von Sveste
Die Planung
In einer grossen Wohnsiedlung, am Rande eines grossen Waldes, lebte
einmal ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern;
der Junge hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Armut lag über
dieser kleinen Familie. Papa hatte seine Arbeit verloren, weil Greenpeace
gegen den Holzabbau im Wald protestiert hatte, und Mama hatte sowieo
keinen Bock zum Arbeiten. Die Kinder wiederum waren zwar fast den
ganzen Tag draußen, aber prügelten sich dort dauernd mit den
anderen Kindern der Siedlung, weil diese sie immer wegen ihrer Namen
aufzogen. (Daher auch der Begriff "Hänseln", Anmerk. des Autors).
Geld war sowieso fast keines im Haus, und als die nächste Steuererhöhung
anstand, gab es gar nichts mehr zu essen. Als der Vater nun abends
im Bett lag und sich den Kopf zerbrach, wie er seine Brut versorgen
soll, sagte er zu seiner Frau: "Sach ma, was soll ich denn jetzt
machen, ha. Du kriegst deinen Hintern nicht vom Sofa hoch und ich
find keine Arbeit hier. Geh wenigstens putzen oder soll ich inne
Bank und fragen, ob sie auf neun Millimeter rausgeben können. Die
Kinder haben nix zu fressen, von Klamotten ganz zu schweigen. Mach
ma ´nen Vorschlag."
"Weißt du was", sagte die Frau, "ich kann nix dafür, das du nix
Anständiges gelernt hast. Pass auf, wir gehen morgen mit den Kindern
in den Wald spazieren, machen ihnen ein Feuer, dann kriegen sie
noch ein bißchen Brot, und wir hauen ab. Dusselig wie die
sind, finden sie den Weg nich mehr zurück, und wir sind die Sorgen
los."
"Bist du meschugge, Weib?", entgegnete der Vater, "wir können sie
doch ins Heim stecken. Wie bist du denn drauf." Aber seine Frau
ließ ihm keine Ruhe mehr und keifte bis er nachgab. Die beiden
Kinder haben natürlich die ganze Nacht Fernsehen geschaut und
das Theater mitbekommen. Gretel fing gleich das Heulen an, aber
Hänsel meinte nur trocken: "Nu mach dir mal nich ins Höschen, die
beiden Alten brauchen wir nicht. Ich hab `ne Idee. Wir verarschen
die beiden. Lass sie uns mal aussetzen, dann schleichen wir zurück
in die Stadt und betteln uns da durch. Mach dir ma kein Kopp".
Ausführung der Tat
Am nächsten Morgen kam gleich in aller Frühe die Mutter in das Zimmer
der beiden und weckte sie unsanft: "Los! Aufstehen, ihr beiden Faulpelze!.
Wir gehen spazieren". Dann drückte sie den beiden einen Kanten Brot
in die Hand und sagte: " Wehe, ihr esst das vor Mittag, dann gibt's
was hinter die Backen".
Nun machten sie sich auf den Weg in den Wald. Hänsel blieb immer
wieder stehen und schaute zurück auf den Wohnblock. Der Vater sagte:
"Wo bleibst du, komm gefälligst, was schaust du denn da immer?"
"Meine Fresse" erwiderte Hänsel, "ich schau, ob ein paar Freunde
da sind, denen ich winken kann".
Die Mutter meinte: " Seit wann hast du Freunde, du prügelst
dich doch immer nur. Halt uns nicht auf!"
Aber Hänsel hatte nur nach einer Ausrede gesucht, um immer wieder
unauffällig ein Stück von seinem Brot fallen zu lassen. Als
sie ziemlich weit im Wald waren, sprach der Vater: "Eure Mutter
und ich wollen jetzt ein bißchen alleine sein und uns unterhalten,
ihr wartet hier, sammelt mal ein bißchen Holz, dann machen
wir ein Feuer, damit ihr euch nicht den Arsch abfriert".
Also sammelten sie Holz, zündeten das Feuer an, und die Eltern machten
sich vom Acker. Als es Mittag wurde, hatten sich die beiden ihre
Knifte Brot reingeschlagen, bzw. das was übrig war, und von der
langen Warterei wurden sie ziemlich müde und sie schliefen ein.
Als sie wieder aufwachten, war es stockdunkel und Gretel fing gleich
wieder das Plärren an. Hänsel beruhigte sie gleich: "Warte bis der
Mond scheint, dann sehen wir die Brotstücke und finden wieder in
die Stadt".
