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SPÖlerinnen in Indien (10/11 2004)

von anka

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und noch ein teil meines indienberichts (3)

aber dann reichts für heute und ich verzieh mich ins bett.

Samstag, 30.10.2004

Heute fahren wir nach Jaipur, „the pink city“

Abfahrt ist um 5:00h, Weckzeit ist um 4:00h.

Nachdem am Vorabend das Welcome Dinner und dann ein netter Ausklang im Restaurant stattfand, haben wir auch wieder nicht viel geschlafen.

Ziemlich verschlafen steigen wir in den Bus ein und schlafen dort gleich wieder weiter. Nach ungefähr der halben Fahrzeit machen wir eine kurze Rast. Es gibt Kaffee oder Tee und leider auch ein Geschäft. Dort erstehe ich mein erstes Mitbringsel für mich, ein indisches Kochbuch, ich hab ja auch noch keine Kochbücher. Wir fahren weiter und erreichen recht bald Amber (Amer ausgesprochen) Fort. Amber Fort ist die alte Festung der Maharaja von Jaipur. Sie liegt auf einem Berg und um hinauf zu gelangen reiten wir auf einem Elefanten. Es ist ähnlich wie eine Schifffahrt, es schaukelt. Der Weg hinauf ist gesäumt von Fotografen, die uns nachher Fotos von uns auf dem Elefanten andrehen werden wollen. Ständig versuchen sie uns zu animieren zu lachen, damit die Fotos auch wirklich gut werden. Oben angekommen und kaum vom Elefanten abgestiegen werden wir sofort von zahlreichen Souvenirverkäufern belagert. Ich kaufe nichts, sondern stelle mich lieber unter einen Baum in den Schatten und betrachte die Landschaft rundherum. Ich finde sie faszinierend. Karge spitze Berge, kaum bewachsen, sicher schwer zu bewirtschaften und trotzdem haben es die Leute hier schon über Jahrhunderte geschafft zu überleben.

Schließlich sind alle oben angekommen, unser Guide hat die Eintrittskarten gekauft und wir betreten den Palast. Wir stehen vor dem Ganesh Tor, im persischen Stil – faszinierend. Rundherum die karge Landschaft....

Das Ganesh Tor heißt deswegen so weil oben am Tor Ganesha angebracht ist. Das ist ja an und für sich nichts ungewöhnliches. Ganesha findet man in Indien meist bei den Einganstoren. Ganesha ist wohl der beliebteste Gott in ganz Indien. Er soll Glück bringen. Hier markiert er auch die Grenze zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich. Im öffentlichen Bereich befindet sich noch der Diwan-i-Am, die öffentliche Audienzhalle und viele wunderschöne tolle Säulen und ein wunderbarer Ausblick und, und, und,... Der private Teil den Palasts ist ein einen Sommer und in einen Winterpalast geteilt. Der Sommerpalast ist so gebaut, dass tagsüber weniger Sonnenlicht auf bzw. in den Palast scheint, so dass es drinnen relativ kühl bleibt. Zusätzlich wurde darin auch eine „Klimaanlage“ eingebaut. Die funktioniert ganz einfach mit Wasser, das durch eine Art Kamin in den Raum fließt und so Kühlung bringt. Außerdem gibt es dort diese wunderbaren bunten Glasfenster, die so schön leuchten wenn die Sonne scheint. Der Winterpalast ist so gebaut, dass tagsüber sehr viel Sonne hinein scheinen kann und er so aufgewärmt wird. Auch die zur Dekoration verwendeten Spiegel sind nicht nur Deko, sondern spenden auch Wärme, denn damals hat man sehr viele Öllampen zur Beleuchtung verwendet. Die Spiegel haben das Licht reflektiert und so konnte man noch zusätzlich Wärmespender schaffen.

Blickt man vom Palast hinunter, schaut man auf einen See, in dem ein Garten angelegt worden ist. In diesem Garten wurde früher Safran angebaut. In dem See sieht man heute auch noch Elefanten baden. Ich hab welche gesehen und fotografiert.

