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Anka in Indien (10/11 2004) / Teil 10

von anka

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Sonntag, 07.11.2004

Heute besichtigen wir die Stadt von Jaisalmehr. Wir werden um 9:00h von unserem Guide abgeholt. Er ist uns von der ersten Sekunde an unsympathisch. Zuerst jedoch besuchen wir einen künstlich angelegten See, der früher ein Trinkwasserspeicher war. Heute kann man hier mit kleinen Booten fahren. Das Zugangstor dazu wurde zu Beginn des 19. Jhds. von einer Kurtisane gestiftet. Darum gab es damals großen Aufruhr und die Bevölkerung bat den Maharaja um Erlaubnis das Tor abzureißen. Doch die Kurtisane war schlau und ließ schnell einen Tempel auf das Dach setzen und somit war das Tor in ein Heiligtum umgewandelt und niemand wagte es mehr es zu kritisieren, geschweige denn abzureißen.

Von dort fahren wir dann weiter in die Stadt. Mit dem Auto dürfen wir nicht in die Altstadt hinein fahren und so muss es auf dem Parkplatz davor bleiben. Wir machen uns mit unserem unsympathischen Guide auf die Stadt zu besichtigen. Zuerst besuchen wir einen Jain Tempel. Dort sind die Jains so gläubig, dass sie einen Mundschutz tragen, um nicht unabsichtlich ein Insekt einzuatmen. Sie sind strenge Vegetarier.

In den Stadtpalast selber gehen wir nicht hinein. Wir wandern durch die engen Gassen der Stadt und sind angetan von den kunstvollen Steinverzierungen. Unser Guide geht uns auf die Nerven. Er macht einen total gestressten Eindruck, außerdem redet er die ganze Zeit nur mit mir und lässt Margit links liegen und er schaut mir bei jeder Gelegenheit in den Ausschnitt, dabei hab ich nicht ein weit ausgeschnittenes T-Shirt an – ekelhaft. Wir wandern über den Markt. Ich kaufe endlich die beiden Idli Steamer für meine Schwester. Dann besuchen wir noch die Hawelis. Hawelis sind die Häuser der Kaufmänner. Sie sind reich verziert. Außen haben sie wunderschöne, feine Steinmetzarbeiten und innen sind sie reich bemalt und mit bunten Fenstern und Spielgen verziert. Eines der Hawelis schauen wir uns von innen ein. Bei einem gehen wir auf die Dachterrasse, von wo man einen tollen Blick über die stadt hat.

Jaisalmer war früher eine Räuberstadt. Da die Stadt an der Seidenstrasse liegt, haben sich die Menschen dort auf den Überfall von Karawanen spezialisiert. Leider haben sie einmal die Karawane des Sultans von Delhi überfallen. Der hat dann natürlich sofort eine Strafexpedition nach Jaisalmer geschickt. Die Männer haben gekämpft und die Frauen haben traditionsgemäß den Freitod im Feuer gewählt. Tja und das war nicht das einzige Mal, dass Jaisalmer angegriffen wurde. Später dann aber hat man sich doch auf Handel, Kunst und Kultur spezialisiert und das Räuberquartier wuchs zu einer ordentlichen Stadt heran. Profitiert hat man dann auch von der Mogulherrschaft, die einen sicheren Boden bis weit nach Afghanistan hinein bereitete und somit dem Fernhandel einen goldenen Boden bereitete. Das meiste Geld verdienten jedoch diejenigen, die sich auf den Opiumhandel mit China spezialisiert hatten. Und in dem einen Haweli in dem wir waren, hat man uns auch die diversen Opiumdosen gezeigt und zum Kauf angeboten, die Dosen, kein Opium. Angeblich waren die Dosen alle alt und der Verkäufer hatte sie angeblich alle selber aus den Dörfern rund um Jaisalmer eingesammelt. Wers glaubt wird seelig, denn schon im Reiseführer wird vor „antiken“ Produkten gewarnt. Und Silber schaut ja bald einmal alt aus.

