Ein Rettungsboot irgendwo auf See, meilenweit entfernt von jedem Land. Im Rettungsboot sind fünf durchnäßte Seeleute - am Ende ihrer Kräfte...
Erster Seemann:
Immer noch kein Land in Sicht... Wie lang is's her?
Zweiter Seemann:
Das ist eine ziemlich intime Frage, Sir.
Erster Seemann:
Du Schwachkopf, ich hab nicht gemeint, "wie lang ist er", sondern
"wie lang ist es her" - nämlich, dass wir in diesem Rettungsboot
sitzen. Du hast die ganze Stimmung verdorben.
Zweiter Seemann:
Tut mir leid.
Erster Seemann:
Schnauze! Also noch mal... Immer noch kein Land in Sicht... Wie
lang is's her?
Zweiter Seemann:
Dreiunddreißig Tage, Sir.
Erster Seemann:
Dreiundreißig Tage?
Zweiter Seemann:
Ich glaub nicht, dass wir viel länger durchhalten können. Und ich
glaube nicht, dass ich die Stimmung verdorben hab.
Erster Seemann:
Schnauze!
Zweiter Seemann:
Tut mir leid, aber ich glaub wirklich nicht, dass ich die verdorben
hab.
Erster Seemann:
Aber natürlich!
Zweiter Seemann:
(zu drittem Seemann) Glaubst du, dass ich die Stimmung verdorben
hab?
Dritter Seemann:
Tja, also ich glaube, du...
Erster Seemann:
Schnauze, sag ich, Schnauze!!! Immer noch kein Land in Sicht...
Wie lang is's her?
Zweiter Seemann:
Dreiunddreißig Tage.
Vierter Seemann:
Geht's nochmal von vorn los? (Der erste Seemann tritt ihn gegens
Bein.) Uuaaaahh!
Erster Seemann:
Immer noch kein Land in Sicht... Wie lang is's her?
Zweiter Seemann:
Dreiundreißig Tage.
Erster Seemann:
Dreiunddreißig Tage?
Zweiter Seemann:
Ja. Viel länger können wir es nicht durchhalten. Seit dem fünften
Tag haben wir nichts mehr zu essen.
Dritter Seemann:
Wir sind erledigt! Wir sind erledigt!
Erster Seemann:
Schnauze, Maudling! Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass
uns jemand findet.
Vierter Seemann:
Wie geht's Ihnen, Käpt'n?
Kapitän:
Nicht besonders... ich... fühl mich... ziemlich... schwach.
Zweiter Seemann:
Viel länger können's wir nicht durchhalten.
Kapitän:
Mal herhören, Jungs... es gibt noch eine letzte Chance. Ich bin
erledigt, ich hab ein krankes Bein, mit mir wird's schnell geh'n,
ich komm auf keinen Fall durch... aber... 'n paar von euch könnten's
schaffen... ihr solltet mich essen.
Erster Seemann:
Sie essen, Sir?
Kapitän:
Ja, mich essen.
Zweiter Seemann:
Uääääähh! Mit einem kranken Bein?
Kapitän:
Sie brauchen ja nicht das Bein zu essen, Thompson, es gibt noch
genug gutes Fleisch... hier... schau'n sie sich meinen Arm an.
Dritter Seemann:
Es geht nicht nur ums Bein, Sir...
Kapitän:
Was soll das heißen?
Dritter Seemann:
Naja, Sir... es ist bloß...
Kapitän:
Warum wollen Sie mich nicht essen?
Dritter Seemann:
Ich würd lieber Johnson essen, Sir. (Zeigt auf viertem Seemann.)
Zweiter Seemann:
Oh, ich auch, Sir.
Kapitän:
Verstehe.
Vierter Seemann:
Also, damit ist die Sache erledigt. Alle essen mich.
Erster Seemann:
Tja... ich... äh...
Dritter Seemann:
Was ist, Sir?
Erster Seemann:
Nein, nein, macht nur weiter, ich werd nicht...
Vierter Seemann:
Unsinn, Unsinn, Sir, Sie werden verhungern. Haun Sie man rein!
Erster Seemann:
Nein, nein, das mein ich nicht...
Zweiter Seemann:
Was haben Sie gegen Johnson, Sir?
Erster Seemann:
Naja, er ist nicht... koscher.
Dritter Seemann:
Das hängt davon ab, wie wir ihn schlachten, Sir.
Erster Seemann:
Jaja, schon klar... also, um ehrlich zu sein, ich mag das Fleisch
lieber etwas magerer. (Zeigt auf den zweiten Seemann.) Ich
würd lieber Hodges essen...
Zweiter Seemann:
(munter) O fein... in Ordnung.
Dritter Seemann:
Nein, ich bleib bei Johnson.
Kapitän:
Jetzt hört endlich mit eurem Gezänk auf, und eßt mich!
Zweiter Seemann:
Hört mal! Ich weiß was. Warum sollen denn nicht diejenigen, die
wollen, Johnson essen; dann können Sie, Sir, mein Bein essen, dann
legen wir vom Käpt'n einen Vorrat an, und hinterher können wir die
Reste von Johnson kalt zum Abendbrot essen.
Erster Seemann:
Guter Gedanke, Hodges.
Vierter Seemann:
Und die Pfirsiche gibt's zum Schluß. (Hebt eine Dose Pfirsiche
hoch.)
Dritter Seemann:
Und mit den Avocados können wir anfangen. (Hebt zwei Avocados
hoch.)
Erster Seemann:
Fräulein! (Eine Kellnerin läuft über das Wasser zum Rettungsboot.)
Wir haben jetzt gewählt. Wir nehmen etwas Bein von Hodges...
(Buh-Rufe aus dem Off. Schnitt zu einem Brief.)
Offsprecher:
Sehr geehrte Herren, es freut mich zu hören, dass Ihr Studiopublikum
den letzten Sketch ebenso entschieden ablehnt wie ich. Als Marineoffizier
verabscheue ich die Unterstellung, die Königliche Marine wäre ein
Zufluchtshafen für Kannibalismus. Es ist allgemein bekannt, dass
wir das Problem jetzt relativ unter Kontrolle haben und dass es
die Luftwaffe ist, die momentan auf diesem Gebiet die größten Verluste
erleidet. Was glauben Sie denn wohl haben die Schottenröcke in Aden
gegessen? Araber? Hochachtungsvoll etc. Captain B.J. Smethwick in
Weißweinsauce mit Schalotten, Pilzen und Knoblauch.
abgeschrieben von Holgi 2000
(eingelegt in Öl mit gebackenen Schafskäse, Schmorzwiebeln und frischem Basilikum)