Vom Palast sind wir dann mit Jeeps wieder zu unserem Bus gefahren. Das hat 2 Vorteile, 1. man muss keine steilen, schlechten Strassen bergab gehen und 2. man entgeht den Fotografen, die jetzt die vorher geschossenen Fotos verkaufen wollen. (Na ja, man entgeht ihnen zumindest das erste mal). Und sie waren schon auf dem kurzen Stück zu den Jeeps wirklich sehr lästig. Auf dem Weg nach Jaipur kommen wir beim Wasserschloss Jal Mahal vorbei. Es liegt in einem künstlich angelegten See und hat den Maharajas im Sommer als Sommerpalast gedient.

Erst im 18. Jhd. beschloss der Maharaja Jai Singh die Hauptstadt vom Amber nach Jaipur zu verlegen. Grund dafür war, dass sich sein Reich ständig vergrößerte und er eine moderne und repräsentative Hauptstadt dafür wollte. Die Stadt wurde sozusagen auf den Reißbett entworfen. Mit dem Palast wurden auch Wohn- und Geschäftsviertel geplant und gebaut. Jaipur wird auch als die rosa Stadt bezeichnet. Das ist auf den Besuch vom Prince of Whales und späteren König Edwards VII zurückzuführen. Für diesen Besuch sollte die Stadt besonders schön herausgeputzt werden und so wurde die Stadt per Verordnung rosa gestrichen. Diese Tradition aus dem 19. Jhd. wurde bis heute beibehalten und ist mittlerweile auch gesetzlich verankert.

Als erstes besuchen wir in Jaipur eine Edelstein- und Halbedelsteinschleiferei. Wirklich beeindruckend, wie hier noch unter, für uns primitiven Methoden, die Steine geschliffen werden. Jaipur ist bekannt für die Steinschleiferei. Nachdem uns gezeigt wurde wie die Steine geschliffen werden, dürfen wir natürlich auch einen Blick in den Verkaufsraum werfen. Leider, denn ich komme nicht umhin mir einen schönen Silberring mit einem roten, quadratisch geschliffenem Stein zu kaufen. Dieser Ring passt gut zu einer Kette, die ich schon habe. Jetzt fehlen mir noch passende Ohrringe, die ich aber in dem Geschäft nicht finde. Und handeln zahlt sich echt aus, ich kann den Preis um 7 Euro herunterhandeln (von 30 auf 23 Euro). Wir fahren dann beim Palast der Winde, Hawa Mahal, vorbei. Dort darf man aber nicht parken, so hält der Bus nur kurz und wir steigen aus und machen schnell Fotos. Es zahlt sich ohnehin nur aus den Palast der Winde von außen anzuschauen, denn er ist ja auch nur eine Fassade. Mittagessen gibt es in einem tollen Hotel, einem ehemaligen Maharajapalast.

Danach besuchen wir den Stadtpalast. Dieser wird nur sehr kurz besucht und wir sehen nicht alles, da wir sehr plötzlich unter Zeitdruck sind. Da hätten wir wirklich die Steinschleiferei auslassen können. Im Bus wird dann noch abgestimmt, ob wir uns den Stadtpalast oder das Jantar Mantar (=Observatorium) anschauen. Die Mehrheit entscheidet sich für den Stadtpalast. Wir rasen durch einen Teil des Palastes und sehen kurz ein Museum in dem Textilien ausgestellt sind. Dann sehen wir noch den Diwan-i-Am, der öffentlichen Audienzhalle. Vor dieser stehen 2 riesige silberne Wasserbehälter. Sie sind 1,50m hoch. Der damalige Maharaja ließ sie bauen um sich heiliges Gangeswasser mit nach England mitnehmen zu können. Das wars dann auch schon mehr sehen wir nicht mehr, denn der Guide kommt auf die noch einmal abstimmen zu lassen ob einige das Jantar Mantar sehen wollen und das obwohl der Teil der Leute, die vorher im Bus für den Besuch waren gar nicht in den Stadtpalast mitgegangen sind. So bleibt allen das Pfauentor verborgen. Das finde ich schade, denn ich kenne es schon und ich finde man sollte es unbedingt gesehen haben, wenn man den Stadtpalast besichtigt.

