Neulings-Anwärter-Kandidat

von LoneStar und Anka

Gestern erst erreichte ich die letzte Seite in dem Buch "Raumschiff Titanic" und las dort Hinweise auf ein Spiel (für elektronische Datenverarbeitungsgeräte) und auf Internetseiten. Hätte ich diese letzten Seiten, wie es durchaus vorkommen sollte, gleich anfangs gelesen, so wäre ich wohl viel früher hier mit meiner Frage aufgetaucht.

Da ich aber, wie von den Autoren vorgesehen, das Buch mit der Seite 1 zu lesen begann, verzögerte sich mein Eintreffen hier um einige Tage. Dies bleibt sicher ohne kosmischen Auswirkungen. Zumal niemand hier gar nur eine Ahnung von meiner Existenz hatte, noch von meinem Auftauchen hier und selbst wenn es jemand geahnt hätte, so wäre es nicht nur ohne kosmischen Auswirkungen geblieben sondern sogar, und das kann ich - glaube ich - in aller Deutlichkeit feststellen zu wagen, gänzlich ohne ernstere Bedeutung. Außer Acht lasse ich hierbei die Theorien über die universelle Wirkung von Zufällen und Schmetterlingsflügelschlägen, da deren Einfluß auf virtuelle Umgebungen noch nicht erforscht wurde.

Nachdem ich nun demonstriert habe, dass ich im Stande bin, belanglose Feststellungen mit noch belangloseren Folgerungen zu verbinden und sie als Einleitung zu einer Frage zu tarnen, stelle ich nun ganz "unvermittelt" die Frage: Wo zum Geier könnte man ein Exemplar des oben angedeuteten, im Buch ausdrücklich erwähnten Spieles bekommen? Anders gefragt: Wie kann man vom Neulings-Anwärter-Kandidat zum Neulings-Anwärter, sodann wahlweise zu Neuling oder Anwärter mutieren?

Ich habe die nicht ganz unbegründete Vermutung, dass die angesprochenen Captains und die ehrenwerten Anwärter im Stande sein könnten, diese Frage mit einer gewissen Eindeutigkeit zu beantworten, wofür ich sehr dankbar wäre.

LoneStar



Liebe/r Kanditat/in!

Natürlich könnte ich auf die gestellte Frage nach dem WO, also wo man/frau dieses Spiel beziehen kann, sofort antworten. Kurz und bündig sozusagen. Aber ich denke, das wäre nur der halbe Spass. Daher möchte ich Ihnen, liebe/r Kanditat/in, erst einmal dazu gratulieren, dieses Buch von vorne bis hinten gelesen zu haben. Eine äußerst ungewöhnliche Vorgehensweise auf diesen Breitengraden, Bücher zu bearbeiten. WIrklich äußerst ungewöhnlich. Darf ich fragen, was SIe dazu veranlasst hat, das Buch von vorne nach hinten durchzulesen und nicht umgekehrt? Oder von der Mitte begonnen? Wahrlich eine Meisterleistung. Aber nun genug der Gratulationen. Wir freuen uns wirklich Sie hier an Bord begrüßen zu dürfen. Wie sind Sie denn auf unsere kleine bescheidene, dank wortmax absolut geniale Seite gestossen?

Anka





Namens und im Auftrag von LoneStar (der ich zwar selber bin, aber es klingt irgendwie wichtiger) möchte ich mich für die schnelle Beantwortung meiner Frage bedanken: Danke, danke, danke.

Ich weiß das besonders zu schätzen, da die Beantwortung unerwarteter Fragen gar nicht so selbstverständlich ist. So brachte meine Frage nach einer Wurstsemmel und Coke in einem Geschäft, in dem nur Autobatterien vertrieben wurden, den gesamten Betrieb zum Erliegen. (Der Verkäufer dachte vermutlich nur schlicht: "Haha, was für ein Witzbold"). Vielleicht brannte auch nur eine Sicherung durch, denn als ich mich erwartungsgemäß dann doch nach einer Batterie erkundigt hatte, lächelte der Verkäufer zwar auch nicht [Lächeln, Anlachen oder vergleichbare Freundlichkeiten sind Kunden gegenüber, dem Verkaufspersonal unter Androhung von Bußgeld und nicht unter 15 Folgen Mutantenstadl, strengstens untersagt. § 23 I 2 GUK (Gesetz über den Umgang mit Kunden)], aber sein ehemals so regungsloses Gesicht strahlte sichtlich entspannter, und er fragte mich nach der Typenbezeichnung.

