Fuhse

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Die Fuhse bei Dollbergen



Die Fuhse ist ein linker Nebenfluß der Aller, entspringt (sammelt sich aus Rinnsalen sumpfigen Wiesen) auf 113 Metern im Vorharz (am Westhang des Oderwald) bei Flöthe, Landkreis Wolfenbüttel, fließt durch Salzgitter und Peine, nimmt nach Dollbergen bei Uetze die von Osten kommende Erse in sich auf, mündet nach etwa 95 Kilometern hinter Celle in die Aller.
Zuflüsse der Fuhse im Bereich Dollbergen (auf 53,2 Metern Höhe, eine Fallhöhe von langsamen 1,3 Metern pro Km) sind die Grüne Riede (Wollborn) und das Schwarzwasser. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke fließt die Fuhse auf 14 km durch die Gemarkung Uetze-Dollbergen. Die Wiesen (Grashufen) der Höfe liegen rechtsseitig und reichen bis an die Ufer heran. Dollbergen selbst liegt erhöht (auf 60 – 65 Meter üNN) auf einer ehemaligen Klippe, die linken Ufer nördlich und südlich sind vermoort.
Vom rechten Fuhseufer aus sieht man die ursprüngliche Anlage des Hufendorfes – abgesehen davon hat man auch einen schönen Blick auf die teils restaurierten Höfe.

Der alte Name des Flusses wurde ohne H geschrieben, also Fuse statt Fuhse; frühere Schreibweisen sind Vuse, Vusene oder Vusana. (Urkundliche Erwähnung im 13. Jahrhundert als Vusene in der Braunschweigischen Reimchronik).

Funde: Beinknochen vom Ur, Unterkieferstück vom Biber, Geweihstange vom Hirsch, Resten von Hund, Reh ... im Museum Burgdorf. Alter etwa 10.000 Jahre. (Die Reste der 3.000 Jahre alten Urnengefäße, die 1959 nahe der Fuhse gefunden wurden, sind im Landesmuseum Hannover.)

Natur im Fuhsetal: Echter Engelwurz, Iris, Springkraut, Blutweiderich, Knabenkraut, Silberweide und Schwarzerle. Otter? Bisamratten (Nachkommen aus einer Pelztierfarm bei Oelerse). Aurorafalter, Gebänderte Prachtlibelle, Krebse, Hechte, Schleien, Brassen, Rotzungen, Aale. Selten: Eisvogel, Rotmilan, Großer Brachvogel (?), Kiebitz, Storch. Neubürger sind Graureiher und Nilgans.
Fischsterben 1896, Anfang des 19. Jahrhunderts und 1948 durch ungeklärte giftige Industrieabwässer aus Peine (Peine bekommt erst 1931 eine Kläranlage). Badeverbot des Landkreises Burgdorf 1953 wegen zu starker Verschmutzung. Um 1972 gab es kaum noch Fische im Fluss und auch die Krebse waren ausgestorben. Heute wieder mäßig gute Wasserqualität.

Begradigungen

Anfang des vorigen Jahrhunderts und Entwässerungen der Wiesen haben den Charakter des Flusstals nachhaltig verändert. Der Fluss mäandert nicht mehr und die Wiesen werden nur noch sehr selten überschwemmt.
Historie und Pläne zur Regulierung:
Rezess 1625. 1729, die Anlieger sollen auf genügend Breite und Tiefe der Fuhse achten.
1744, die Abbenser Junker jammern wegen der Dienste am Bau des Abbenser Dammes.
1838, Anweisung aus Lüneburg, den Fluss frei zu halten.
1845, Amt Meinersen empfiehlt Begradigung.
1854, Begradigung (Höhe Grüne Riehe).
1925, Grabung durch Landkreise Peine und Burgdorf.
Regulierung der Fuhse im Jahr 1934 zwischen Neuer Mühle Oelerse und Wolfsfördermühle („molen to wadelsvorde“ Müllergeschlecht Bühring, siehe auch Seite Wassermühlen) Dedenhausen.
2006: Geplante Renaturierung bis 2015.

Renaturierung

Laut Chronik wurde vom damaligen Landkreis Burgdorf im Jahr 1953 wegen starker Verschmutzung ein Badeverbot erteilt. Das einstmals an Fischen und Flußkrebsen reiche Gewässer war durch Einleitungen von Industrieabwässern zur Kloake verkommen. Zum Glück tummeln sich heute wieder etliche Fische im Gewässer. Theoretisch soll eine Renaturierung bis zum Jahr 2015 erfolgen, doch bei den leeren Gemeindekassen wird es vermutlich Theorie bleiben und die Sünden der Flußbegradigung von 1925 und 1934 werden so schnell nicht rückgängig gemacht werden können. Ein Schritt in Richtung Renaturierung war die Entfernung des Stauwehrs im Jahr 2003 und Einrichtung einer Sohlgleite an gleicher Stelle.