Nun war Hänsel aber nicht gerade der Hellsten einer. Vögel hatten
die ganzen Krümel weggepickt. Gretel fing natürlich gleich
wieder das Zetern an, aber Hänsel drohte ihr, dass er ihr eine knallt,
wenn sie nicht den Mund hielte, und da war wieder Ruhe.
Die böse Hexe
Nun liefen sie tagelang durch den Wald und kamen immer tiefer in
ihn rein und hatten nur Beeren und sowas zu essen. War nicht wirklich
prickelnd. Nach 3 Tagen endlich sahen sie einen großen Vogel.
Hänsel und Gretel hatten so einen Kohldampf, dass sie beschlossen
das Vieh zu fangen und zu braten. Bei der Jagd nach dem Vogel kamen
sie auf eine Lichtung, auf der ein Haus stand. Der Vogel setzte
sich auf den Giebel und machte keine Anstalten mehr weiterzufliegen.
Hänsel und Gretel, nicht blöd, suchten sich ein paar Steine und
versuchten steine-werfenderweise den Vogel runter zu holen. Leider
trafen sie auch des öfteren das Haus, und auf einmal kam eine Stimme
aus einem Fenster: "Knusper, knusper, Kneischen, wer schmeisst da
Sachen auf mein Häuschen?"
Die Kinder antworteten: "Knusper, knusper,Kneischen? Hör auf zu
kreischen, sonst gibt´s Beule, du alte Eule", und machten weiter,
ohne sich beirren zu lassen. Hänsel war gerade dabei, einen Weg
zu suchen, um auf das Dach zu kommen, als auf einmal die Tür aufging.
und eine steinalte Frau - hässlich wie die Nacht schwarz - kam heraus,
auf eine Krücke gestützt. Die beiden bekamen erst mal einen gewaltigen
Schock. Sowas hatten sie außer im Altersheim auch noch nicht
gesehen.
Die Alte wackelte mit dem Kopf und sprach: "Wie seid ihr denn drauf.
Mein Haus hier demolieren. Was macht ihr überhaupt hier?" Dann sah
sie, wie fertig Hänsel und Gretel waren und sagte: "Kommt rein,
ihr müsst doch hungrig sein. Ruht euch ein wenig aus, und wenn ihr
drin seid, könnt ihr wenigstens mein Haus nicht abreissen".
Den beiden Kindern kam die alte Frau zwar ein bißchen urig
vor, aber Hänsel raunte Gretel zu: "Lass uns mal mit rein. Wenn
sie komisch wird, kriegt sie einen vor den Latz, und wir hauen wieder
ab". Erstmal drin, hat die Alte dann groß aufgekocht. Keinen
Dosenfraß - so wie zuhause -, sondern gute alte Hausmannskost.
Leider war die gute Frau eine von Interpol gejagte Organhändlerin,
die sich im Wald verstecken musste und sah in den beiden eine günstige
Gelegenheit, wieder ins Geschäft zu kommen. Also hat sie in das
Essen erstmal ein paar KO-Tropfen getan, die natürlich gleich Wirkung
zeigten. Als Hänsel erstmal mit dem Kopf in die Suppe knallte, nahm
sie ihn und trug ihn in einen Nebenraum und verschloss die Tür.
Dann ging sie zu Gretel, kippte ihr einen Eimer Wasser über den
Kopf, damit sie aufwachte und befahl: "So, du Mistgöre. Jetzt machst
du erstmal richtig sauber hier und dann kochst du zu Essen was geht,
damit ihr beiden wieder was auf die Rippen bekommt. Nicht, dass
ihr mir hier abnippelt, bevor die Kunden kommen".
Gretel fing natürlich gleich wieder das Plärren an, aber was half
es? Gretel alleine kam gegen die Alte, die erstaunlich rüstig war
für ihr Alter, nicht an. Also brachte sie die Hütte auf Vordermann
und kochte wie eine Besessene.
Die Wochen gingen ins Land, und Hänsel sah immer noch nicht besser
aus. Die alte Schachtel konnte ja nicht wissen, dass sich Hänsel
immer nach dem Essen den Finger in den Hals steckte und aus dem
Fenster reiherte. Gretel machte immer das selbe, unter dem Vorwand
mal pinkeln zu müssen. Nach ein paar Wochen platzte der Alten der
Kragen: "Jetzt hab ich aber die Schnauze voll hier, kann ja wohl
nicht sein. Fressen wie die Scheunendrescher und sehen aus wie Bulemiekranke.
Fuck! Gretel! Schmeiss mal den Backofen an, wir brauchen Brot."
Gretel
holte Holz und feuerte den alten Ofen an. Die Alte heischte sie
an: "Sieh zu, dass er richtig heiss ist, sonst wird das nichts."
