft Nienhagen mbH,
Gewerkschaft Deutscher Michel,
und Greiser Bergbau GmbH.
Mit Ausbeutungsflächen u. a. in den Gemarkungen:
Nienhagen, Obershagen, Hänigsen, Oberg, Katensen (Erdölwerke Katensen)., Wietze, Münstedt, Eddesse, Abbensen, Schwüblingsen (Erdölwerke Schüblingsen), Schmedenstedt, Meißendorf und Rietze.
Am 31.12.1937 übernahm Greiser die "Hatge" Hannoversche Tiefbohr GmbH.
Im Jahre 1951/52 führte die Firma Greiser - Bergbau in der Gemarkung Schmedenstedt unmittelbar an der Ostgrenze der Gemarkung Oberg Bohrungen durch und stieß auf Erdgas.
Die Gesamtförderung der "Greisergruppe" wird bei ca. 30-35.000 Tonnen gelegen haben.
Ausgesprochenes Pech hatte Greiser mit einem von der Realgemeinde Eddesse (Nachbarort zu Dollbergen, Landkreis Peine) gemuteten Erdölfeld. Nach dem Erliegen des Erdölgebietes von Oelheim fanden in vielen Jahren keine Bohrungen mehr statt. Greiser trat nach dem zweiten Weltkrieg seine Mutungsrechte an eine französische Gesellschaft ab. Die bald nach dem Wechsel in einem an das alte Erdölgebiet der Eddesser Feldmark angrenzendes Gebiet durchgeführte Bohrung führte schon in einer Tiefe von 120 bis 150 Metern zu beachtlichem Erfolg. Repräsentant dieser französischen Gesellschaft war ein Herr W. H. de Lommatzsch, der Ende der 40er Anfang der 50er Jahre zeitweise im Turmgebäude in Dollbergen wohnte.
5. Bergbau
[...] seit 1920 Erzbergbau im Harz bei Hahnenklee, Strassberg, Lindenberg, und 1923 habe ich den Gesamtbergbau des früheren anhaltinischen Staates erworben, Größe 70 Millionen qm in der Gegend von Ballenstedt - Harzgerode - Strassberg - Lindenberg - Tilkerode bis in die Gegend von Mansfeld.
In diesen Bergwerken kommen die edelsten Erze vor: Gold, Silber, Nickel, Platin, Palladium, Kupfer, Wolfram. Die Bergwerke werden zur Zeit (1960) von den Russen ausgebeutet, die 200 Millionen Betriebskapital hierfür bereitgestellt haben. Ich habe bisher noch keinen Pfennig Entschädigung dafür erhalten."
Im Juni 1923 beantragte und erhielt Georg Greiser vom Bergbauamt Anhalt die Genehmigung im Bereich der Gemeinde Gütersberge im Landkreis Bernburg Schürfungen auf Kupfer und Eisen vorzunehmen. Zu diesem Zweck wurde ein Schacht mit einer Teufe von 8 m niedergebracht. Von der Schachtsohle aus wurden zwei entgegengesetzte Strecken angefahren, um die Gesteinsmächtigkeit festzustellen. Im Oktober 1923 wurden diese Arbeiten eingestellt, der Schacht wurde vorschriftsmäßig verfüllt.
Hier einige Ausführungen zum Bergbau in Tilkerode, Landkreis Ballenstedt:
1875 war der Bergbau dort, wegen der zu dieser Zeit technisch nicht lösbaren Problemen mit den eindringenden, gewaltigen Wassermassen, eingestellt worden. Bis zur Einstellung wurden dort ca. 27.000 t Erz abgebaut. (Eisenerz, Blei- Silbererz, und Gold)
Am 28.04.1924 wurde Georg Greiser in das Gewerkenbuch der Gewerkschaft Tilkerode II unter Nr. 11 als Inhaber sämtlicher 100 Kuxe (7.122.90 m²) eingetragen.
Am 14.08.1924 wurde er zum Repräsentanten der Gewerkschaft Tilkerode II gewählt.
Georg Greiser setzte erhebliche eigene Mittel ein und investierte in neue Maschinen - insbesondere moderne Pumpen - errichtete Unterkunftsräume, Maschinengebäude, Schmiede, Gleisanlagen und so weiter.
Unter anderem auch mit Hilfe von öffentlichen Fördergeldern war es am 15.04.1935 so weit.
Im Eskaborner Berg etwa 100 m von der Ulbrichstraße entfernt wurde ein Stollen von 2 x 2 Meter angesetzt. Der Stollen wurde zunächst 250 Meter vorgetrieben. Hierbei wurden drei Eisenerzgänge durchfahren. Auch wurden Spuren von Gold, Platin und Kupfer festgestellt.
