Eine Katze fällt aus dem Rahmen

von Miau Miau

Vorweg eine kleine Anmerkung: Dies hier ist nicht selber erdacht, nur nacherzählt. Ich fand die Mutmaßungen, wie ein Gemälde entsteht, so witzig...

Also.. ein reicher Florentiner Kaufmann wollte unbedingt seine werte Gemahlin mit einem Porträt verewigt haben. Der Maler dachte sich: "Was? Diese langweilige Dörrpflaume soll ich malen?" Aber er behielt seine Meinung wohlweislich für sich, denn der Preis stimmte.

Er nahm den Auftrag an. Die Dame setzte sich in Position, und er fing an zu malen. Und das war gar nicht einfach für ihn, denn die werte Dame saß da wie angenagelt. Sie sagte nicht "Muh" und nicht "Mäh", und dem guten Künstler wollte angesichts dieser unbewegt dasitzenden Person keine richtige Inspirationen kommen. Also malte er das Drumherum: den Hintergrund, den Vordergrund, aber in der Mitte klaffte ein weißes Nichts.

Er bereute schon zutiefst diesen Auftrag überhaupt angenommen zu haben. Seinen Auftraggeber, der langsam ungeduldig wurde, vertröstete er mit folgenden Worten: "Es ist wie beim Essen, die besten Bissen hebt man sich bis zum Schluß auf." Und so vergingen Tage, Wochen, Monate, aber ein Fortschritt war nicht erkennbar.

Er konnte überhaupt nicht verstehen, was sein Auftraggeber an diesem langweiligen, farblosen Wesen so malenswert fand (das wagte er aber nie zu sagen). Irgendwann platzte dem Auftraggeber dann der Kragen, und er sagte: "Wenn du meine Elisabeth nicht bis... (er nannte eine Frist) fertig hast, mein Freund, dann gibt es keine Kohle!"

ELISABETH schoss es da dem Maler durch den Kopf. Das war die Lösung! Denn wie es der Zufall wollte, des Malers geliebte Katze trug den selben Namen. Faul und in Ehren ergraut lag sie immer unter seiner Staffelei und schaute ihm bei seinem Tun gelangweilt zu. Sie gab ihm die nötige Inspiration durch ihre wohlige Gelassenheit.

Also nahm er seine geliebte Katze Elisabeth und legte sie dem Model mit dem gleichen Namen auf den Schoß. Und die Gute legte ihre Hände um das weiche Kuscheltier, und die Katze fing an zu schnurren und schmiegte sich zärtlich an die Brust der Frau.

Nun war eine Anmut entstanden, die zuvor nicht vorhanden war. Flugs griff der Maler zu seinem Pinsel und malte los. Die Katze durfte er ja nicht malen, obwohl ja die eigentliche Wirkung von ihr ausging. Deshalb malte er ihren züchtig verdeckten Busen, die über Kreuz gelegten Hände, ihr schwarzes, madonnenhaft gescheiteltes Haar, bis schließlich nur noch das Gesicht fehlte. Hier zauderte der Maler aber auch nicht mehr. Er malte das rätselhafteste Lächeln, das die Welt je gesehen hatte, voller Entzücken und Erstaunen, voller Charme und Unnahbarkeit - er hatte das Lächeln seiner Katze auf die Leinwand gebannt.

Als der Kaufmann wenig später das Porträt in Empfang nahm, rief er überwältigt aus: "Das ist ja meine Elisabeth wie sie leibt und lebt... eine wahre Schönheit !"

"Fürwahr", sagte der Maler, "und so wollen wir dem Bild doch einen Namen geben. Wie wäre es mit Mona Lisa?"

Mm~