Wir entgehen einer weiteren Verkaufsshow, in dem wir uns einfach weigern dorthin zu gehen, wir haben genug davon. Stattdessen lassen wir uns auf einer netten Dachterrasse nieder und trinken einen Chai. Dort werden wir dann auch unseren Guide endlich wieder los. Vor dem Tee schauen wir jedoch noch bei unserem Reisebüro vorbei, denn es gibt immer noch Probleme mit unseren Bahnkarten nach Delhi. Schon bei unserer Ankunft in Jaisalmer hat uns der Vertreter des Reisebüros erklärt, dass unsere Plätze nur bis Jodhpur bestätigt sind, das ist aber nicht einmal die halbe Strecke nach Delhi. Außerdem stand auf dem einen Papier, das wir bekommen habe, dass wir für Seats gebucht sind und wir wollten aber einen Schlafwagen und haben auch dafür bezahlt. Das war eine längere Diskussion, bis dann endlich herausgekommen ist, dass es keinen Schlafwagen von Jaisalmer nach Delhi gibt. Margit und ich stellen uns also auf eine eher ungemütliche 18h Zugsfahrt ein.

Nach dem Tee fahren wir wieder ins Hotel zurück und lassen uns am Pool nieder. Zwischen 3:30h und 4:00h treten wir unseren Ausflug in die Wüste Thar an. Unterwegs nehmen wir wieder unseren unsympathischen Guide auf. Wir fahren ungefähr 45 Minuten, bis wir zu dem Kamellager kommen. Dort wechseln wir vom Auto auf ein Kamel. Unser Guide ist wieder zu bemüht mir auf das Kamel zu helfen. Er reitet aber nicht mit, sondern fährt mit unserem Fahrer zu dem Punkt wo wir uns dann wieder treffen. Wir reiten ca. 45 min, sehr lange einfach nur neben der Strasse, bis wir dann ein Stück weiter in die Wüste hinein reiten, aber auch nicht wirklich sehr weit. Anfangs geht mir mein Kamel zu langsam und so frage ich meinen Kameltreiber obs nicht etwas schneller geht und so legen wir einen flotten Galopp ein. Das ist auch echt viel angenehmer als dieser Schritt. Es schaukelt weit weniger und der Galopp ist fast so als schwebe man auf dem Kamel durch die Wüste. Wir warten immer wieder auf Margit, die lieber langsam unterwegs ist und zwischendurch zeigt mir mein Kameltreiber immer wieder die verschiedenen Käfer in der Wüste. Dort steigen wir dann von den Kamelen ab und lassen uns auf einer Düne nieder um den Sonnenuntergang zu genießen.

Doch das mit dem Genießen will sich nicht so richtig einstellen, denn wir werden ständig von Bettlern, Verkäufern, Tänzern, Musikern,.. umlagert. Außerdem drängen sich die Touristen auf den Dünen rund um uns herum. Es ist nicht einmal still. Ich habe ja so einen Kamelritt mit anschließendem Sonnenuntergang schon einmal gemacht, damals waren auch ein paar Menschen, abgesehen von der Gruppe mit der ich unterwegs war, aber bei weitem nicht so viele wie jetzt. Damals gab es auch nur ein paar Burschen, die Getränke verkauft haben, aber mehr nicht. Jetzt waren weit mehr als doppelt, wenn nicht drei mal so viele Touristen auf den Dünen. Margit und ich beschließen diese Art des Sonnenuntergangs in der Wüste nicht weiter zu empfehlen. Nachdem die Sonne untergegangen ist reiten wir keine 10 Minuten zu unserem Auto zurück. Wir fahren wieder in die Stadt zurück und überlegen wie viel Trinkgeld wir unserem Guide geben sollen. Ich bin ja dafür ihm nix zu geben, so wie er sich verhalten hat. Wir einigen uns dann auf 50 Rupien, das ist ein Euro. Margit meint ich soll ihm das Geld geben, da er eh so auf mich steht. Ich sage, dass er von mir sicher nix bekommt, wenn sie ihm schon Trinkgeld geben will, dass soll sie das auch tun, aber ich mach das sicher nicht. Kurz bevor er aussteigt, gebe ich ihr die 50 Rupien, aber sie meint wieder ich soll sie ihm geben und so bekommt er gar nix. Er hat auch nix verdient. Abends essen wir dann im Hotel und auch das ist ausgezeichnet.

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anka