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Das Land der Schlangen

It's a long, long way to Seattle

von Anka

Der Beginn

Beginnen wir mit dem 21. Dezember 2002. Das war der Reitapacktag. Wobei es ja eigentlich zwei nicht zu kleine Koffer waren, die ich packen musste. Der eine Koffer war auch schnell gepackt, denn die Geschenke die ich mitnehmen musste, haben den gefüllt. Mit dem anderen ging's nicht so schnell. Denn ich musste die Wäsche noch fertig trocknen, die dort hinein sollte. War nicht so ganz leicht, denn mein Wäschetrockner ist nicht wirklich flink. Also habe ich einfach den Gang im Keller zur Sauna gemacht, wo ich die Heizung voll aufgedrehte. Zwischenzeitlich bin ich dann zu einer Weihnachtsfeier gegangen und irgendwann um 3 Uhr früh heimgekommen. Die Wäsche war so gut wie trocken, der Koffer wurde fertig gepackt, und dann kam eh schon mein Vater, der mich zum Flughafen brachte. Mein Flieger ging um 6:55 Uhr. Zwei Stunden vorher dort sein und eisige Straßen zwangen uns sowieso, schon um 4 Uhr wegzufahren. Die Fahrt war okay. Wir waren viel zu früh im Flughafen, und der Check am Schalter war noch nicht offen. Also haben wir 20 Minuten gewartet. Als eine der ersten einzuchecken hat den Vorteil, Fensterplätze zu bekommen. Dann haben wir noch einen Kaffee getrunken und uns verabschiedet. Bis zum boarding war noch Zeit, also habe ich mich noch in den Geschäften umgesehen, bin einer unliebsamen Nachbarin meiner Mutter erfolgreich aus dem Weg gegangen und habe den Flieger bestiegen. Der Flug nach Amsterdam war mir zu kurz um zu schlafen, aber ich bin fast weggepennt.

Amsterdam

In Amsterdam hatte ich dann eine knappe Stunde Aufenthalt und habe mich den laaaaaaaangen Weg von einem Gate zum anderen geschleppt, die Passkontrolle hinter mich gebracht und stand dann beim Gate zum Flug nach Seattle. Dort hatte sich schon eine Schlange gebildet. Wie schön, denn man durfte nicht einfach boarden, nein, man musste sich anstellen, wurde dann durch die Absperrung gelassen und befragt bis zum geht nicht mehr: „Haben sie ihren Koffer allein gepackt? Haben sie etwas von jemand anderen eingepackt? Wissen sie, was das ist? Haben sie elektronische Geräte in ihrem Gepäck? Was ist der Zweck ihres Aufenthaltes in den USA? Wie lange werden sie bleiben?...“ Und dann durfte ich den Flieger endlich besteigen.

Der Flug

Der war natürlich zum Bersten voll, und es gab keine Möglichkeit, meinen Sitznachbarn loszuwerden so dass ich mich halbwegs ausstrecken konnte. Ich habe mich hingesetzt, die Augen zugemacht und bin sofort weggebüselt. Dann, als wir schon in der Luft waren, fingen die an, das Essen auszuteilen. Ich schlafe. Die depperte Stewardess weckt mich und fragt, ob ich essen möchte. Ich habe geglaubt, ich werde zur Terroristin und bringe sie um. Es war sowas von offensichtlich, dass ich schlafe, und diese blöde Kuh weckt mich auf und fragt, ob ich Hunger habe. Bis eine Stunde vor der Landung habe ich geschlafen. Gelegentlich bin ich aufgewacht, um meine Sitzposition zu ändern. Die letzte Stunde habe ich damit verbracht diese zwei Einreiseformulare auszufüllen und aus dem Fenster zu sehen und mich zu fragen, wieso dort so Striche in der Landschaft sind. Ich weiß es bis heute nicht. Ich frage mich, ob bei diesen Formularen wirklich jemand angeben würde, dass er/sie Drogen in das Land bringt oder terroristische Absichten hat. Außerdem: Was geht es die an, ob in der Familie irgendwelche Geisteskrankheiten vorliegen? Nicht, dass es bei uns so ist, aber selbst wenn, wäre dieses Familienmitglied nicht zwingend dabei. Und wenn jemand Einreiseverbot hätte, würde er/sie das sagen? Und wenn man einmal im Gefängnis gesessen hat, denke ich, sollte man sich vorher erkundigen, ob das Probleme bei der Einreise gibt, Wenn das ein Grund ist, nicht einreisen zu dürfen, gibt man das dann an?

Das Land der Schlangen

Dann sind wir gelandet. Ich bin unter Schmerzen aufgestanden und habe den Flieger verlassen. Neuneinhalb Stunden zu sitzen ist nicht unbedingt angenehm. Ich glaube, meine Muskeln haben sich dabei drastisch verkürzt. Dann kann die erste Schlange. Handgepäckskontrolle. Wenn man da durch ist, kommt man quasi zum Ende des Ganges. Dort findet man sich vor verschlossenen Glastüren wieder. Da bleibt nämlich so ein Shuttlezug stehen. In den steigt man dann ein und wird zu einem anderen Teil des Flughafens geshuttlet. Wenn man da ausgestiegen ist, darf man sich wieder in einer Schlange anstellen und findet sich bei der Passkontrolle wieder. Dort wurden dann die beiden Formulare verlangt, das eine für das Einreisevisum, das andere für den Zoll. Das Visumformular haben sie behalten und mich gefragt: Dann hab ich einen Stempel in den Pass bekommen, und einen Teil des Visumformulars habe die dort hineingeheftet. Man geht danach Stiegen hinunter und stellt sich zu einem Förderband, wo man auf seine Koffer wartet. Nachdem man die Koffer hat, geht man ein paar Schritte weiter und findet sich wieder in einer Schlange. Die Zollschlange nämlich. Dort schauen die den Pass an und tun so, als würden sie das Zollformular lesen. In Wirklichkeit lesen die das aber nicht, weil sie dich fragen, was du ausgefüllt hast und noch viel mehr: „Haben sie ihren Koffer allein gepackt? Haben sie etwas von jemand anderen eingepackt? Wissen sie was das ist? Haben sie elektronische Geräte in ihrem Gepäck? Was ist der Zweck ihres Aufenthaltes in den USA? Wie lange werden sie bleiben? Führen sie irgendwelche Lebensmittel (Fleisch/Wurstprodukte, Pflanzen) ein?...“ Wenn Schwarzbrot nicht dezidiert auf dem Zollformular steht, muss man es auch nicht angeben, oder? Auf die Frage was ich in den USA mache, habe ich erklärt, dass ich meine Schwester zu Weihnachten besuche. Der Bursche dort war echt auf Zack, denn der hat mit der Gegenfrage reagiert, ob ich Geschenke mithabe. Meine Antwort war: „Ja, Bücher“ Das scheint ihm genügt zu haben, denn ich durfte passieren. Und fand mich in der nächsten Schlange wieder. Ich musste meine Koffer wieder abgeben und durch eine weitere Handgepäckskontrolle. Dann ewig gegangen, Stiegen auf und ab und auf und ab, und dann sah ich da meine Schwester stehen. Wir haben uns fest umarmt und begrüßt, und erst dann konnte ich wieder zu meinen Koffern. Die kommen dann nämlich auf einem Förderband wieder zu Tage. Und das ist so sinnvoll angeordnet, dass dort jeder Fuzzi von der Strasse dran kann und sich einen Koffer aussuchen kann. Wirklich sinnvoll. Also eigentlich wollte ich damit nur schildern, dass die Einreise in Amerika mit all den Schlangen gut eine Stunde dauert!