Ab September 1935 wurde der Stollen um weitere 300 Meter verlängert. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 125.000 RM. Im Dezember 1935 traf man bei 380 m Stollenlänge wieder auf einen Gegenspalt mit hochwertigem Eisenerz. Dieser Erzgang zeigte in einer Tiefe von nur 12 m eine Mächtigkeit von 2 Metern. (Fe-Gehalt 70 Prozent) und wurde bis auf eine Tiefe von 33 m verfolgt. Bei 450 m wurde ein Blindschacht bis zu 10 m Tiefe vorangetrieben, um einen weiteren Erzgang zu erkunden.
Bei 472 m wurde der alte sogenannte Goldschacht angefahren. Durch diesen Durchschlag wurde eine gute Bewitterung des ausgeführten Stollens erreicht. Diese alten Baue standen unter Wasser. Nachdem sie durch große Pumpenanlagen trocken gepumpt wurden, konnte festgestellt werden, dass auf der Sohle das Eisenerz noch ansteht.
Im April 1936 waren vier Erzgänge aufgeschlossen, die nach der Tiefe hin immer mächtiger werden.
Bis zum Juni 1937 wurden bei den Aufschlussarbeiten rund 2.000 Tonnen Eisenerz gefördert.
Das Erz wurde ab Station Wippra unter anderem an die Georgsmarienhütte in Osnabrück und an Klöckner in Duisburg versandt.
Greiser firmierte mit Greiser Bergbau ab 1935 unter Gewerkschaft Tilkerode II mit Sitz in Hannover.
Weitere Bergwerke waren unter anderem die Gewerkschaft Tilkerode I (6.586.650 m²) und die Gewerkschaft Pfaffenberg mit dem Glücksternschacht, sowie dem Biwender Gangzug.
Hier plante Greiser 1937 einen Schacht mit einem Durchmesser von 4,5 m und einer Tiefe von 100 m niederzubringen und vom Schacht aus mit Strecken den Erzgang anzufahren.
Im Neudorfer Gangzug waren ebenfalls Erkundungsarbeiten geplant, hierfür veranschlagte Greiser Kosten von ½ Million RM.
Georg Greiser finanzierte seinen Bergbau zum größten Teil aus den Mitteln, die er mit seinen Ölfeldern in Oberg erzielte.
Dazu Georg Greiser in einem Schreiben vom 13.05.1935 an die Mineralogische Studiengesellschaft in Berlin wörtlich:
"Ich habe für den Erwerb und für die Ausführungen des Bergbaubetriebes in Strassberg - Neudorf insgesamt etwa 400.00 bis 500.000 Goldmark ausgegeben. Außerdem haben die Gewerkschaften Pfaffenberg, Hoffnung Gottes und Albertine viele Millionen Reichsmark erfordert, um Aufschlüsse zu erzielen, nach denen wir heute wissen, dass Wolfram und andere wertvolle Erze dort vorhanden sind."
Die Bergwerke wurden Ende des Krieges von den Russen beschlagnahmt und letztlich enteignet.
neu: Ergänzung des Textes vom 12.11.2009
Mit folgenden Gewerkschaften besaß Georg Greiser in den Bereichen von Hahnenklee und Sösetal auch Mutungsrechte im West - Harz:
Gewerkschaften Gute Hoffnung (am 24.09.1923 wurde Georg Greiser zum Repräsentanten dieser Gewerkschaft gewählt),
Gewerkschaft Theresia (am 01.10.1923 Georg Greiser zum Repräsentanten gewählt)
Gewerkschaft Harzer Bergwerke (Hahnenklee, Louise Amalie Schacht).
Am 27.08.1929 beantragte er die Schürfrechte in folgenden Bergwerken: Merkur = Blei, Kupfer, und Schwefelerze. Neufang = Eisenerz. Bergmannstrost = Eisenerz. Morgenröthe = Eisenerz. Abendröthe = Eisenerz. Hedwig = Blei und Kupfer. Reichstreue = Blei. Gustav = Blei und Kupfer, Theresia = Kupfer, Blei, Schwefelerz und Zink. Bertha = Blei und Silber. Sedan = Schwefelerz, Lilie II = Schwefelerz.
Auch war Georg Greiser bei der Gewerkschaft Friedrichsglück als Inhaber sämtlicher Kuxe eingetragen. Auf einer Gewerkenversammlung 1950 wurde diese in Gewerkschaft Hannover - Erdöl mit Sitz in Dollbergen umbenannt.
