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Rattarium  

Wieder hundlos

Sancho am Ender des Wegs Als wir vor fünf Jahren unseren Podenco Andaluz ins Haus holten, ahnten wir nicht, was auf uns zukam. Wir hatten ja inzwischen Erfahrung mit einem Mix (Lady), einem verrückten LanghaarSchäfer (Heidi) und zwischenzeitlich auch mit einem Labbi-Irgendwas (Barry), ein Bursche mit Charakter und Lebenswillen, den wir mit 14 Jahren aus dem Tierheim holten und der noch zweieinhalb tolle Jahre mit uns hatte. Und uns vor allem die Liebe zu Hunden wieder nahe brachte. Denn unser Zausel Heidi war schon ziemlich seltsam und trotz aller Hundeerfahrung unsererseits hatte dieses Zeckensuchgerät ziemlich viele bleibende Baustellen an Verhaltensfehlern – hatte aber nie eine wirklich enge Beziehung zu uns aufgebaut.
Und dann kam Sancho.
Eine stille, sanfte Seele, die leise in unser Leben trat, fast nie aufdringlich war, oder wenn, dann immer auf eine unglaublich charmante Art. Man schätzte ihn damals auf 2 bis drei Jahre, aufgrund möglicher Vorerkrankungen ließ sich das nicht genau feststellen. Zudem war er dadurch fast taub.

Wir hatten allerdings den Verdacht, dass er mindestens schon 5 oder 6 sei. Er kannte keine Treppen und wenn ihm ein Leckerchen vor die Füße geworfen wurde, schreckte er zurück, als würden wir ihn mit Steinen bewerfen. Autofahren war ihm unheimlich. Was hatte er wohl auf dieser Welt schon gesehen – außer der Perrera auf Mallorca?
Aber diese Unsicherheiten hielten nur kurz. Er lernte schnell und nie werde ich den Moment vergessen, da er mit Anlauf und einem breiten erwartungvollen Grinsen ins Auto sprang, als er begriffen hatte, das wir damit zum Auslaufen fuhren. Irgendwann hatte er in unserem Haus genügend Sicherheit und lebte danach seine Neugier aus. Draußen stöberte er voller Lebensfreude, lernte auf den Wegen zu bleiben und lernte die Hunde der Umgebung kennen, und rollte sich danach zuhause zufrieden auf seiner Decke zusammen.
Sein gesundheitlicher Abstieg begann schleichend. Erst fiel das Radfahren weg, dann wurden die Spaziergänge immer kürzer. Zuletzt kaufte ich ihm sogar eine Rampe, damit er ins Auto kam. Er wurde zunehmend unsauber und merkte es nicht. Um die fehlende Bewegung zu kompensieren, verteilte ich seine Futterration zweimal täglich im Garten. Das fand er wunderbar. Das konnte er noch. Und oft war er fertig, meldete sich an der Terrassentür – und wollte bald darauf noch einmal nachschauen, ob er wirklich alles gefunden hatte.
Aber der körperliche Verfall schritt unerbittlich voran.

Und dann kam Ostern 2015, ohne Hund. Gründonnerstag … er starb schnell beim Tierarzt, mit einem Leckerchen zwischen den Zähnen. Es war doch „nur“ ein Hund, aber die Abwesenheit dieses Wesens, unseres Familienmitglieds, ist im Haus beinahe greifbar. Eigentlich sollte er unser letzter Canide bleiben.
Eigentlich.
Und dann sind da die Tierheime. Voller armer Seelen in kleinen Zwingern, die nur auf ein Zuhause warten. Wir haben da schon einen kleinen Kerl in der engeren Wahl. Vielleicht sind wir nächste Woche wieder zu fünft.
Das Loch im Herzen namens Sancho wird jedoch bleiben.

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