Wir gehen also für 15 Minuten ins Jantar Mantar, das älteste noch voll funktionstüchtige Observatorium. Die Sonnenuhren da drinnen zeigen auch heute noch die Zeit auf die Sekunde genau an. Ich finde 15 Minuten dafür wirklich kurz. Was ich aber von unserem Guide total ungeschickt finde ist, dass er dem Teil der Gruppe, die lieber das Jantar Mantar gesehen hätten, nicht gezeigt hat wo es ist, es liegt nämlich gleich gegenüber des Palastes und sie hätten leicht dorthin allein gehen können, zumal man sich nur vor dem Palast teilen hätte müssen. Eigentlich stand auch noch eine Stoffdruckerei auf den Plan, doch das geht sich zeitlich nicht mehr aus. Schade eigentlich, wär auch interessant gewesen.

Wir müssen schnell wieder zum Bus zurück und mit dem Bus geht es dann zum Bahnhof, denn wir fahren mit dem Zug zurück nach Delhi. Und wir haben es eilig, damit wir den Zug nicht verpassen. Beim Bahnhof angekommen, hetzen wir im Laufschritt auf den Bahnsteig. Am Weg dorthin wird uns noch ein Fresspaket in die Hand gedrückt. Am Bahnsteig angekommen stellt sich heraus, dass es eh noch ca. 20 Minuten dauert bis der Zug kommt. Fein, da freuen wir uns aber. Ich verstehe ja, dass wir genug Zeit einplanen mussten um rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen. Der Verkehr in Indien ist doch anders. Aber dass wir dann noch auf den Bahnsteig laufen mussten, hab ich nicht mehr verstanden, wir hätten gemütlich dahin gehen können vom Bus, das hätte nicht einmal 5 Minuten gedauert, aber nein, wir mussten uns dahin hetzen. Natürlich waren auch Bettler, Schuhputzer und Verkäufer am Bahnsteig.

Wieder im Hotel angekommen, waren wir total erledigt. Trotzdem mussten wir uns noch an der Bar fallen lassen und einen Schluck trinken.

Alles in allem muss ich sagen, dass mir der Tag in Jaipur nicht gefallen hat. Es lag nicht an den Dingen, die wir gesehen haben, sondern daran wie sehr ich mir den ganzen Tag über gehetzt vorgekommen bin. Wenn ich gesagt bekomme ich habe knapp 45 Minuten zum Mittagessen Zeit, dann finde ich das nicht so toll. Ich brauche in einem Land, in dem man so viele neue Eindrücke jede Sekunde aufnimmt einfach auch Zeit um das zu verarbeiten und das schaff ich nicht allein am Abend oder bei einem gehetzten Mittagessen zwischendurch. Auch die Zugsfahrt nach Delhi war dazu nicht geeignet, den die Zeit habe ich einfach verschlafen. Apropos Zugsfahrt, wir hätten das Fresspaket nicht gebraucht, es gab wirklich sehr gutes Essen im Zug.

Und eben diese Zugfahrt hatte es Forums-Mitglied Fons besonders angetan. Außerdem gab es noch etliche sonstige Fragen zu beantworten. Hier esrtmal die Antwort auf die Frage der Zugverspätungen in Indien:

anka:

also komfort ist ok, allerdings sind die liegewagen etwas anders, es sind großraumliegewagen, sprich nicht max. 6 pers. in einem abteil, sondern die abteile wenn man es so nennen kann sind offen.

die normalen sitzwagen sind komfortmäßig sehr gut, oft ist sogar mehr platz als bei uns, vor allem mehr beinfreiheit.

die klos sind so wie bei uns, nachdem sie von vielen benutzt worden sind eben dreckig, aber das ist bei uns nicht anders. wenn man durch die wüste fährt kommt noch staub dazu, aber das ist halt so.

es gibt einige wenige expresszüge, die haben wirklich kaum verspätung, also bei denen würde ich sagen wird die zeit besser, weit besser eingehalten als bei uns, denn die haben max. 10 minuten verspätung, szumindest die expresszüge mit denen ich unterwegs war und die anderen normalen züge haben schon ordentlich verspätung, aber das ist normal dort, das wissen alle, die können enorme verspätungen haben, da würde ich sagen bringen die mehr verspätung zusammen als bei uns die regionalzüge. aber nachdem das dort bekannt ist, stellen sich die leute darauf ein und es funktioniert auch so.

zu den expresszügen muss ich noch sagen, dass dort das essen nicht extra bezahlt werden muss, das ist bei der fahrkarte dabei. da geht dann jemand durch und fragt vegetarisch oder nicht vegetarisch und kurz darauf kommt das essen und dazwischen werden ur viele snacks serviert, wenn man also nach 3 stunden aus einem expresszug aussteigt ist man gemästet.

