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SPÖlerinnen in Indien (10/11 2004) / Teil 5

von anka

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Montag, 01.11.2004

Wir fahren mit dem Zug nach Agra.
Der Wecker läutet um 04:00h. Abfahrt ist um 05:00h. Wir beschließen auf das Frühstück zu verzichten und länger zu schlafen, da es ohnehin im Zug etwas zu Essen gibt. Und so ist es auch. Das Essen ist echt gut, und echt scharf. Und wenn ich sage, dass es scharf ist, dann ist es das auch. Ich bin nämlich eigentlich kein Maß für Scharf, denn das was ich als sehr mild gewürzt empfinde, empfinden andere als pikant, das was bei mir pikant ist, ist bei anderen scharf und das was bei mir scharf ist, können andere nicht essen, weil’s ihnen zu scharf ist.

In Agra angekommen, steigen wir wieder in die Busse ein, die schon auf uns warten und fahren ca. 1 Stunde nach Fatehpur Sikri, die verlassene Stadt. Im Bus ist es eiskalt. Ich bitte den Reiseleiter die Klimaanlage abzustellen und er meint er wird es dem Busfahrer sagen, er tuts jedoch nicht und ich bin nicht die einzige die friert. Mir bläst die Klimaanlage direkt ins Knack und ich bekommen – oh Wunder – kein steifes Knack.

Fatehpur Sikri wurde von Akbar erbaut, nachdem ihm von einem Heiligen, der an dieser Stelle wohnte, die Geburt des lange ersehnten Sohnes und Erben profezeit wurde. Nachdem seine Frau kurz danach wirklich einen Sohn auf die Welt brachte baute er zum Dank die Stadt und verlegte seine Residenz dorthin. Nur wenige Jahre später wurde die Stadt von Akbar wieder verlassen. Warum genau weiß man nicht. Einer der Gründe war sicher, dass es dort problematisch war Wasser zu bekommen und mit dem Wachstum der Stadt auch das Wasser knapp wurde.

Übrigens hieß einer der Söhne von Akbar Shah Jahan. Er ließ das Taj Mahal erbauen.
Nach der Besichtigung von Fatehpur Sikri fahren wir wieder nach Agra zurück. Dort besuchen wir das Rote Fort. Es gibt in der Gegend nämlich 2 Rote Forts, eines in Delhi und eines in Agra. Vom Roten Fort hat man einen schönen Blick auf das Taj Mahal, das im Dunst liegt. Die Stelle, von der man das Taj sieht, ist auch der Teil des Palasts, wo Shah Jahan, der Erbauer des Taj, später von seinem Sohn Auranzgeb gefangen gehalten wurde. Auranzgeb war leider nicht der Erstgeborene, wollte aber unbedingt Kaiser werden. So hat er einfach alle seine älteren Brüder aus dem Weg geräumt bzw. räumen lassen.

Irgendwie werden die Leute unserer Gruppe langsam ungeduldig, sie wollen das Taj Mahal endlich sehen. Doch die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Jetzt fahren wir erst einmal Mittagessen. Am Rande erwähnt sei, dass es in dem Hotel, in dem wir gegessen haben eiskalt war. Diese Klimaanlagen!

Endlich, nach dem Mittagessen fahren wir zum Taj Mahal. Wir müssen jedoch mit dem Bus am Busparkplatz stehen bleiben, der ca. 1 km vom Taj entfernt ist. Von dort werden wir mit Elektrobussen weiterfahren. Elektrobusse deswegen, weil man wegen der Luftverschmutzung keine Busse, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden in die Nähe lassen möchte. Ich finde dass das wirklich ein toller Ansatz ist. Ganz geht er jedoch nicht auf, denn neben den Elektrobussen, fahren jedoch Motorräder, Motorrikschas und sonstige Benzin oder dieselbetriebene Fahrzeuge dort herum. Also nicht im Garten, der ums Taj Mahal gebaut ist, aber direkt bis vor den Garten. Und ganz abgesehen davon ist die Luftverschmutzung in Agra dermaßen groß sodass es eigentlich nichts bringt, dass nur Elektrobusse bis unmittelbar vor den Garten des Taj fahren dürfen. Aber ich finde, man muss das als sehr positiv werden, dass man versucht die normalen Busse ein Stück vom Taj fernzuhalten. Es ist immerhin ein Anfang und es zeigt, dass die InderInnen erkannt haben, dass sie ein Problem mit der Luftverschmutzung haben und dass sie bereit sind etwas dagegen zu tun. Auch wenn es in diesem Fall eher notgedrungen ist, denn das Taj Mahal ist eines der Weltwunder und wohl eine der wichtigsten Einnahmequellen des indischen Tourismus. Sie müssen also gerade in Agra etwas gegen die Luftverschmutzung zu tun, denn das Taj leidet jetzt schon und wenn nichts passiert ist das nicht gut.

