Lagerung und Absackung von Kartoffeln
Zwei Betriebe im Norden Dollbergens sammeln, lagern und vermarkten Kartoffeln und Zwiebeln. In beiden Unternehmen sind je nach Saison etwa 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Geschichtliches: Die Kartoffel kommt Mitte des 17. Jahrhunderts nach Europa. In Deutschland gilt bis etwa 1850 die (angeordnete) Drei-Felder-Wirtschaft, Kartoffeln werden daher nur für den Eigenbedarf angebaut. Danach steigert sich die Produktion erheblich. Die Vermarktung wird erleichtert durch die 1871 gebaute Bahnlinie mit Bahnhof in Dollbergen.
Im Jahr 1948 fahren Waggons ein- bis zweimal täglich ab Dollbergen, beladen mit 150 Zentnern. Der bisherige Handel in die ehemalige Hauptstadt Berlin entfällt wegen der Transportsperre der Aliierten. Vertrieb und Anbau steigern sich.
Das Gemeindewappen des Dorfes zeigt - neben den Öl-Destilliertürmen rechts - auf der linken Seite eine Kartoffelpflanze und dokumentiert damit die Wichtigkeit dieser Feldfrucht für den Ort.
Frühkartoffeln kommen ab 1920 durch Vorkeimen in Mode. Das Pflanzen wird im Laufe der Zeit auf maschinelles Einsetzen umgestellt. Die jährliche Produktion Frühkartoffeln aus Dollbergen liegt 1938 bei 25.000 bis 30.00 Zentnern, schreibt Gustav Hennigs in der Dorfchronik (ab Seite p.88). In der Neuzeit werden nun schalenfeste Sorten angebaut. Frühkartoffeln werden hier teils bereits Ende Mai geerntet, gerodet wird ab Mitte Juni. Die Felder werden beregnet.
Die Erntekampagne dauert etwa bis Ende Oktober, danach wird aus den Lagerhallen der beiden hiesigen Betriebe kommissioniert, auf Kundenwunsch oder bei vorzeitiger Leerung der Lager wird Ware aus dem Ausland zugekauft.
"Im Märzen der Bauer..." - so hieß es früher einmal. Je nach Witterungsbedingungen wird hier bereits im Februar mit dem Pflanzen der vorgekeimten Knollen begonnen. Unter Folienanbau und mit viel chemischem Dünger werden die ersten Erdäpfel schon nach vier Wochen geerntet. Das Kraut wird vorher totgespritz. Fungizide, Herbizide und allerlei anderes an Dünger und Chemie kommt dabei auf die bewirtschafteten Felder. Bis vor wenigen Jahren wurden die lose lagernden Kartoffeln in den Hallen nicht nur belüftet, sondern auch begast, um die Keimung zu hemmen. Inzwischen wird das nicht mehr gemacht und die Feldfrüchte lagern unter Grünlicht in den gekühlten Kisten-Lagerhallen.
Einige wenige Landwirte stellen jedoch Bio-Kartoffeln her, die zwar erheblich teurer aber dafür auch sehr viel schmackhafter sind.
Anmerkung: Durch den globalen Handel gelangen vermehrt billige Gebinde aus aller Welt nach Niedersachsen. In wüstenähnlichen Gebieten wird durch künstliche Bewässerung aus Tiefbrunnen in riesigen Farmen industrielles Gemüse hergestellt. Die lokalen Bauern können nicht dagegen konkurrieren (teils fallen deren flachere Brunnen trocken) und auch nicht der hiesige Handel. Abgesehen von den in meinen Augen vergeudeten Transport-Ressourcen schmecken die Früchte teils ziemlich eklig. Bitte mal mit den Bio-Produkten vergleichen!
Kartoffelhandel ab 1971
Im Jahr 1971 gründeten Bauern der Umgebung an der Eddesser Landstraße die Dolka, die Genossenschaft baute gegenüber die Groka. Beide Unternehmen haben Bahnanschluss.
Dolka, Dollberger Kartoffel-Zentrale
Geschäftsführer der Dolka ist August Klusmann aus Stelwers Hof, Kartoffel- und Brennstoffhändler. Helmuth Brandes aus Nummer 78 gibt seinen Landhandel am Bahnhof auf und beteiligt sich an der Gründung der Dolka.
Kartoffel-Deyerling
Kartoffel Deyerling Dollbergen GmbH, ist Nachfolger der Dolka. Der Landhandel Siegfried Deyerling GmbH wurde 1994 von der Familie Otte übernommen, die zuvor 1990 mit einer Beteiligung eingestiegen war und als Firmensitz nach Dollbergen verlegt wurde. Zunächst an den Standort der ehemaligen Dolka; 2003 wechselt Deyerling in den Neubau, Eddesser Landstraße 4; eine neue Halle mit moderner Kisten-Lagerung wird dort 2008 in Betrieb genommen.
Zur Produktpalette gehören Speisezwiebeln (10.000 Tonnen Umschlag) und Kartoffeln (abgepackt werden jährlich 65.000 to) aus lokalem Anbau. Der hauseigene Fuhrpark bedient den Handel im Umkreis von etwa 250 Kilometern, geliefert wird aber auch deutschlandweit und sogar ins Ausland.
Groka, Groß-Kartoffel-Vertriebsgesellschaft
Für 2 Millionen DM wurde 1971 am Bahnhof eine Vermarktungsanlage gebaut. Der Genossenschaftsbetrieb entstand unter Beteiligung und Zusammenschluss mehrerer Genossenschaften. Der Bau galt damals als einmalig für Niedersachsen. Der jährliche Umschlag liegt in den Gründungsjahren bei 15.000 Tonnen Kartoffeln, gelagert werden 4.000 Tonnen.
Groka heute
Inzwischen ist der Betrieb, an der Eddesser Landstraße 6, Teil der Raiffeisen-Warengenossenschaft (RWG-Osthannover), an die 1000 Landwirte sind Mitglied der RWG. Bei der Groka sind etwa 60 Mitarbeiter beschäftigt, saisonal sind es mehr. Inwischen werden nicht nur Kartoffeln gelagert und abgesackt sondern auch die "Uetzer Zwiebeln".
Inzwischen (2009) werden bei der Groka 80.000 Tonnen Speisekartoffeln umgeschlagen, 400 Tonnen täglich, und die drei Lagerhallen haben eine Kapazität von 16.000 Tonnen.
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