Steinkohle Bergbau in Barringsen bei Barsinghausen
Am 01.04.1924 übernahm Georg Greiser von der Firma Künnemeyer das Steinkohlebergwerk in Barringsen bei Barsinghausen. Greiser beabsichtigte den vorhandenen 17 Meter tiefen Schacht auf 95 Meter abzuteufen. Im Flöz sollte eine Grundstrecke von Osten nach Westen führen. Nachdem Greiser unter anderem Kesselhaus, Dampfförderhaspel und Bürogebäude errichtete wurde der Bergwerksbetrieb aufgenommen. In den folgenden Jahren erwies sich die Grube jedoch als unrentabel und wurde geschlossen. Bis zum 19.01.1927 wurde der Schacht verfüllt.
Braunkohlebergbau
Bei der Niederbringung eines Wasserbrunnens am 12.10.1945 an der Straße zwischen Oelerse und Abbensen im Landkreis Peine durch die Greiser Bergbau GmbH stieß man nach 10 m auf Braunkohle.
Noch am selben Tag stellt Georg Greiser den Antrag auf Bergwerkseigentum über eine Fläche von 2.200.000 m².
Auf seine, zu diesem Zweck gegründeten, Gewerkschaft Peine - Burgdorf wurden am 22.10.1945 vom Landkreis Peine die Mutungsrechte eingetragen. Bergbauarbeiten wurden indes dort nie aufgenommen.
6. Greiser Packungswerke
Ab circa 1910 betrieb Georg Greiser in Hannover in der Angerstraße eine Fabrik die sich mit der Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Industriedichtungen beschäftigte.
Zunächst firmierte er unter Greiserwerke GmbH Hannover, später unter Greiserpackung GmbH Hannover.
Es wurden Dichtungen und Stopfbüchsen für Dampfmaschinen- und Kessel, Pumpen aller Art, Kältemaschinen, Kompressoren, hydraulische Pressen, Dampfhämmer, Flansch und so weiter hergestellt.
Spezialitäten waren unter anderem Metall-Compound-Stopfbüchsen-Packungen die sogenannten Greisermetall-Linsen-Packung, sowie Greisol-Pollux-Para-Gummi-Schnur.
Beides waren gesetzlich geschützte Produkte.
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Greiserwerke Hannover. Im zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik zum größten Teil zerstört. Greiser verlegte die Produktion noch in den Kriegsjahren auf sein Fabrikgelände nach Dollbergen. Anfang der 1950er Jahre wurde dieser Betriebsteil dort endgültig geschlossen.
Georg Greiser war bis zu seinem Tod geschäftlich aktiv, zuletzt firmierte er unter: Georg Greiser Bergbau und Schmierölgroßhandel in Celle.
Plantagen - ökologischer Landbau
Die Gärten in Dollbergen, Uetze und Isernhagen
Während seines ganzen Lebens beschäftigte sich Georg Greiser intensiv mit dem ökologischen Landbau, lange bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde.
1943 legte Greiser auf seinem Fabrikgelände in Dollbergen zwei große Gemüse- und Obstgärten an. Über diese Plantagen veröffentlichte er 1948 unter dem Titel:
"Verbesserung unserer Ernährung durch Sonnenenergie"
einen bemerkenswerten Aufsatz.
Sinn dieser Gärten war unter anderem die Selbstversorgung der Bevölkerung beziehungsweise die Unabhängigkeit von Einfuhren. Die Erfahrungen aus Hungersnöten während und nach zwei Weltkriegen war die treibende Kraft bei diesen Aktivitäten. Unter diesem Gesichtspunkt muß man die folgenden Ausführungen sehen.
Hier einige Auszüge im Wortlaut Georg Greiser:
"Perpetuum mobile, der ewige Kreislauf des Wassers.
Ich habe auf meinem Fabrikgelände, auf einer Sandwüste, im Jahre 1943 den Mut gehabt, Obst- und Gemüsekulturen anzulegen in Größe von 6 Hektar. Der Boden besteht nach der Tiefe aus etwa 10 - 15 cm Humus, dann 1 m Bausand dann folgend etwas 10 m Kies. Schüttet man einen Eimer Wasser auf diesen Boden, dann ist das Wasser in kurzer Zeit versickert und der Sandboden wieder trocken.
Ich habe eine Teichanlage, Hochbehälter, Pumpenstationen, Rohranlagen und Beregnungsanlagen geschaffen, ferner eine Düngeranlage. Abortfäkalien werden in eisernen Kästen mit Torf, Kalk und Lehm gemischt, dann auf Haufen geschichtet, alle zwei Monate umgeschaufelt und zuletzt mit Kali und Thomasmehl gemischt und dieser Volldünger im Herbst auf den Boden gestreut.