Um mögliche Spekulationen über mein Geschlecht einzudämmen, teile ich mit, dass ich nach meinen bisherigen Erkenntnissen ein Mann bin (oder zumindest das, was man landläufig für einen Mann halten könnte - bei günstiger Beleuchtung und freundlicher Gesinnung).

Ich kann die Ängste, die Lord Helmchen betreffen, auch zerstreuen: Helmchen befindet sich (samt Spielfiguren) auf einer Fortbildung für intergalaktische Fieslinge unter dem Motto: "Böse sein leicht gemacht - vom Quälgeist zum Scheusal" veranstaltet von der Gesellschaft für angewandte Bosheit e.V.

Nun zu der Frage, wie ich dazu kam, das Buch mit der Seite 1 beginnend zu lesen. Nun man wird schon bei der Auslage, sofern man des Lesens mächtig ist, auf die Weise manipuliert, dass die Aufmerksamkeit auf das Lesen des Titels gelenkt wird, wodurch eine gewisse Ausrichtung in Bezug zu den Augen vorgegeben ist. Zwar gab es Splittergruppen, deren Mitglieder die Bücher um 90° verdrehten, um so dann die Zeilen ab- oder aufwärts zu lesen, doch das letzte Mitglied des "Clubs für Stehschläfer und Vertikalleser e.V." wurde im Jahre 1923 bei einer dadaistischen Lesung gesichtet und gilt seither als verschollen. (Böse Zungen behaupten, er habe geheiratet und hätte einen bürgerlichen Beruf ergriffen.)

Durchsetzen konnten sich auch die Versuche, Bücher ohne Seitenzahlen zu drucken, deren Blätter vollkommen willkürlich aufeinander folgten (Vorväter der heutigen Bedienungsanleitungen), sowie Bücher mit Seitenzahlen, dafür ohne Inhalt (von denen die wohlbekannten Filofax´s abstammen, deren seiten man selbst mit Inhalt füllen sollte - woran man sieht, es gibt keine sinnlosen Erfindungen, nur unfähige Anwender), unters Volk zu bringen, nicht.

Da wäre dann noch die japanische Methode, wonach man das Buch in der linken Hand halten sollte und mit der rechten nach rechts aufblättern. Lange Zeit galt diese Art Bücher praktisch rückwärts zu lesen als genial und zugleich revolutionär, bis finnische Sprachforscher in einer 12-jährigen Feldforschung aufdeckten, dass japanische Bücher auch andersherum geschrieben sind, wodurch die Sache deutlich an Originalität verlor. Es gab auch noch die künstlerisch, intuitive Methode, wonach man das Buch je nach Laune, mal auf der, mal auf einer anderen Seite aufschlägt und dies weiterführt bis man alle Seiten erwischt hat [um nicht eine Seite zweimal zu lesen, benutzten die Anhänger dieser Methode kleine, mit Tinte gefüllten Röhrchen, in denen die Tinte vom Filzgewebe gespeichert war - weshalb sie auch den Spitznamen "die Filtzläuse" trugen - und deren Ende eine mit Ohrenschmalz gedrehten Ohrenhaarspitze saß (daher der Ausdruck "die Ohren spitzen" was nicht ganz korrekt ist, denn es wurden ja nur die Haare gespitzt, doch da wären wir wieder bei der Sache mit dem Körnchen Wahrheit), womit sie die Seiten markierten - heute jedem als Filzstift bekannt]. Leider konnten sich die Mitglieder bei Gesprächen weder über Ablauf noch über deren Bedeutung in den Büchern einigen, was an der willkürlichen Reihenfolge des Gelesenen lag, so dass gegen Ende der 40er Jahre auch diese Gruppe erledigt war. Es gibt verwegene Theorien (erneut waren es die finnischen Forscher), wonach das Verschwinden der "Filzläuse" nur vorgetäuscht sei, die Mitglieder der Gruppe würden nun bei Firmen für technische Dokumentationen tätig sein, wo sie bei der Erstellung von Gebrauchsanweisungen ihre alten Sitten pflegen würden.

NIcht zuletzt heißt es schon im Volksmund: "Um im Buch voranzuschreiten, lass Dich von den Seitenzahlen leiten". Und obwohl solche Sprüche immer auch ein Körnchen Wahrheit beinhalten, sollte man sie nicht für bare Münze nehmen. Ich entschied mich dennoch für diese vielversprechende Methode. Ich wusste damals noch nicht, dass lustige Passagen auf diese Weise gelesen, eine wesentlich verheerendere Wirkung entfalten können, als etwa rückwärts oder zerstückelt gelesen. Ich hoffe, nun alle Klarheiten beseitigt zu haben.

LoneStar