Viele alte Gebäude sind schon aus dem Dorf verschwunden, eine Entwicklung wie in vielen anderen Gegenden auch. Moderne Häuser bieten selten Lebensraum für Tiere, die auf Nischen, Winkel und Öffnungen angewiesen sind. Und wenn sich doch einmal Wildtiere oder Insekten in Neubauten verirren, so werden sie meist als Schädlinge betrachtet.
An dieser alten Scheune ist jedoch sehr schön zu erkennen, wie ein Zusammenleben dennoch möglich ist und wie es früher wohl überall ausgesehen hat. Im zeitigen Frühjahr schwärmen an der offenen Lehmwand der Scheune geschützte Pelzbienen. Jede für sich eine Königin, die Gänge in den Naturstoff beisst und "auf einem See von Nektar" ein Nahrungspaket Pollen bei ihren Eiern ablegt. Schon Mitte Mai ist äußerlich alles wieder ruhig, man sieht nur eine Lehmwand mit seltsamen Löchern, an der sich noch vereinzelt Pelzbienen tummeln. Doch im Inneren wachsen die Larven heran, die sich im Herbst verpuppen und dort überwintern.
Keine Angst vor diesen Solitär-Bienen, übrigens. Sie sind nicht angriffslustig.
An lauen Sommerabenden fliegen Fledermäuse in großer Zahl auf Nahrungssuche aus ihren Tagverstecken. In Scheunen wie diesen, aber auch Spalten in Hausfassaden verschlafen die Insektenvertilger den Tag. "Kinderstuben" werden meist an geschützten Orten eingerichtet, das können Scheunen wie diese sein, Dachböden, oder Fledermauskästen. Für den Winter suchen sich die Tiere frostfreie Räume.
Dank der Bemühungen des Nabu-Mitglieds und Umweltbeauftragten, Erhard Zander, gibt es bei den Schleiereulen regelmäßig Bruterfolge zu vermelden. An mehreren Stellen im Ort haben Anwohner ihre Scheunen für Nistkästen zur Verfügung gestellt.
Auf einem Torbalken an der Südseite steht das Datum 1838, das als Baujahr vermutet werden kann. Zur damaligen Zeit wurde die Wetterseite besonders gegen durch Regen bedingte Auswaschungen geschützt. In diesem Fall mit Holzbrettern. Die Grundbalken liegen erhöht auf einer Schicht Feldsteinen, die das Holz so aus der Reichweite des Spritzwassers hält. Scheunen wurden gut belüftet, denn das Heu musste trocken bleiben oder werden. Die Öffnungen in Dach und Giebel, sogenannte Uhlenfluchten, wurden gerne von Eulen, Fledermäusen, Schwalben und Falken genutzt.