Wien aus meiner Sicht

von Ed Home

Von der denkwürdigen Fahrt im ICE habe ich noch Mauzis Wundertasche in Erinnerung, aus der sie alles Mögliche hervorzauberte: Stullen sowieso, Bananen, ENERGIE-Riegel (Merkst Du schon eine Wirkung?) und sogar ein feuchter Waschlappen. So waren wir Zugreisenden also gut versorgt und hatten jede Menge Spaß. Die Mitreisenden übrigens auch, besonders als der Sandmann dazukam und ein wenig plauderte. *g* Wir waren aber nicht so laut, wie die Fußballer im Speisewagen, ganz ehrlich!

Dann in Wien, die erste herbe Enttäuschung: bei Anka ist das Warmwasser ausgefallen! Egal, duschen wir eben kalt, dachte ich. Bis ich am Freitag-Morgen den Sandmann im Bad höre: Rauschendes Wasser und eine unterdrückt fluchende Stimme: "FUCK, FUCK, ist das kalt, oh Scheiße, FUCK..." Ich habe es an dem Morgen beim Zähneputzen belassen. Nachmittags war alles repariert, wir konnten wieder zivilisiert duschen.

Vom Donnerstagabend habe ich noch dieses wundervolle Zaziki in Erinnerung. Match stand am Grill, c.w.a hatte auf seinem Motorrad (!) ein Fässchen Bier eingeflogen. (Muss gut gewesen sein, die Biertrinker unter uns hatten so ein verzücktes Genießergesicht.) Wir anderen reduzierten die Weinvorräte, aber alle, wirklich alle, haben wir geraucht, die Nichtraucher dann eben passiv.*g*

Am Freitag gleich nach dem Frühstück bei Su und Match, so gegen ein Uhr, sind wir in Wien-Schönbrunn, eingefallen. Mein Eindruck: sehr groß das alles, im Vergleich dazu sind die Herrenhäuser Gärten in Hannover Vorgärten. Stadtrundfahrt mit der BIM. Am Abend zum Heurigen. Dachte, man spricht Deutsch in Wien, aber die Speisekarte musste ich mir übersetzen lassen: Blunzn, gerissener Kren, Schopf- und Lungenbraten etc.

Sandmann weigerte sich standhaft, auf dem Tisch zu tanzen. Das lag wohl daran, dass es keine Ein-Schilling-Scheine gibt, und mit all den Münzen in der untenrum zugeschnürten Boxershorts wollte er nicht so recht, kann man (und Frau) verstehen. Mitten beim Essen werden wir plötzlich angesprochen, als ich mich umdrehe, sehe ich nur Rosen, und der Typ dahinter nuschelt: "Wolle Rose kaufe?" Samstag in der U-Bahn, die Türen gehen an jeder Station mal links und mal rechts auf. Eine Stimme aus dem Hintergrund (natürlich wieder Sandmann): "Ich weiß, das muss sähr verwirrend für sie sein..."

Was war noch?, Ach ja, Topfeneis, Fiaker (die armen Gäule), wunderschön bemalte Fassaden, der Naschmarkt (Gerichte und Gerüche aus aller Welt), Karpfenretter, Flohmarkt, viele, viele Touristen, nette Wiener, Stephansdom (wir hatten keine Kerze dabei, können wir Zigaretten gelten lassen?) und, und, und...

Der einsame Frosch bei Su und Match im Teich, der Nacht für Nacht und auch bei Tag, sein sehnsuchtsvolles Quaken erschallen ließ. Ein unglaublich guter Kaffee, aus sogenannten "Heferln" getrunken, Teetassen von Pisspottgöße, nette Nachbarn (wir waren wirklich gaanz leise, nachts im Garten). Jiz an Ankas Compi: "Ich bin ja jetzt gar nicht ich!" Eine sagenhafte Stimmung, als würden sich alle seit Jahrzehnten kennen, und alle paar Minuten hat es uns vor Lachen von den Sitzen gerissen...

Tja, und dann der Abschied, von c.w.a. und Sändi schon am Sonnabend, wir anderen am Westbahnhof, das letzte war die Aufschrift MC TITANIC am Zugfenster, Jizīs eigene Handschrift; und die Fußballer von der Hinfahrt waren auch wieder lautstark vertreten. Wir waren diesmal nicht so laut, lag vielleicht an der Erschöpfung, Sändie fehlte. Oder einfach, weil ein Teil von uns immer noch in Wien war - und ist.

Danke nochmals an unsere Wiener Gasteltern, Su und Match, die ihr Kind ins Ausland schickten und selber auf dem Dachboden nächtigten; Anka, die in ihrer halbfertigen Küche einen wundervollen Kuchen kreierte, das arme Mädel schlief auf der Tschäse, während sich die Piefkes in den Betten breit machten.

Alles in allem war das Treffen viel zu kurz. Es fehlten ein paar Captains, und nach meiner Meinung sollten wir nicht zu lange auf ein neues Meeting warten. Das waren ein paar persönliche Erinnerungen, längst nicht alle, und vielleicht für die Daheimgebliebenen ein kleiner Eindruck von Wien. Vom Kulturschock des Heimkommens kann ich ja ein anderes Mal berichten. Für jetzt also Schluß. Eure

Ed Home