Auch das Flussgelände bei Dollbergen gehört zum Landschaftsschutzgebiet-H 48 "Fuhsetal". Eine PDF-Datei (50Kb) bei der Region Hannover gibt nähere Auskunft.

Entwässerungs-Kanal

Der über 2.000 Meter lange Entwässerungskanal aus dem Jahr 1854 beginnt An der Masch und endet im Norden hinter der Edesser Landstraße in der Horst wieder in der Fuhse. Er soll bei Hochwasser die Fuhse entlasten.

Der Kanal, wie auch das Wehr, waren später Teil der Bewässerung der Wiesen. Durch ein verzweigtes Grabensystem mit kleineren Stauwehren konnten bei Trockenheit die Wiesen bewässert werden. Bei Hochwasser wurde drainiert. Die Stauwiesen-Bewirtschaftung wurde um 1960 eingestellt.

Nutzung der Fuhse

Der Fuhse-Fluß ist zu schmal und zu flach, um je als Weg für Schiffe genutzt worden zu sein, sogar Kanuten haben manchmal nicht genug Wasser unter dem Kiel. Daher fehlen historische Treidelwege ¹  wie sie aus anderen Gegenden mit Schiffsverkehr üblich waren. Hier in Dollbergen wurde die Fuhseniederung durchweg zur Wiesen-Bewirtschaftung genutzt. Gras und Heu für die Tiere, zur Dachdeckung und als Zehntleistung.

Am Fluß entstanden im Laufe der Zeit mehrere Wassermühlen. Südlich bei Oelerse liegt die nächst Neue Mühle aus dem Jahr 1581 und flußaufwärts bei Dedenhausen die Wolfsfördermühle, Erwähnung 1330 als "molen to wadelsvorde" (Mühle an Wadels Furt).

Brücken

Brücke am Maschende, An der Masch
Fuhse

Gebaut 1913, Adolf Rahlves, über einer früheren Furt. Gesperrt wegen Baufälligkeit schon vor einem guten Jahrzehnt, seit Juni 2007 ist der Überweg durch Gitter abgesperrt.

Nachtrag vom 5. Februar 2008: Der Bauhof Uetze sicherte die Geländer und den Weg - nun ist die Brücke wieder freigegeben. Bis 2011 soll das Bauwerk laut einer technischen Untersuchung dem eingeschränkten Verkehr statisch standhalen. Aus dem "Konjunkturpaket" sind 50.000 Euro an Mitteln für einen Neubau eingeplant, es soll eine stabile Aluminiumkonstruktion werden.

Nachtrag 30. August 2010: Eine Fachwerk-Aluminiumtrogbrücke wurde von Firma Metall-Glück vorgefertigt und per Kran auf neue Sockel gehoben. Die "Neue" ist 16,5 Meter lang und 2 Meter breit; Belastbar pro Quadratmeter mit 500 Kilogramm; Haltbar nach Herstellerangabe mindestens 80 Jahre.

Brücke An der Wasserstraße

Diese Brücke war zunächst ein Fußsteg an einer alten Furt, der 1933 zu einer Betonbrücke ausgebaut wurde. Diese Brücke befindet sich in Privatbesitz, auch die Wiesen und Wege dahinter dürfen nur durch Duldung und Gewohnheitsrecht betreten werden.

Fuhse-Stauwehr

Zur Regulierung (Be- oder Entwässerung) der Wiesen am Kanalsweg. Wurde im Sommer 2003 zurückgebaut. Foto des Wehrs © B. Woltersdorf

Kurioses

Es geht die Sage, es wären einst bei der Völkerwanderung Sachsen an die Fuhse gekommen, die damals breit und tief war. Ein paar Schlaue hätten den Fuß überquert, in dem sie sich an einen Baum geklammert haben und sind nach Eddesse weiter gezogen – die Dummen, die nicht wussten, wie sie hinüber kommen sollten, haben sich in Dollbergen angesiedelt. Für die Nachbarn liegen wir "hinter dem Fluß".

¹ Treidelweg

Vor der Motorisierung der Kähne wurden Boote auch mit Hilfe von Seilen von am Ufer laufenden Zugtieren oder -Personen den Fluß entlang gezogen.

Fuhse-Fotos

Fotoalbum des Dorfes, Bilder von der Fuhse bei Dollbergen.


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