der zug mit dem ich die 18h fahrt hinter mich gebracht habe, war kein expresszug, aber hatte auch nur wenige stopps, wir hatten bei der ankungt in delhi so ca. 45min verspätung. in dem gab es auch kein gratis essen, sondern man mußte dafür bezahlen, aber das kostet kein eckhaus. wir haben umgerechnet für 2 tassen tee keine 50 cent gezahlt.

und das frühstück war auch nicht teuer, keine ahnung mehr was wir da gezahlt haben. und fürs frühstück vielleicht 100 rupien, aber für 2 personen.

und warum hatte Anka rote Hände, und hatte sie auch den "Fleck" auf der Stirn?

der rote punkt ist verheirateten frauen vorbehalten, wobei, bindis, in allen möglichen varianten als schmuck von unverheirateten und verheirateten frauen getragen werden.

In Hotels machen die das für die Touristen.
Geht man in einen Tempel dann bekommt man als Tourist auch manchmal einen roten Punkt. Für die Einheimischen hat aber der Rote Punkt eben die Bedeutung, dass den verheiratete Frauen tragen. Touristen sind ja sowieso überall erkennbar. Das sehen die InderInnen nicht so eng, wenn die einen roten Punkt tragen.
In Tempeln ist es auch so, dass man einen roten Punkt als so eine Art Segnung, so wie sich halt die Katholischen den Finger ins Weihwasser eintauchen beim betreten der Kriche und sich dann kreuzigen.

Goldzahn:

beruht das mit dem roten Punkt für verheiratete Frauen wenigstens auf Freiwilligkeit? Ich fände das ja schrecklich, wenn man mir meinen Familienstand von Weitem schon ansähe! Und woran erkennt frau in Indien die verheirateten Kerle?

anka

ja ich denke schon

aber es machen sehr viele frauen. das ist dort anders. du bist als verheiratete frau dort mehr wert, traurig, aber so sit die kultur dort.
wenn ich dort gesagt habe dass ich nicht verheiratet bin und sie nach meinem alter gefragt haben, dass waren sie echt verwundert. mit 29 ist man dort normalerweise schon lang verheiratet und hat mindestens 1 kind und sollte zumindest mit dem 2ten schwanger sein.
wobei man hier auch einen unterschied zwischen stadt und land machen muss. in den städten heiraten sehr viele frauen auch erst mit mitte 20 und haben oft nicht mehr als 2 kinder. am land schaut das schon wieder anders aus. da brauche die aber auch mehr kinder, weil die kindersterblichkeitsrate viel höher ist und viele kinder sind die pension der eltern.

fons :

vielen Dank für die detaillierten Erklärungen Anka, ich werde aber versuchen nicht mehr allzu neugierig zu sein, sonst grummelt die Su "wenn der so weiter fragt, dann dauert es bis... ; aber um auf Goldis Bemerkung zurückzukommen, was den (richtigen) roten Punkt angeht, so scheint er mir ein bisschen verwandt mit dem Schleier andererorts.

anka :

nein nein sicher kein vergleich mit dem schleier anderswo.
das ist dort wirklich freiwillig. nicht so wie in schleierländers wo der schleier "freiwillig" ist.
nebenbei bemerkt, gibts dann ja auch noch die verschiedensten bindis, also tropfenförmig, bunte verzierte punkt us. die als schmuck getragen werden.

übrigens, frag soviel du willst. jetzt bin ich im büro und kann sowieso nicht an meinem reisebericht weiterschreiben, aber hin und wieder fragen beantworten.

Zur Frage der Gruppengröße und Verteilung:

also zur erklärung:
die ersten 5 tage waren wir eine große gruppe von 300 leuten, in jeweils 2 gruppen zu 150 leuten, die dann in kleinere gruppen auf die busse aufgeteilt waren.
die ersten 5 tage war die betriebsreise meiner firma, wo mitarbeiterInnen aus ganz österreich teilgenommen haben.
ich hab dann mit einer kollegin und einer freundin von ihr noch eine woche privat angehängt. wobei die freundin der kollegin nur die ersten 2 tage dabei war und dann wieder nach wien zurückgeflogen ist und dann waren wir nur mehr zu zweit unterwegs.
noch fragen?

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anka