Jetzt bekam Gretel einen zuviel: "Toller Roller, ich mach hier einen
auf Putzfrau und Mamsell, und du maulst nur herum. Wie soll ich
das machen, reinkriechen oder was?"
Die Alte kam in Rage: "Du bist doch dumm wie ein Stück Toastbrot,
muss man dir alles zeigen". Sprachs, und beugte sich über das Trumm
von Ofen. Gretel, jetzt auf Hundertachtzig und doch nicht so blöd,
gab der Alten einen gewaltigen Tritt in den alten Arsch und sie
fiel vornüber in den Ofen. Gretel gleich Klappe zu, und die Alte
fing das Schreien an. Geholfen hat es natürlich nicht. Sie verbrannte
bei lebendigem Leib.
Nachhause
Gretel machte sich gleich daran, das Schloss der Tür zu knacken,
hinter der Hänsel eingesperrt war. Nachdem er dann befreit war,
durchsuchten sie erstmal die Hütte, ob sie noch etwas gebrauchen
konnten. Und in der Tat fanden sie noch einen ganzen Koffer mit
Tausendern, alles Geld aus illegalem Organschmuggel. Aber das konnten
ja Hänsel und Gretel erstens nicht wissen und wäre ihnen zweitens
auch ziemlich schnuppe gewesen.
Dann machten sie sich auf die Socken und suchten sich einen Weg
aus dem Wald. Nach zwei weiteren Tagen endlich kam ihnen der Wald
immer bekannter vor, so dass sie schlißelich irgendwann ihren
altvertrauten Wohnsilo wiederfanden. Sofort rannten sie in ihre
Wohnung, wo sie Ihren Vater entdeckten. Der war auch wirklich froh
seine Kinder wiederzusehen. Die ganze Zeit hatte er sich Vorwürfe
gemacht, das er sich hat plattschlagen lassen von seiner Frau. Seine
Frau hatte kurz nach der Aktion auch die Schnauze von ihm vollgehabt
und sich mit ihrem Lover verpisst. Hänsel zeigte seinem Vater den
Koffer mit der Kohle und alle waren happy.
Die Zukunft
Es ging sogar ein paar Tage gut mit der wiedervereinten Familie.
Gretel, die Heulsuse, fing dann aber immer wieder an, dem Vater
Vorwürfe zu machen: "Du alter Arsch, lässt uns eiskalt im Wald verhungern,
wilde Tiere hätten uns angreifen können, oder die Russenmafia hätte
meine Leber an irgendeine Tussi verkauft".
Der Vater versuchte sich natürlich zu rechtfertigen, mit "du
weißt schon, wie Mutter war", und "was hätte ich denn
machen sollen?" Der unerwartete Geldsegen brachte ihn schließlich
auch kein Glück. Nach der langen Zeit der Entbehrungen konnte
er sich zwar wieder mal kaufen, was er wollte, und setzte das auch
gleich mal in die Tat um, indem er, was er konnte, in Schnaps umsetzte.
Doch Gretel, die nur eine Familie wollte und überhaupt nicht mehr
klar kam, landete langsam, aber sicher auf der Straße, und
mit ihren Nerven ging es echt bergab.
Nach ein paar Wochen fing sie an, heimlich Kohle aus dem Koffer
zu nehmen und kaufte sich dafür Koks. Hänsel bekam einen ziemlichen
Hals, weil das Geld so verschleudert wurde, das sie der Organhändlerin
geklaut hatten. Nach ein paar Wochen hatte er die Schnauze voll.
Das Ende
Hänsel packte seine Klamotten, verabschiedete sich von seinem
Vater, der eh nichts mehr mitbekam, weil er nur besoffen auf dem
Sofa pennte. Den Koffer nahm Hänsel natürlich mit. Er schaffte
es bis in die nächste Stadt und nahm sich eine billige Absteige.
Die Hure, die er sich in der ersten Nacht besorgte, bekam mit, dass
er eine Menge Asche hatte und teilte dies erstmal stante pede ihrem
Luden mit. Der - nicht faul - besorgte sich erst Verstärkung, und
dann besorgte er es Hänsel. Hänsel schaffte es danach noch
bis ins Krankenhaus. Dort erlag er seinen Verletzungen.
Als Gretel dies hörte, nahm sie eine Überdosis und leistet seitdem
ihrem Bruder wieder Gesellschaft. Den Vater konnte all dies nicht
mehr schocken, da er sich selber schon erfolgreich ins Koma gesoffen
hatte. Und die Moral von der Geschicht: Ein Märchen ohne Happy End
ist etwas, was nicht jeder kennt.