Wir kommen beim Taj Mahal an und betreten durch die Sicherheitskontrolle den Garten. Zuerst muss man ein Stück durch den Garten gehen um dann vor dem Tor zum Taj Mahal zu stehen. Steht man genau vor dem Tor so sieht man das Taj noch nicht. Erst wenn man durch das Tor durchgeht, taucht das Taj langsam auf, bis man es in voller Pracht vor sich sieht. Ich fasse es nicht. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und ich sehe das Taj Mahal zum zweiten Mal. Und ich bin genauso fasziniert wie beim ersten Mal als ich durch das Tor getreten bin.

Das Taj Mahal wurde von Shah Jahan für seine Lieblingsfrau Mumtz Mahl gebaut, die bei der Geburt ihres 14. Kindes in einem Feldlager gestorben ist. Es steht am Flussufer des Yamuna. Shah Jahan hat eigentlich geplant ein zweites Mausoleum in schwarz auf der anderen Seite des Yamuna, vis a vis des Taj Mahal, für sich zu bauen. Dazu ist es nur nie gekommen, denn er wurde später von seinem machtgierigen Sohn Auranzgeb gefangen gehalten.

Zuerst erzählt uns der Guide die wichtigsten Fakten über das Taj Mahal und dann haben wir die Gelegenheit uns das Taj in Ruhe anzusehen. Karin und ich gehen näher zum Taj und betreten es dann. Wir setzten uns auf den Marmor vor dem Taj und genießen es. Wir machen ein paar Detailfotos und sitzen dann einfach nur so da und genießen. Während wir so sitzen kommen 2 indische Mädchen vorbei und fragen ob sie sich mit uns fotografieren lassen können. Wir sagen ja. Schließlich sind wir von einer Gruppe junger Inder und Inderinnen umgeben, die sich alle mit uns fotografieren lassen wollen. Das ist recht lustig und das Schauspiel dauert sicher eine viertel Stunde. Einer unserer Gruppe kommt auch vorbei und beobachtet das Ganze und fotografiert es auch. Auf die Fotos bin ich schon sehr gespannt.

Das Taj Mahal ist mit Marmorplatten, in denen Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen sind verkleidet. Das ist einfach ein Wahnsinn.

Schließlich wandern wir wieder langsam zum Treffpunkt zurück und machen noch etliche Fotos. Anschließend an unseren Besuch beim Taj Mahal besuchen wir noch eine Marmorwerkstatt. Hier werden aus Marmor und Halbedelsteinen Einlegearbeiten nach alter Tradition, so wie beim Taj Mahal hergestellt.
Ich kaufe dort nichts.

Schließlich fahren wir mit dem Zug wieder zurück nach Delhi. Wir bekommen wieder ein Fresspaket für die Zugsfahrt. Am Bahnhof angekommen und aus dem Bus steigend, werden wir gleich von Bettlern umlagert. Sie wollen uns das Essen aus der Hand reißen. Ein Teil unserer Gruppe gibt das Essen gleich her. Der andere Teil gibt das Essen dann erst am Bahnhof in Delhi her. Auch während wir auf dem Bahnsteig auf den Zug warten werden wir von Verkäufern und Bettler umlagert. So viele Bettler haben wir die ganze Zeit nicht gehabt.

Es ist unser letzter Abend in Delhi. Wir fangen an die Koffer zu packen und setzen uns dann in der Lobby zusammen und trinken noch jede Menge Whiskey und feiern den Indienbesuch, denn für alle, die nicht verlängert haben ist dies der letzte Abend am nächsten Tag werden sie noch einen Tag in Delhi haben und dann nach Wien zurückfliegen.

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anka