Geschichte der Wassermühlen an der Fuhse bei Dollbergen
Die "Neue" Mühle Foto
So "neu" wie ihr Name es verheißt, ist diese Mühle gar nicht. Nachdem ihre Vorgängerin bei Abbensen auf Geheiß des Herzogs Wilhelm von aufgebrachten Bauern - deren Wiesen durch zu hohes Anstauen des Gutsherrn von Saldern oft unter Wasser standen - bis auf den Grundbaum niedergerissen wurde, ließ der Herzog weiter unten am Strom eine neue Mühle errichten. Das war um 1579 (1581 ?). Seither hat sich dieser Name erhalten. Als Eigentum der Herzöge zu Celle hatte die Mühlenanlage von den umliegenden Bauern instand gehalten zu werden, mit Hand- und Spanndiensten, Baumaßnahmen und Arbeiten am Flussbett. Nach häufigen Reparaturen muss schließlich im Jahr 1668 das Grundwerk erneuert werden, wozu der Fluss Fuhse umgeleitet werden muss.
1724 wird der Müller Johann Hinrich Kove erwähnt, der in Dollbergen die Brinksitzerstelle 31 übernimmt.
Bis in das Jahr 1903 brachten die Bauern aus Dollbergen ihr Korn zur Neuen Mühle nach Oelerse. Es gab früher den sogenannten "Mühlenbann", der den Bauern vorschrieb, in welcher Mühle sie mahlen lassen mussten. Die Neue Mühle war eine solche Bannmühle für das ganze Kirchspiel Sievershausen, zu dem ja auch Dollbergen gehörte.
Die Wassermühle läuft seit 1906 im Turbinenbetrieb und erzeugt seit 1994 Strom für etwa 50 Haushalte.
Wolfsfördermühle
Hier haben wir ein Beispiel, wie im Laufe der Jahrhunderte ein Name verändert werden kann. An der Wassermühle bei Dedenhausen wurde natürlich keine Wölfe gefördert - vielmehr geht der Begriff auf die Bezeichnung einer Furt zurück: "molen to wadelsvorde", wie es durch eine im Jahr 1330 erwähnten Mühle an der Wadels-Furt ersichtlich wird.
Ein im Burgdorfer Kreisblatt von 1985 erschienener Aufsatz (Autor: Dieter Wittenberg, Peiner Heimatforscher) geht auf die Müller der Mühle ein. Der Aufsatz liegt als Word®-Datei vor und kann hier heruntergeladen werden: Die Wardierung (Bewertung) der Wolfsfördermühle.
Eine Mühle bei Dollbergen?
Darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Ein Hinweis ist die Flurbezeichnung "Mühlenbruch" nordöstlich von Dollbergen gelegen, zwischen Grüner Riede und Schwarzwasser. Zumindest der Peiner Archäologe Thomas Budde ist sich aufgrund diverser Anzeichen sicher, dass es in früheren Zeiten hier eine Wassermühle gegeben haben muss.
Ein Auszug aus der Hofchronik Brandes dazu:
[...] Am 11. Juli 1895 wurde dann auch das erste eigene Wiesengrundstück erworben, das ebenfalls bis dahin zu Lütjens Hofe gehörte. Es waren 52 a 01 qm mit einem Grundsteuerreinertrag von 10,71 Reichsthalern. Auf dieser Wiese im "Mühlenbruch" steht ein etwa 1,50 m hoher Steinquader, über dessen Zweck die Meinungen stark auseinandergehen. Verschiedene Deutungen seien hier wiedergegeben. Eine recht fabelhafte Erklärung gab der alte Rahlves, der zwar um viele Dinge wußte, aber in diesem Falle bestimmt irrte. Nach seiner Meinung hat an dieser Stelle der Feldherr Tilly während des 30 jährigen Krieges gefrühstückt, und zur Erinnerung wurde dieser Stein errichtet. Das kann jedoch nicht zutreffen, denn der Flurname "Mühlenbruch" deutet schon darauf hin, daß es sich bei diesem Gelände um eine bruchige Gegend handelt, die vor 300 Jahren bestimmt kein geeigneter Lagerplatz eines Feldherrn war. Alte Leute wissen noch zu berichten, daß das heutige Wiesengelände „Mühlenbruch“ von Erlen bestanden war und so sumpfig war, daß es in feuchten Jahreszeiten kaum behütet werden konnte. Ich kann mich noch entsinnen, daß manche Stellen unserer Wiese so weich waren, daß beim Heuholen Wagen und Gespann tief einsackten. Der Weg dahin wurde in den Jahren um 1905, weil er mit beladenem Wagen kaum befahrbar war, mit zahlreichen Wacholderbüschen, die von der "Lehmkuhle" geholt wurden, befestigt. Viele Fuder Kies und Schutt wurden zur weiteren Befestigung aufgefahren. Wehe, wenn diese Fahrbahn vom Fuhrwerk verlassen wurde!
Eine andere Meinung über die Bedeutung dieses Steines geht dahin, daß er die östliche Grenze des "Zuperdentenwaters" bezeichnet, das ist der Teil der Fuhse, in dem die Sievershäuser Superintendentur Fischereigerechtsame hat. Die Erklärung kann aber auch nicht zutreffen, denn in alten Akten wird die Grenze des "Superintendentenwassers" von der "Masch" bis zur "greunen Rie" angegeben.
Die dritte und vielleicht richtigste Deutung ist wohl die, die besagt, daß dieser Stein ein Wasserziel darstellt. Demnach muß er im Jahre 1889 errichtet sein, als der „Kanal“ zur Bewässerung der Wiesen und schnelleren Entwässerung der Fuhse bei Hochwasser angelegt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Fuhse von Jochens-Kule bis zur Keller-Kule begradigt. Wenn nun der Wasserstand der Fuhse bis an den Stein auf unserer Wiese reichte, durften die Schütten des Kanals gezogen werden, damit eine schnellere Ableitung des Hochwassers erreicht wurde. Nach der großen Fuhsebegradigung 1932/1933 von der „Neuen Mühle“ bis zur „Wolfsförder Mühle“ ist das kaum mehr erforderlich, weil seitdem selten noch Überschwemmungen vorkommen. Bei dieser Begradigung wurde von unserer Wiese ein etwa 1,50 m breiter Streifen abgetreten, weil das Bett der Fuhse verbreitert wurde. Daß 2/3 dieser Wiese 1934 in Stauung gelegt sind, wird in dem Abschnitt über „Wirtschaftsweise“ erwähnt. An den vier Ecken und in der Mitte der Ost- und Westseiten wurden vom Vater 1906 Kopfweiden gepflanzt, die aber inzwischen wieder weichen mußten. [...]
Autor: Heinrich Brandes, in Bearbeitung von Carola Rosenbohm
Foto
- Die Neue Mühle in Oelerse an der Fuhse. Sichtbar vom Ortsrand Dollbergen, am Kleinen Moorweg.
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