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Schnellfickerhosen

und Hochwasser tragende Lehrerinnen

von Doc.

Wann darf man eigentlich Kindern sagen, dass sie nerven? Gestern saß ich mit einer Schulklasse 10jähriger im Zug. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ist es nun richtiger zu sagen: "ja, mein Gott, sind halt Kinder. Die machen nun mal Lärm"; oder ist es falsch, nicht darauf hinzuweisen, dass sie nicht allein auf der Welt sind.

Mehr nerven mich eigentlich nur die von mir sogenannten Richtungstäuscher. Das sind jene Menschen unter uns, die es schaffen, auf einer irre breiten Bahnhofstreppe, die so auf die Bahnsteige rauf, respektive runter führt, in einer Menschenmenge die sich aus dem Zug ergießt, auf der äußersten linken Seite, in diesem Fall die Treppe runtergehen, um nach Bewältigung der letzten Treppenstufe sofort scharf nach rechts abzubiegen. Im Gegenzug müssen jene Leute, welche die Treppe rechts verlassen, natürlich gleich auf die linke Seite. Das gibt grundsätzlich Kollisionen, weil sich ständig Menschen im Weg stehen. Also ich persönlich, wissend des Umstandes mich am Ende der Treppe nach links abwenden zu müssen, schaffe es immer, mich auf dem Weg nach unten schon vor der Treppe auf der linken Seite einzureihen. Einfach mal voraussetzend der Tatsache, dass die einfallenden Berufspendler auch wissen, wohin sie gehen, finde ich es schade, dass diese es nicht schaffen sich einzuordnen. Ich finde dafür sollte es auch so ein Rollstuhltreppengesetz geben; Links gehen, Rechts stehen. So ähnlich auf jeden Fall. Obwohl, daran hält sich ja auch kaum einer.

Das selbe müsste auch beim Einsteigen in Zügen gelten. Man kann fast darauf wetten, dass derjenige, der auf der linken Seite einsteigt, sofort nach rechts driftet, in der Hoffnung noch einen Sitzplatz zu bekommen und denjenigen seiner Mitreisenden, der nur eine halbe Sekunde später neben ihm auf der rechten Seite einsteigt, erst einmal voll den Weg abschneidet. Auch sehr schön bei Jugendlichen zu beobachten, die natürlich das ganze Spiel mit drei oder vier Mann machen. Man sagt übrigens auch Mann, wenn eine junge Dame sich unter den drei bis vier Jugendlichen bewegt.

Warum hießen eigentlich Jugendliche in den 60er Jahren "Halbstarke". Ich finde dieser Ausdruck ist heute viel treffender zu gebrauchen. Auch dies kann man bei fast jeder Zugfahrt sofort belegen, wenn mehrere Jugendliche, sagen wir mal so 15 - 16 Jahre alt, in Schnellfickerhosen sich in die Plätze lümmeln. Schnellfickerhosen nennt übrigens meine Frau Mama jene Hosen, die man erst kurz über dem Knie anfängt zu tragen, damit jeder sieht, das man auch seine Unterhosen täglich wechselt. Der Unterhaltungswert fängt jedes Mal mit: "Eh, haste die Tussi gesehn gestern, ey, die war geil. Und dem Martin, ne, den blöden Sack, ey, dem hau ich voll auf die Fresse, wenn er nochma soŽn Scheiss erzählt. Voll alle mach ich den" usw. usw. Man kann auch das Wort Tussi durch Macker ersetzen und Martin durch Silke oder so. Macht keinen Unterschied. Mädchen reden genauso, nur höher.

Aber ich bin ja Kinderlieb. Ich spiele ja auch immer mit den Nachbarskindern Fußball und solche Sachen. Ich mag sie. Deswegen sage ich nichts, wenn die Schulkasse im Zug rumkrakeelt. Lieber gehe ich. Obwohl ich glaube, dass es falsch ist. Wenn sich auf dem Weg nach München im ICE um einem herum ein Trupp älterer, strickender Damen in aller zu Verfügung stehender Lautstärke darüber unterhält, dass das Kaffeekränzchen bei Martha letztes Wochenende nicht so der Hit war, steht fast immer einer auf und sagt: "Meine Damen, bitte, geht es auch in bisschen leiser. Es interessiert hier keinen, ob Luise sich immer zuviel Sahne auf den Kuchen klatscht oder Elfriede immer die Häkeldeckchen zu locker häkelt." Hab ich auch schon erlebt.

Ich versuche erst einmal immer Blickkontakt mit dem Lehrer oder der Lehrerin aufzunehmen, um ihm oder ihr missmutig blickend klarzumachen, dass ja eigentlich sie dafür zuständig sind, den Geräuschpegel ein bisschen runter zu schrauben. Aber der vollbärtige Lehrer, sie sind eigentlich immer über 50, vollbärtig und Wollpullover tragend, egal in welcher Jahreszeit, schaute stur aus dem Fenster und machte sonst eigentlich kein Anzeichen, dass er irgendwie Leben in sich tragen würde. Die Lehrerin saß bei uns und rauchte. Lehrerinnen tragen immer Brille, rauchen, tragen Turnschuhe und weiße Socken, haben Hochwasser in der Hose und unrasierte Beine. Die gestern auch. Es muss eigentlich einen gewissen Schlag Lehrer geben, die immer für Klassenreisen ausgewählt werden. Oder es sind immer die gleichen. Ich weiß es nicht.

Doc.