Ohne Stalldünger, aber mit Wasser und dem selbsthergestellten Dünger, wurde nun gearbeitet. Eine wunderbare Ernte wurde erzielt: ca. 3000 Pfund Erdbeeren, ca. 6000 Pfd. Johannisbeeren, ca. 6000 Pfd. Tomaten, ca. 1000 Pfd. Kirschen, ca. 6000 St. Gurken, ca. 5000 Pfd. Kürbis, ca. 500 Pfd. Hagebutten, Äpfel und große Mengen an Gemüse.
Diesen guten Erfolg habe ich der Sonnenenergie zu verdanken, die durch den ewigen Kreislauf das Wasser schafft.
Die Dollberger Bauern haben mich s. Zt. ausgelacht, verspottet und angezeigt und mir vorgeworfen, daß ich Arbeitskräfte mit unnutzer Arbeit beschäftige, denn das Land wäre eine Sandwüste, ich verstünde nichts von der Landwirtschaft und sollte bestraft werden. Dieses war in den Jahren 1943 und 1944. Heute nun kommen die Bauern und bitten um Obst, Gemüse usw. und staunen über den Erfolg.Von den geernteten Früchten sind innerhalb der letzten Jahre etwa 20.000 kg an die Gemüseverteilungsstellen abgegeben worden. Zur Zeit dient die Anlage zur Verpflegung der Grundstücks-, Bergwerks- und Fabrikanlage mit etwa 100 bis 200 Personen."
In einem großen Teil seiner Veröffentlichung beschäftigt sich Georg Greiser mit dem Umgang mit Wasser und den Problemen durch Trockenheit, Hochwasserschäden und der Wasserverschmutzung:
"Wenn wir nun die Schuld haben, daß wir das Wasser in unserer heutigen Zeit schwer beleidigt haben, indem wir durch Abwässer die Flüsse und zum Teil den Untergrund verschmutzt haben, so müssen wir dieses nunmehr wieder gutmachen. Das kostet Geld.
Aber Geld haben wir ja aus eigenen Ersparnissen unserer Maßnahmen wie folgt:
- 1. Ersparnisse an Hunderten von Millionen Reichsmark, wenn wir keine Ernteverluste bei Trockenheit haben, durch Bewässerung der Felder.
- 2. Durch künstliche Beregnung der Felder wird nicht nur der Verlust unter 1. gedeckt, sondern darüber hinaus ein Überschuß erzielt.
- 3. Durch Beregnungsanlagen können Ländereien urbar gemacht werden, die z. Zt. noch brach liegen.
- 4. Durch Anlage von zahlreichen Talsperren können Hochwasserkatastrophen eingedämmt werden.
- 5. Bei der Anlage von Talsperren würden große Mengen einwandfreies Trinkwasser gewonnen werden können, wobei aber die Aufsicht und Sorge für die Reinhaltung des Untergrundes für Brunnentrinkwasser nicht leiden darf.
- 6. Die Talsperren würden gewaltige Elektrizitätswerke erhalten, sodaß wir es nicht nötig hätten, einen Raubbau an unseren kostbaren Kohlevorräten vorzunehmen.
- 7. Bei großer Trockenheit haben die schiffbaren Ströme so wenig Wasser, daß die Schiffahrt eingestellt werden muß. Ebenso bei Hochwasser. Auch diese Schäden und Verluste könnten gespart werden."
Auf dem Grundstück seiner späteren Villa in Uetze betreibt Georg Greiser diesen Gartenbau mit Elan weiter.
Noch im hohen Alter plante und betrieb Georg Greiser eine Plantage für Obst- und Gemüseanbau in Isernhagen HB bei Hannover. Auf dort erworbenem Ackerland (circa 48.000m²) begann er mit dem Anpflanzen von Johannisbeeren und anderem Staudenobst, bis zu seinem Tod am 21. April 1965.
Die Villa in Uetze
1954 zog die Familie in die neu erbaute Villa in Uetze an der Peiner Straße Nr. 16-16a.
Im Dezember 1954 beschrieb Georg Greiser diese Wohnanlage wörtlich wie folgt:
"Haus Greiser"
Muster- Garten - und Hausanlage
Familien-, Verwaltungs- und Ernährungsgrundstück mit Gartenanlage für vollständige Ernährung einer Familie von 4 - 6 Personen durch mustergültige Obst- und Gemüsepflanzungen.
In Hungerjahren brauchen die Bewohner eines solchen Grundstücks nicht anderweitig um Nahrungsmittel zu betteln.
