Die Waldbaracke

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Die Waldbaracke in der Horst

HausNummern 178 und 179



Autor: Burkhard Woltersdorf, geboren 1956 in Dollbergen, jetzt Hannover

Während des 2. Weltkrieges waren auch die Industrie- und Bahnanlagen in Dollbergen das Ziel zahlreicher Angriffe von allierten Bomberverbänden. Auch die Zivilbevölkerung war, besonders auf den umliegenden Feldern, nie vor Tieffliegerangriffen sicher.

Um das Dorf herum gab es darum gut ausgebaute Stellungen mit weitreichenden Flugabwehrkanonen (FLAK). Für die Bedienungsmannschaften baute man Unterkünfte aus vorgefertigten Einzelteilen - die sogenannten Baracken.

Eine solche Baracke stand auch lange an der Uetzer Straße, kurz vor dem ehemaligen Hauptweg in die Horst. Nach der Nutzung durch die Wehrmacht wurde sie von der GASOLIN übernommen. Vermutlich befand sich hier ihr Zwangsarbeiterlager. Sie blieb nach dem Kriege stehen und diente der Gemeinde als willkommener Notbehelf für die zahlreichen, wohnungssuchenden Familien.

Ich selbst bin dort 1956 zur Welt gekommen und verkünde nunmehr voller Stolz "im Wald geboren" zu sein. Mitmenschen ohne Ortskenntnis verschweige ich aber lieber, dass ich auch in der "Holzschule" eingeschult worden bin. Das könnte zu voreiligen Schlüssen zu meinen Geisteszustand verleiten. Im Jahr 1959 wohnten wir übrigens schon in der Poststraße.

Leider kann ich mich nur noch an sehr wenige Eindrücke aus meiner "Waldzeit" erinnern. Der Bau lag mit seiner Längsseite zur Straße hin. Zur Waldseite befand sich ein größerer Hof. Von diesem Hof aus führten mehrere Eingänge in das Behelfsgebäude. Auf dem Hof hatten meine Eltern einige Hühner. Auch die anderen Bewohner hielten sich Haustiere. Die elterlichen "Hofhühner" haben sogar den Umzug ins Dorf überlebt. Sie landeten – quasi als Altenteiler – im Hühnerstall meiner Oma (auf dem Schulhof an der Fuhsestraße) und verstarben dort an Altersschwäche.

Nun aber wieder zurück zur Baracke. Zur Straßenseite hin muss es auch kleine Gärten oder Beete gegeben haben. Denn ich erinnere mich an eine Feierabendsituation. Meine Eltern, mehrere Nachbarn und ich saßen auf einer Bank, die unter den Fenstern gestanden hat. Einer der Bewohner spielte auf seinem "Schifferklavier". In diesem Zusammenhang fällt mir der Name Pröhl ein. Die Familie wohnte ebenfalls in der Baracke und zog später an den Kapellenweg. Hier bewohnten sie eine Wohnung über den Laden von "Milch-Meyer". Frau Pröhl half auch manchmal im Laden aus. Leider kann ich mich an weitere Familiennamen nicht erinnern.

Um 1960 herum gab es an der Wasserstraße übrigens noch einen "Putzer", der auch Hausbesuche machte. Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten, schweren Gang in seine Frisierstube. Mein Vater musste mich eskortieren und ja aufpassen, dass ich auf dem "Folterstuhl" sitzen blieb. Die nun folgende Prozedur kam mir unendlich lang vor. Und die damals noch üblichen Handschneideapparate sahen sehr, sehr bedrohlich aus.

Wie Sie nun ja selbst gesehen haben, überlebte ich dieses Abenteuer unversehrt. Leider kenne ich den Familiennamen dieses - zweifellos sehr kinderfreundlichen – Handwerksmannes nicht. Im Dorfe war er aber wohl unter seinem Künstlernamen "Vöglein" bekannt.

Damit beschließe ich meine kleinen Anmerkungen und hoffe sehr, dass ich damit auch weitere "Dörpskinder" zur schriftstellerischen Betätigung anregen konnte. Angst vor Rechtschreipfählern sollten Sie nicht haben – denn wer kennt schon die brandaktuellen Regeln haargenau? Und die geschulten Lehrkräfte der "Löwenzahnschule" attestieren ihnen sicher gern ein "hat sich bemüht".

Herzliche Grüße von den Gestaden der Leine!

Burkhard Woltersdorf


Waldbaracke in der Horst


Kommentare

Hans-Hermann Schmidt: Der gesuchte "Vöglein" hieß Helmut Voges, ist später nach Meinersen verzogen und inzwischen verstorben.485a46efef201
(06.02.2008, 13:42 Uhr)

Gast: Fuhsestr. erinnert.
(28.07.2010, 07:29 Uhr)

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