1963 verkaufte Greiser die Villa an die Gemeinde Uetze, die sie bis zum Neubau 1995 als Rathaus nutzte. Auf alten Fotos sind der schöne Teich, Wasserspiele und etliche Steinskulpturen zu sehen, unter anderem zwei mächtige Krokodile (die beiden standen schon in Dollbergen - heutzutage sind sie in der Lindemannallee in Hannover zu bestaunen). Heute steht noch eine Säule mit den Bergbau-Emblemen, zwei gekreuzte Hämmer (Schlägel und Eisen), direkt vor dem Haus. Von zwei anderen Figuren sind noch die leeren Sockel vorhanden. Die meisten Figuren wurden schon vor Jahrzehnten von seiner Erbin verkauft, so zum Beispiel das Reiterstandbild des Bartholomeo Colleoni (eine von zwei bekannten Kopien des Originals aus Venedig, die zweite Kopie steht in Stettin, Polen), die zwei Krokodile, die ein Privatsammler aus Hannover erwarb sowie die alten Figuren aus den Herrenhäuser Gärten, die ein bekannter Galerist aus Hannover kaufte.
Die Villa befindet sich heute wieder in Privatbesitz. Das Grundstück wurde in einzelne Parzellen aufgeteilt und zugebaut.
Von dem herrschaftlichen Gesamtkonzept der Wohnanlage ist nichts geblieben.
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- Die ehemalige Villa Greiser, die Säule ist links davor.
- Ansicht der Villa im Jahr 1954 von der Rückseite aus, vor Fertigstellung der Parkanlage.
- Reiterstandbild des Bartholomeo Colleoni (eine von zwei bekannten Kopien des Originals aus Venedig), Lindemannallee in Hannover.
Foto © D. Schneider.
Der Mensch Greiser
Sigrid Greiser weiß zu berichten, daß ihr Vater sich sein umfangreiches Wissen selbst angeeignet hat: "Er war Autodidakt". So hat er seine Karriere als Großindustrieller mit einer ganz normalen kaufmännischen Lehre begonnen. Auch die Kenntnisse über Bodenbearbeitung und seine Erfolge in der "Plantage" sind sein eigenes Werk gewesen. Nach einer ernsthaften Erkrankung ist er im Alter von 45 Jahren Vegetarier, Nichtraucher und in diesem Zusammenhang sehr ernährungsbewusst geworden. Sein Interesse für den biologischen Gartenbau war beispielhaft. Er ist quasi seiner Zeit weit voraus gewesen, heute würde man sagen: ein "Grüner".
Auch spielte das Erlernen von Fremdsprachen eine große Rolle für ihn. Erstaunlich genug habe er sich Englisch selber beigebracht und seine Tochter sollte Englischkenntnisse erwerben, in dem sie die "Weihnachtsgeschichte" (A Christmas Carol) von Charles Dickens auswendig lernen mußte.
Nach Erinnerungen von Luis Lamér, der als kleiner Junge mit seiner Schwester im Garten der Villa spielte und im Teich planschte, war Georg Greiser ein - für kleine Kinder - furchteinflößender Mann. Er war damals schon recht schwerhörig und sprach deshalb oft unverhältnismäßig laut. Herr Lamér hat noch das fast gebrüllte "Tach Kinder" im Ohr, mit dem er sie zu begrüßen pflegte.
Quellen
- Sigrid Greiser, Tochter
- Luis Lamér, Zeitzeuge
- Nachlaß Dipl. Ing. A. W. Lamer
- Gustav Hennigs, Chronik, Dollbergen einst und jetzt, 1973
- Karin Geerdes, Firmenchronik der Erdölraffinerie Salzbergen
- Buch - Deutsche Ölpolitik 1928 - 1938, von Titus Kockel
- Handbuch der internationalen Petroleum-Industrie aus dem Jahre 1929, 1930, 1936/37 und 1937/38
- Deutsches Erdölmuseum, Wietze
- Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau
- Deutsches Museum Archiv, München
- Hauptstaatsarchiv, Niedersachsen
- Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Archiv, Clausthal - Zellerfeld
- Sigrid Greiser-Katsouros
- Luis Lamér
- Beate Walz, Admin und Bearbeitung.
Aufgeschrieben von:
Luis Lamér
Hannover, 05.08.2009.
Überarbeitet: 12.11.2009
Das Projekt Greiser
Gern nehmen wir weitere Informationen auf.
Bitte richten Sie diese an:
E-Mail:
greisersigaol.com
kuenzellamert-online.de oder:
infodollbergen.de (www.Dollbergen.de)